Bottrop-Kirchhellen. Der Naturschutzbeirat stimmt erneut gegen weiteren Sandabbau in der Grube am Weseler Weg in Kirchhellen. Jetzt muss die Politik entscheiden.
Seit Ende 2022 baggert das Kirchhellener Unternehmen Stremmer Sand und Kies am Weseler Weg zwölf Meter tief in den Boden. Ziel ist der Abbau von Kies und Sand, welcher dann an Baustoffhersteller, Gießereien und Reitställe gelangt. Jetzt möchte das Unternehmen noch tiefer graben. Das will der Naturschutzbeirat verhindern.
Stremmer möchte noch drei Meter tiefer graben
„Schon am Anfang der Ausgrabung habe ich dem Vorhaben nur zähneknirschend zugestimmt“, sagt der SPD-Ratsherr Markus Kaufmann, Mitglied im Naturschutzbeirat, mit Blick auf den Schutz des Trinkwassers. 2021 hatte das Unternehmen die Genehmigung für den Abbau bis kurz vor dem Grundwasserpegel bekommen.
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Im Jahr 2022 hat das Unternehmen dann beantragt, noch tiefer zu graben, dabei das Grundwasser abzupumpen und in den 780 Meter entfernten künstlichen Zierothsee einzuleiten. Im November 2022 hat sich der Umweltausschuss mit den Stimmen von CDU und SPD zugunsten des Abbaus entschieden und sich dabei über das Veto des Naturschutzbeirates hinweggesetzt.
Jetzt hat Stremmer noch mehr Sand entdeckt und möchte noch um drei Meter tiefer graben. 235.000 Kubikmeter Sand will das Unternehmen so zusätzlich fördern, ohne den Grundwasserspiegel noch weiter zu senken. „Das dient der vollständigen Ausschöpfung der vorhandenen Ressourcen und verringert gleichzeitig eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme“, erklärt Stremmer-Geschäftsführer Lars Fiele. Die Untere Naturschutzbehörde der Stadt will das genehmigen. Markus Kaufmann dagegen wirft dem Geschäftsführer vor, schon zu Anfang genau gewusst zu haben, wie viel Sand sich in dem Tagebau befinde.
Vorwürfe gegen Stremmer: Das Unternehmen soll sich nicht an Vorgaben halten
„Die Reitsande werden direkt vor Ort mit Holzspänen und Kunststofffasern gemischt“, sagt Markus Kaufmann. Das soll zur Folge haben, dass Kunststoffpartikel ins Trinkwasser gelangen. Einige Stoffe zum Ölen und Fetten der Bagger beschreibt Kaufmann als krebserregend.
Geschäftsführer Lars Fiele erklärt, dass unbehandelte Holzspäne und ein Vlies eingesetzt würden, welche den Unbedenklichkeitskriterien von kunststoffhaltigen Tretschichten auf Reitplätzen entsprechen sollen. „Im Tagebau werden für diese Stoffe Abdeck- und Schutzmaßnahmen getroffen. Die Materialien werden zudem so gelagert, dass ein Eintrag ins Grundwasser auszuschließen ist.“
Stremmer: Eintrag ins Grundwasser auszuschließen
Kaufmanns weitere Kritik: Der frühere natürliche Sandfilter, der das Wasser unter der Kirchheller Heide sauber gehalten habe, sei seit der Ausgrabung nicht mehr vorhanden. „Stremmer möchte die letzte schützende Schicht jetzt auch noch ausgraben und das Trinkwasser komplett unbrauchbar machen“, meint Kaufmann.
Der Tagebau am Weseler Weg ist in mehrere Abbauflächen aufgeteilt. Vorgabe ist, dass bei Erreichen der Hälfte einer Fläche die vorherige Abbaufläche gefüllt werden muss. Diese werde dann mit Lehm, sowie nicht vermarktbarem Sand, Kies und Ton aus dem Tagebau verfüllt. An diese Vorgabe soll sich das Unternehmen laut Kaufmann nicht gehalten haben.
Tagebau steht unter Bergaufsicht
„Um das Grundwasser sauber zu halten, wird mit wassergefährdenden Stoffen sorgsam umgegangen und eine tägliche Kontrolle der eingesetzten Maschinen durchgeführt“, sagt dagegen Lars Fiele. Um den Schutz des Grundwassers zu gewährleisten, stehe Stremmer zusätzlich unter Beobachtung der Stadt Bottrop sowie der Bezirksregierung Arnsberg als Bergaufsichtsbehörde. Dabei soll das Unternehmen den Wasserstand nach Vorgabe der Bergaufsicht genau dokumentieren. Die Ergebnisse hätten bisher „nie Auffälligkeiten“ gezeigt.
Vorwurf: Drei Notbrunnen sind unbrauchbar
Ein weiteres Problem sollen die 22 Notbrunnen darstellen, die nur im absoluten Notfall benutzt werden können. Ihr Standort ist so lange geheim. „Dabei hat sich herausgestellt, dass drei dieser Brunnen aus unbekannten Gründen schon nicht mehr brauchbar sind. Damit fallen schon 15 Prozent der Brunnen weg, die im Notfall genutzt werden könnten“, sagt Markus Kaufmann. Das Gleiche befürchtet er, wenn der Abbau am Weseler Weg weiter voranschreitet. „Zwei Prozent der Bottroper sind auf Brunnen angewiesen. Das klingt erstmal nicht viel, dahinter stecken aber viele Bauernhöfe und einzelne Bürger“. Rund 600 Brunnen gibt es in Kichhellen.
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Im Naturschutzbeirat hat erneut eine Mehrheit gegen den neuen Antrag der Firma Stremmer gestimmt. „Wasser ist unser höchstes Gut, wir können es nicht erlauben, dass das Trinkwasser unbrauchbar wird“, klagt Markus Kaufmann. Wie es mit dem Stremmer-Tagebau weiter geht, wird die Politik im Herbst im Stadtrat entscheiden müssen.