Bottrop-Kirchhellen. Wichtige Fördertöpfe zur energetischen Sanierung sind leer. Im „Modellquartier Kirchhellen-Mitte“ will die Stadt deshalb Landesgelder nutzen.

Wegen des riesigen Finanzlochs im Haushalt und der Schließung von zwei wichtigen Fördertöpfen zur energetischen Stadtsanierung hat die Stadt Bottrop ihre Klimaziele neu formulieren müssen. Die Perspektive, Klimaneutralität doch schon im Jahr 2035 zu erreichen statt fünf bis zehn Jahre später, wollen Oberbürgermeister Bernd Tischler und Dezernent Klaus Müller im Auge behalten und auf neue Fördermöglichkeiten schnell reagieren. Ins „Modellquartier Kirchhellen“ will die Stadt zudem bis 2029 möglichst viel Fördergeld vom Land lenken.

„Die KfW-Förderung hat uns bisher extrem weitergeholfen.“

Baudezernent Klaus Müller

Mit 30 Prozent Fördergeldern 70 Prozent private Investitionen erzeugen: Dieses Erfolgsmodell aus der Innovation City will die Stadt auf dem Weg zur „Klimastadt“ weiterführen. Allerdings hat die bundeseigene Förderbank KfW im November zwei wichtige Fördertöpfe geschlossen. Für energetische Stadtsanierung können keine neuen Kredite oder Zuschüsse abgerufen werden. „Diese Kürzung trifft die Kommunen hart“, sagt Dezernent Müller. „Die KfW-Förderung hat uns bisher extrem weitergeholfen und war ein wesentlicher Finanzierungsfaktor.“

Das Aus für die Förderung der energetischen Stadtsanierung darf und wird nicht das letzte Wort sein, sagt der Oberbürgermeister. Von einer Tagung mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bringt er die Überzeugung mit: „Bund und Land werden neue Förderprogramme für die Städte auflegen. Diese Möglichkeiten müssen wir nutzen auf dem Weg zur Klimastadt und in Richtung Kreislaufwirtschaft.“

„Bottrop ist immer noch die Klimastadt, aber derzeit haben wir nicht die Mittel“

„Wir haben den Masterplan Klimastadt nicht abgespeckt, was die Projektideen angeht“, sagt Müller über die Verschiebung des Ziels der Klimaneutralität im Masterplan. „Wir sind immer noch die Klimastadt mit ehrgeizigen Zielen, aber derzeit haben wir dafür nicht die Mittel.“ Aus noch laufenden Förderprogrammen kann die Stadt immerhin weiter Programme anbieten wie die kostenlose Energieberatung, sagt Müller.

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bottrop verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren WhatsApp-Kanal

Energieberatung wird auch ein wesentlicher Bestandteil sein des „Modellquartiers Kirchhellen-Mitte“, das die Stadt bis 2029 mit Mitteln aus dem Landesprogramm „Prima Klima Ruhrmetropole“ entwickeln will. Ab November will die Stadt möglichst an zentraler Stelle in der Dorfmitte energetische Sanierungsberatung anbieten, sagt der Dezernent: „Wir sehen dafür in Kirchhellen extrem hohes Potenzial.“

Ein zentrales Projekt in dem Landesprogramm soll die Erweiterung der Nahwärmeinsel in der Dorfmitte werden. Dort beheizt die Stadt mit Biogas vom Hof Miermann über ein Blockheizkraftwerk das Hallenbad, die Feuerwache sowie das Schulzentrum am Kirchhellener Ring inklusive Sporthalle. Das ist aber keine Vollversorgung: Reserve und Leistungsspitze werden abgedeckt mit Erdgas-Heizkesseln.

Die Dreifachturnhalle (rechts) und die Umkleiden (Mitte) der Bezirkssportanlage könnten an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden.
Die Dreifachturnhalle (rechts) und die Umkleiden (Mitte) der Bezirkssportanlage könnten an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden. © FUNKE Foto Services | Hans Blossey www.luftbild-blossey.de

In einem ersten Schritt prüft die Stadt jetzt, ob die Biogas-Heizleistung auf 100 Prozent hochgefahren werden kann. Zweiter Schritt: Was würde es kosten, weitere städtische Gebäude anzuschließen wie die Johannesschule inklusive Sporthalle, die Dreifachturnhalle an der Loewenfeldstraße oder die VfB-Umkleiden am Rasenplatz? Die Umkleiden stehen beim Sport- und Bäderbetrieb im mittelfristigen Finanzplan ohnehin zur Sanierung an.

Nahwärmeanschluss auch für Privathäuser?

Sollte dieser Plan durch Förderung finanzierbar werden, werden auch für Privatleute spannende Perspektiven sichtbar. Wenn Nahwärmeleitungen Richtung Loewenfeldstraße oder Gartenstraße verlegt werden, wird ein Anschluss an diese Leitungen auch für private Gebäude entlang der Strecke denkbar.

So weit sind wir allerdings noch lange nicht, bremst Müller. Aber immerhin sagt er: „Wir wissen, dass es auch Privatleute gibt, die sich anschließen wollen.“ Und eine entsprechende Nachfrage könnte zum Beispiel ab November bei den Sanierungsberatungen abgefragt werden.