Bottrop. Das neue Containerdorf in Bottrop liegt mitten in einem Wohngebiet. Nun steht der Termin fest, ab wann Flüchtlinge dort einziehen werden.
Das Containerdorf an der Straße „Wildenhoff“ im Eigen geht in Betrieb. Ab Montag, 1. Juli, ziehen dort erstmals Flüchtlinge ein. Das teilte das städtische Sozialamt bei einem Vor-Ort-Termin gegenüber der WAZ mit.
Es handelt sich laut Sozialamtsleiter Sascha Borowiak um 35 Menschen, die bisher in der Unterkunft im Hotel am Brauhaus an der Gladbecker Straße untergebracht waren. Diese Unterkunft ist nun im Zuge des Haushaltssicherungskonzepts der Stadt aus finanziellen Gründen aufgegeben worden und wird auch nicht mehr angemietet. Sascha Borowiak betont, dass es bei der Unterkunft im Hotel am Brauhaus in all der Zeit „ruhig“ und „ohne Probleme“ zuging.
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Nahezu zeitgleich ist jetzt das Containerdorf bezugsfertig geworden. Die Container stehen schon seit mehreren Monaten. Auch die Innenausstattung wartete schon länger auf die Inbetriebnahme. Das Problem lag bis zuletzt außerhalb der Container.
Versorgungsleitungen an Containerdörfer zu legen, ist eine Wissenschaft für sich. Diese teilweise über mehrere Monate hinziehende Erfahrung musste die Verwaltung schon häufiger machen. Erst seit Anfang dieser Woche funktioniert die Stromleitung am Wildenhoff.
„ Die Zahl der Zuweisungen liegt zwischen zehn und 20 Menschen pro Woche““
Die Zufuhr war nun der letzte Schritt, um die Unterkunft fertigzustellen. Schon vor einem Jahr begannen die Arbeiten. Unter anderem musste Schotter auf dem früheren Bolzplatz gleichmäßig aufgetragen werden, um eine Ebenheit des Bodens und somit der Container zu gewährleisten. Neben dem Strom musste sich um Trink- und Abwasserleitungen gekümmert werden. Anschließend folgte die Installation in den Räumen.
So sind die Zimmer im Containerdorf in Bottrop ausgestattet
Es gibt Zwei- und Vierbettzimmer. Die Räume sind spartanisch eingerichtet: ein Tisch, ein paar Stühle, Bettgestelle aus Metall und herkömmliche Matratzen. Kleiderschränke gibt es nicht – dafür Spinde, wie man sie aus einer Werkstatt kennt.
Der Küchenraum beinhaltet nur das Nötigste wie Spüle und Herd, eine einfache Ausführung. Die sanitären Anlagen befinden sich auf dem Flur. Will heißen: Wenn die Geflüchteten duschen oder zur Toilette müssen, müssen sie nicht extra aus dem Container über das Gelände.
Die Toilettenräume sind nach Geschlechtern getrennt. Die Privatsphäre ist trotzdem auf ein Minimum beschränkt. Zum Beispiel gibt es für Männer zwar mehrere Nasszellen. Diese verfügen jedoch nur über einen einfachen Vorhang, der die Kabine vom restlichen Duschraum trennt.
Amtsleiter nennt Zahlen, wie viele Flüchtlinge aktuell nach Bottrop kommen
Im Waschraum stehen vier Waschmaschinen und Trockner, damit die Geflüchteten nicht ihre Wäsche draußen oder in den Zimmern trocknen lassen.
Bis zu 70 Menschen können in den zwei eingeschossigen Containern am Wildenhoff untergebracht werden. Nicht auszuschließen, dass zu den 35 in den kommenden Wochen und Monaten weitere hinzukommen. „Die Zahl der Zuweisungen liegt zwischen zehn und 20 Menschen pro Woche“, sagt Sascha Borowiak.
Erst 14 Tage vor deren Ankunft weiß das Sozialamt, wie viele tatsächlich nach Bottrop kommen. „Wir bekommen Bescheid von der Bezirksregierung Arnsberg, die ist für die Verteilung von allen Flüchtlingen in ganz NRW zuständig“, erklärt der Amtsleiter.
Man erfährt nur den Vor- und Nachnamen, Geburtsdatum, Geschlecht, Nationalität und Herkunft, also in welcher Landesunterkunft sich die Person zurzeit befindet. Mehr Informationen gibt es nicht.
Bottroper Flüchtlingsunterkunft nachts durch Wachdienst gesichert
Neben einem Hausverwalter vor Ort am Wildenhoff wird der Arbeiter-Samariter-Bund einen Raum beziehen und sich um die Menschen und um die Belange des täglichen Zusammenlebens kümmern. Zum Beispiel als Ansprechpartner oder Dolmetscher bei Arztterminen oder Behördengängen. Ab den Abendstunden bis zum frühen Morgen wird der Sicherheitsdienst Eagle Security im Einsatz sein. Das Dorf ist mit Schutzwänden umhüllt. Dahinter ist ein Teil des Bolzplatzes zu finden, der genutzt werden kann.
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Wie üblich bei derartigen Containerdörfern ist die Stadt erneut bei der Herrichtung der Fläche und bei der Anschaffung von Geräten in Vorleistung gegangen. Gemäß Flüchtlingsaufnahmegesetz (FLüAG) von NRW erhalten Kommunen wie Bottrop eine Kostenerstattung für die Unterbringung von Geflüchteten.
Sozialamtsleiter Sascha Borowiak wiederholt gebetsmühlenartig: „Das ist letztlich nicht kostendeckend.“ Eine Lösung ist bisher nicht in Sicht. Denn seit Jahren streiten das Land und der Städtetag NRW darüber. Die Forderung der Kommunen ist klar: Die Kostenerstattung muss steigen.