Bottrop. Auf Prosper-Haniel soll ein neues Industriegebiet in Bottrop entstehen. Was auf dem Areal geplant ist und wann der Abriss starten soll.
Anfang 2025 könnten am früheren Bergwerk Prosper-Haniel die Abrissbirnen kreisen. Nur die denkmalgeschützten Teile, wie zum Beispiel der Förderturm und die Schachthalle, sollen erhalten bleiben. Der nicht denkmalgeschützte Rest wird abgerissen. So sieht die aktuelle Planung der Stadtverwaltung aus. Oberbürgermeister Bernd Tischler teilte dies im Gespräch mit der WAZ mit.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal
„Im Januar soll der Abbruch der Gebäude beginnen“, so Tischler zur Planung. Für diese gesamte Maßnahme rechnet er mit einer Dauer von mehr als einem Jahr. Das gesamte Areal des Bergwerks misst eine Fläche von 38 Hektar. Die Zusammenarbeit mit der Eigentümerin, der RAG Montan Immobilien, bezeichnet er als „ein kooperatives, gutes Miteinander.“
Beide sitzen gemeinsam in einem Boot. Die RAG Montan Immobilien benötigt die Stadt, weil sie die Bauplanung übernimmt und die Fläche später entwickeln möchte. Und die Stadt benötigt die RAG Montan Immobilien, damit die Fläche im Vorfeld nutzbar gemacht wird.
„Im Moment läuft der Abschlussbetriebsplan“, sagt Bernd Tischler. Laut Bundesberggesetz ein Vorgang, um die einstige Bergbaufläche stillzulegen und zugleich für eine Wiedernutzbarmachung aufzubereiten. Erst nach diesem Abschluss wird die Fläche aus der Bergaufsicht entlassen.
Franz Haniel: Hier sollen neue Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt werden
Untersuchungen aus der Vergangenheit sollen bei einer schnelleren Abwicklung und Planung helfen. Bei dem Areal handelt es sich nämlich um einen von insgesamt 24 Kooperationsstandorten, den der Regionalverband Ruhr (RVR) in seinem Regionalplan ausgewiesen hat.
Das Ziel dieses Planes: Auf großen zusammenhängenden Wirtschaftsflächen in der Metropole Ruhr sollen neue Gewerbe- und Industriebetriebe angesiedelt werden – dazu zählt eben auch die Schachtanlage Franz Haniel. Als das frühere Zechengelände ein Kooperationsstandort wurde, erfolgten bereits vorab Untersuchungen wie etwa zum Naturschutz im Zuge der Regionalplanung.
„Einige Untersuchungen liegen uns deshalb schon vor. Wir können sie nicht einfach übernehmen, aber wir können sie fortschreiben“, sagt Bernd Tischler. Dank dieser Grundlage soll also Zeit gespart werden. Laut Oberbürgermeister ist auf dem Areal nicht „mit großen Altlasten zu rechnen“. Auch das spart Zeit.
Neue Zufahrtsstraße für die Lkw ins Gewerbegebiet soll gebaut werden
Wenn alles gut laufe, sollen laut Tischler Ende 2026, Anfang 2027 die ersten Bagger für das neue Industrie- und Gewerbegebiet rollen. Dann dürfte das Areal zur Großbaustelle werden. Neue Versorgungs- und Entsorgungsleitungen werden gelegt. Die aktuelle Planung sieht zudem vor, dass eine neue Zufahrtsstraße speziell für Lkw zum Gelände gebaut wird.
Wenn man über die Brücke der Fernewaldstraße kommt, soll die Zufahrt links abknicken. Quasi nur wenige Meter hinter der Brücke der A2. An Ort und Stelle befindet sich zurzeit noch ein Feld. Diese Fläche gehört laut Tischler zum Teil der RAG, zum Teil dem RVR und der Stadt. Mit dieser neuen Zufahrtsstraße will man den Lkw von der benachbarten Siedlung fernhalten, so Tischler.
„Im Januar soll der Abbruch der Gebäude beginnen.“
Ein Kreisverkehr soll gebaut werden, und zwar genau an der Stelle, von wo man jetzt den besten Blick zentral auf den Förderturm hat. Zwischen beiden Gewerbeflächen soll eine Allee mit Bäumen gepflanzt werden, die zum denkmalgeschützten Fördergerüst führt. Tischler betont die Wichtigkeit, warum der Turm unter Denkmalschutz gestellt worden ist. Er sei ein „Symbol für das letzte deutsche Steinkohlebergwerk“.
