Bottrop/Oberhausen. Nachdem der Kreuzweg auf der Halde Haniel von Kupferdieben massiv beschädigt wurde, ist er jetzt wiederhergestellt. Wie man Diebe aufhalten will.

Es war ein trauriger Diebstahl, bei dem die unbekannten Täter ihrer Zerstörungswut freien Lauf ließen, als sie auf der Halde Haniel zu Werke gegangen sind. Vermutlich in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai hatten sie insgesamt sechs der 15 Stationen des Kreuzwegs auf der Halde an der Stadtgrenze von Bottrop zu Oberhausen zerstört, dabei vier Kunstplatten aus Kupfer mitgenommen. Diese sind bis heute spurlos verschwunden.

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Dabei sind die Täter, die es offenbar auf die wertvollen Platten der bekannten Künstlerin Tisa von der Schulenburg abgesehen hatten, so rücksichtslos vorgegangen, dass sie, allem Anschein nach mit hydraulischen Geräten ausgestattet, sogar die hölzernen Gerüste demolierten. Diese sind dem bekannten Förderturm der Bottroper Zeche Prosper-Haniel, die im Dezember 2018 als die letzte Steinkohlenzeche Deutschlands geschlossen wurde, nachempfunden.

Verein beseitigt Vandalismus-Schäden auf der Halde Haniel

Nun hat der Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde e.V.“ die schweren Vandalismus-Schäden behoben, alle sechs Stationen wiederhergestellt. Der überregional bekannte Kreuzweg, der seit 1995 Gläubige zu einem besinnlichen Spaziergang hinauf zum Halden-Plateau einlädt, kann jetzt wieder ohne Einschränkungen begangen werden. Stadtdechant Jürgen Cleve, Vorsitzender des Vereins, ist froh über die zügige Instandsetzung: „Aufgrund der vielen Besucher, auch von weit her, die den Kreuzweg nicht nur Karfreitag, sondern das ganze Jahr über begehen, war klar, dass ein zügiger Wiederaufbau wünschenswert wäre.“

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Unterstützt wurde der Verein bei der Wiederherstellung auch vom Hauptförder, der RAG-Stiftung, und Fachleuten des Bistums Essen. Die RAG-Stiftung unterstützt den Verein, der jährlich die traditionelle und tausendfach besuchte Karfreitagsprozession ausrichtet, bereits seit 2019.

Wie Kupferdiebe auf der Halde Haniel aufgehalten werden sollen

Um Vandalismus und Diebstahl in Zukunft vorzubeugen, wurden die Kunstwerke, die in einer einzigartigen Zusammenarbeit der verstorbenen Künstlerin und Ordensfrau Tisa von der Schulenburg, auch als Schwester Paula bekannt, mit dem Oberhausener Künstler Adolf Radecki und damaligen Auszubildenden des ehemaligen Bergwerks kreiert wurden, diesmal nur aus Kunststoff hergestellt.

Zwar hätte man, so bestätigte Michael Sagenschneider, Sprecher der RAG und ebenso Mitglied des Halden-Vereins, nach der Tat gegenüber der Redaktion, auch originale Platten aus Kupfer nutzen und nach Vorlage der Künstlerin wiederherstellen können, doch die jetzige Lösung bietet einen Vorteil.

Denn mit den neuen Platten soll vor allem der Materialwert, der aufgrund des zuvor verarbeiteten Kupfers für Diebe deutlich verlockender war als der kunsthistorische Wert, minimiert werden. Die originalen Platten wurden nun durch detaillierte Drucke auf Kunststoffplatten ausgetauscht. Optisch werden das allerdings die wenigsten Besucherinnen und Besucher der Halde bemerken, denn die Kunststoffplatten sind mit einer Kupferfolie überzogen und somit kaum von den Originalen zu unterscheiden. Damit kann der rund 1150 Meter lange Halden-Spaziergang bis zum großen Gipfelkreuz, das Bergleute 1987 anlässlich des Besuchs von Papst Johannes Paul II. aus Spurlatten gebaut hatten, nun wieder normal begangen werden.

Hinweise in verschiedenen Sprachen sollen Taten verhindern

Um eine weitere Plünderung durch Kriminelle noch unwahrscheinlicher zu machen, sind nun unterhalb der Drucke kleine Hinweistafeln mit der Aufschrift „Kunstdruck, kein echtes Kupfer!“ angebracht worden. Die Botschaft ist in sechs weitere Sprachen, darunter neben Englisch und Französisch auch Türkisch, übersetzt worden.

Gleich in sieben Sprachen wird darauf hingewiesen, dass die Platten nicht aus massivem Kupfer hergestellt worden sind.
Gleich in sieben Sprachen wird darauf hingewiesen, dass die Platten nicht aus massivem Kupfer hergestellt worden sind. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die noch vorhandenen und unbeschädigten Kupfertafeln der Künstlerin werden nun im Dorstener Tisa-Archiv gelagert. Nördlich der Lippe, im Schatten der ehemaligen Zeche Fürst-Leopold, werden immer wieder Werke der Künstlerin ausgestellt. Noch wenige Tage kann die Ausstellung „Mahnende Erinnerung“ mit Fotografien von Dieter Blase und Tisa von der Schulenburg besucht werden.