Bottrop. In Bottrop-Eigen soll eine Flüchtlingsunterkunft um 80 Plätze erweitert werden. Das ist zu viel für den Stadtteil, sagen Anwohner.
Es war der erste Container-Standort, den die Stadt Bottrop nach Beginn des Krieges in der Ukraine in Betrieb genommen hat: Auf dem ehemaligen Mengede-Gelände an der Ecke Schubertstraße/Schumannstraße wurden im Jahr 2022 Unterkünfte für 80 Geflüchtete aufgebaut. Nun soll der Standort um weitere 80 Plätze erweitert werden – und die Anwohner sind in Sorge, dass das zu viel ist für das Quartier.
Eine von ihnen ist Claudia Gatzke. In ihrem Reihenhaus, das gegenüber dem Gelände steht, erzählt sie, dass es vor zwei Jahren eine große Hilfsbereitschaft in der Nachbarschaft gegeben habe. Damals waren vor allem ukrainische Frauen mit ihren Kindern in die Container eingezogen.
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Das hat sich aber geändert: Laut Sozialamtsleiter Sascha Borowiak sind es nun vor allem Menschen aus dem arabischen Raum, die aktuell nach Bottrop kommen und die auch hier im Wohngebiet auf dem Eigen leben. Und es sind vor allem Männer.
Anwohnerin in Bottrop-Eigen: „Es ist eine subjektive Angst, aber sie ist da“
Für die vielen älteren Menschen, die hier leben, sei das ein Grund zur Sorge, sagt Claudia Gatzke, auch wenn es keine Zwischenfälle mit den Bewohnern gegeben hat. „Es ist eine subjektive Angst, aber sie ist da.“ Sie denkt dabei vor allem an den anstehenden Winter, wenn noch weniger Aktivitäten möglich sind, sich die jungen Männer langweilen in den Unterkünften. „Irgendwann steigt der Frust.“
Lange hatte sie sich nicht an die Öffentlichkeit wenden wollen, hatte Briefe an den Oberbürgermeister und die Sozialdezernentin geschickt, mit ihnen ein längeres Gespräch geführt. „Wir wollten nicht die AfD auf den Plan bringen“, sagt Claudia Gatzke. „Sondern eine vernünftige Lösung finden.“
- Lesen Sie hier: Was die Stadt Bottrop für die Flüchtlingsunterkünfte zahlt
Ihr und den meisten anderen Anwohnern gehe es auch nicht um den Standort an sich. Ihr sei klar, dass er notwendig ist. „Mit den 80 leben wir, die sind akzeptiert.“ Aber 160 – das seien schlicht zu viele. Zumal es in der Nähe noch zwei weitere Unterkünfte auf dem Eigen gibt: die an der Tannenstraße und am Wildenhoff, beide nur gut einen Kilometer entfernt.
Bottroper Sozialamtsleiter: „Dieser Standort läuft bislang völlig geräuschlos“
Vor rund einem Jahr hatte der Sozialausschuss der Stadt der Erweiterung zugestimmt. Dann ist mehrere Monate nichts passiert, bis in diesem Frühjahr die ersten neuen Container aufgestellt worden sind. Für die Stadt ist der Standort günstig, weil die Fläche groß und ebenerdig ist und alle notwendigen Anschlüsse vorhanden sind. Und: „Dieser Standort läuft bislang völlig geräuschlos“, hatte Sascha Borowiak in der damaligen Sitzung gesagt. Diese Aussage gilt bis heute.
Hinzu komme, so die Argumentation damals, dass es in der Stadt keinen weiteren Standort gebe, der „der Allgemeinheit nicht wehtun würde“. In seiner Sitzung im September 2023 hatte der Sozialausschuss auch eine erneute Erweiterung nicht ausgeschlossen; diese ist nun aber vom Tisch.
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Bürgerversammlung für Anwohner auf dem Bottroper Eigen
Zudem hat man die ursprüngliche Konzeptionierung des Standortes an der Schubertstraße entzerrt. Denn zunächst waren die neuen Container sehr nah an die anliegenden Wohnhäuser geplant gewesen, nur wenige Meter von deren Gartengrenze. „Baulich war das sinnvoll und formell korrekt“, sagt Sozialdezernentin Karen Alexius-Eifert. „Aber als der OB und ich uns das vor Ort angeschaut haben, haben wir schnell entschieden, dass das so nicht bleiben kann.“
Sie nehme die Sorgen der Anwohner sehr ernst. Deswegen findet an diesem Donnerstag auch eine Bürgerversammlung für die Anlieger statt. Claudia Gatzke äußert Kritik, dass diese zu spät anberaumt sei, dass sie „aus der Presse“ von der Erweiterung erfahren und zu wenige Informationen von der Stadt erhalten habe.
Es sei die Frage, „wann man die Menschen mitnimmt“, sagt Karen Alexius-Eifert. Plant man die Bürgerversammlung Monate vor der Fertigstellung, interessiere das oftmals kaum jemanden. Deswegen habe man sich dazu entschieden, die Informationsveranstaltungen kurz vor der Belegung abzuhalten.
Neue Container für Geflüchtete können spätestens im November bezogen werden
Dort will sich Claudia Gatzke dafür starkmachen, dass die neuen Container nur belegt werden, wenn alle anderen Plätze in der Stadt voll sind. Und dass der Sichtschutz rund um die Unterkünfte erhöht wird – mit Blick auf die Privatsphäre sowohl der Anwohner als auch der Geflüchteten.
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Die neuen Container an der Schubertstraße sollen Ende Oktober, spätestens Anfang November bezugsfertig sein. Wie viele Geflüchtete dann dort einziehen, sei aber noch unklar, sagt Sascha Borowiak. Aktuell leben knapp 1000 Geflüchtete in städtischen Unterkünften. Das Land NRW hat der Stadt theoretisch eine Aufnahmeverpflichtung von 140 weiteren Personen auferlegt, praktisch kommen aber aktuell nicht so viele. „Das kann sich aber schon nächste Woche ändern“, sagt Borowiak. Die Lage bleibt volatil.
Die Bürgerversammlung findet am Donnerstag, 19. September, um 18 Uhr im Pfarrheim Liebfrauen (An Liebfrauen 6) statt.