Das Areal ist laut Planung dagegen zweigeteilt, weil sich zwei große Unternehmen dort ansiedeln wollen. Das Schuhunternehmen Deichmann und die RRK Wellpappenfabrik würden sich auf Flächen von 13,6 beziehungsweise 11,7 Hektar niederlassen.
Eigentümerin RAG Montan Immobilien ist im Austausch mit Interessenten
Bernd Tischler betont, dass er mit der Eigentümerin der Fläche regelmäßig im Austausch sei. Ihm wird von der RAG Montan Immobilien gespiegelt, dass beide Unternehmen weiterhin interessiert seien. Laut Oberbürgermeister sollen Anfang des kommenden Jahres erste Vertragsentwürfe ausgetauscht werden. Spätestens Ende 2025 soll die Tinte endgültig trocken sein.
Aber sind Deichmann und RRK Wellpappenfabrik, die zur Panther-Gruppe gehören, überhaupt an dem Standort interessiert? Schließlich kann der Baubeginn noch mindestens zwei Jahre dauern.
Was Panther Packaging auf die WAZ-Anfrage geantwortet hat
Wird sich RRK Wellpappenfabrik auf dem Zechengelände ansiedeln? Wie ist der aktuelle Stand der Verhandlungen? Was plant Panther Packaging auf dem Zechengelände? Bleibt RRK Wellpappenfabrik am Standort in Bottrop? Sollte man sich auf dem Zechengelände ansiedeln, was passiert dann mit dem Standort an der Scharnhölzstraße?
Auf diese Fragen der WAZ antwortet die Panther-Gruppe schriftlich: „Wir möchten uns konkret zu dieser Anfrage nicht äußern.“
Was Schuhunternehmen Deichmann auf die WAZ-Anfrage geantwortet hat
Deichmann ist dagegen ein wenig kommunikativer. „Eine der infrage kommenden Flächen, die aus Logistik-Sicht Entwicklungspotenzial haben könnte, ist das Areal der ehemaligen Zeche Prosper-Haniel in Bottrop“, heißt es in der Antwort aus der Unternehmenskommunikation.
Weiter schreibt Deichmann: „Vor diesem Hintergrund gehören wir zu den Unternehmen, die sich dazu im Gespräch mit der Essener RAG Montan Immobilien GmbH und der Stadt Bottrop befinden. Dies erfolgt korrespondierend mit den derzeit noch laufenden Prüfungen und Begutachtungen der infrage kommenden Teilfläche auf dem Gelände. Erst danach kann in unserem Hause eine unternehmerische Entscheidung über eine Nutzung der Fläche getroffen werden.“
Und was würde mit dem Standort an der Knippenburg im Bottroper Süden passieren? „Da hier (Franz Haniel, d. Red.) mit einer mehrjährigen Bauzeit zu rechnen wäre und wir mit unserem langjährigen Standort an der Knippenburg in Bottrop bereits über einen eingespielten und etablierten Standort unter anderem zur Versorgung unserer NRW-Filialen verfügen, ergeben sich in absehbarer Zeit aber keine Veränderungen im Distributions-Betrieb vor Ort.“
- Frühchen Mihra: „So klein und zierlich, aber so stark“
- Lenny (13) geht nicht zur Schule: „Die schlagen mich irgendwann tot“
- Schuldneratlas: So viele Bottroper sind verschuldet
- Neues Konzept auf der Gastromeile: „Pommesbude kann ich nicht“
Im Gespräch mit der WAZ wirkt Bernd Tischler überzeugt davon, dass Deichmann und RRK Wellpappenfabrik sich für den Standort entscheiden werden. Zugleich reagiert er gelassen, auf die Frage, was passiert, falls einer oder sogar beide Interessenten wider Erwarten abspringen sollten.
Er sei wenige Tage zuvor auf der Expo Real, einer der wichtigsten Immobilienmessen Europas, in München gewesen. Dort habe er die Entwicklung und die Pläne der Schachtanlage vorgestellt. Er sagt: „Es gibt von Unternehmen eine große Nachfrage nach solchen großen zusammenhängenden Flächen im Ruhrgebiet. Das ist eine 1a-Lage.“