Bottrop. Der Lkw-Verkehr im Stadtteil Welheimer Mark wird immer mehr zu einer Belastung. Was die Anwohner stört und die Stadt zu den Problemen sagt.

„Denke ich an Lkw in der Nacht, werde ich um den Schlaf gebracht.“ Was lustig klingt, ist in der Welheimer Mark der tägliche Albtraum. Anwohner kommen kaum zur Ruhe. Vor allem der Lkw-Verkehr stört die Idylle im Stadtteil.

Wolfgang Schweitzer spricht nach eigener Aussage vielen Anwohnern aus der Seele. Er selbst wohnt „Im Emscherbruch“. Die Straße grenzt direkt an die Knappenstraße und somit an sein Grundstück. Es sind nur knapp 50 Meter, die ihn und andere im Stadtteil auf die Palme bringen.

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Denn auf diesem Teilstück der Knappenstraße ist die Fahrbahnoberfläche in einem katastrophalen Zustand, der reinste Flickenteppich. Vor einigen Jahren ist die Straße aufgerissen worden, weil neue Versorgungsleitungen und eine neue Kanalisation für die Anwohner im Emscherbruch gebaut werden musste.

Nach Ende der Maßnahme ist die linke Fahrbahn der Knappenstraße zu seinem Grundstück hin in einem erträglichen Zustand. Das Problem ist die rechte Seite der Fahrbahn.

Lkw dürfen laut Straßenschild gar nicht auf der Knappenstraße fahren.
Lkw dürfen laut Straßenschild gar nicht auf der Knappenstraße fahren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Schwere Fahrzeuge wie Walzen und Straßenfertiger wurden während der Sanierung dort abgestellt. Das kann Wolfgang Schweitzer mit Fotos belegen. Doch diese Fahrbahnseite ist nicht aufgerissen und die Deckschicht somit nicht erneuert worden – also quasi nicht in einem Abwasch. „Warum?“, fragt Schweitzer.

„Ich kann die Anwohner und ihren Ärger verstehen, vor allem wenn die Lkw dort entlangfahren. Aber wir haben im Moment nicht den finanziellen Spielraum für Maßnahmen, die wünschenswert wären.““

Steffen Jonek, Leiter des Fachbereichs Tiefbau

Die WAZ leitete die Frage weiter und Steffen Jonek, Fachbereichsleiter Tiefbau, sagt darauf: „Weil dort nicht die Straße aufgerissen werden musste.“ Heißt konkret: Hätte man auch diese Fahrbahnseite mit einer neuen Deckschicht versehen, obwohl keine neuen Leitungen verlegt werden mussten, hätte diese Maßnahme zusätzliches Geld gekostet.

Steffen Jonek verweist in dem Zusammenhang auf den städtischen Haushalt und die leeren Stadtkassen. „Ich kann die Anwohner und ihren Ärger verstehen, vor allem wenn die Lkw dort entlangfahren. Aber wir haben im Moment nicht den finanziellen Spielraum für Maßnahmen, die wünschenswert wären“, sagt er. Die Fahrbahnseite der Knappenstraße sei seiner Meinung nach noch in einem verkehrssicheren Zustand.

Anwohner Wolfgang Schweitzer ärgert sich über den Zustand der Knappenstraße. Wenn Lkw über die marode Fahrbahnseite fahren, wird es laut.
Anwohner Wolfgang Schweitzer ärgert sich über den Zustand der Knappenstraße. Wenn Lkw über die marode Fahrbahnseite fahren, wird es laut. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Und da wäre noch ein Problem. Im Rahmen des Großprojekts „Freiheit Emscher“ ist angedacht, dass eine Umwelttrasse über die gesamte Knappenstraße und über die Straße In der Welheimer Mark führen soll. Doch wie konkret der Ausbau dieser Trasse aussehen soll, ist dem Fachbereich laut Jonek nicht bekannt.

Demzufolge dürfte der Ausbau der Knappenstraße und infolgedessen die Sanierung des Fahrbahnstücks bei Wolfgang Schweitzer weiter andauern. Doch genau diese Dellen und Schlaglöcher sind für ihn und seine Nachbarn zu einem Ärgernis geworden.

Schon an der Eisenbahnbrücke in Richtung Welheimer Mark zeigt ein Schild an: Durchfahrt für Lkw verboten. Die Umleitung führt über die Straße Am Kruppwald, Bruktererstraße und Bahnhofstraße. 
Schon an der Eisenbahnbrücke in Richtung Welheimer Mark zeigt ein Schild an: Durchfahrt für Lkw verboten. Die Umleitung führt über die Straße Am Kruppwald, Bruktererstraße und Bahnhofstraße.  © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Denn fährt ein Lkw oder ein Transporter, der einen Pkw auf der Ladefläche hat, darüber aus dem Stadtteil heraus, scheppert es im Emscherbruch. Dabei gilt für Lkw „Durchfahrt verboten“. Das Schild steht nicht nur an der Knappenstraße, sondern auch bereits vor der Eisenbahnbrücke am Kruppwald. Eigentlich dürfen Lkw gar nicht unter der Brücke her und auf die Knappenstraße fahren.

„Die Lkw-Fahrer scheren sich doch nicht darum“, sagt Wolfgang Schweitzer. Über die Knappenstraße und In der Welheimer Mark fahren sie in Richtung Prosperstraße beziehungsweise B224. Die Umleitung, ausgeschildert mit U30, führt ursprünglich über die Straße Am Kruppwald im Gewerbegebiet, über die Bruktererstraße und dann rechts auf die Bahnhofstraße.

Überall gilt in der Welheimer Mark das Tempo 30: Nur an einer Stelle nicht

Für Autofahrer gilt auf dem betroffenen Teilstück der Knappenstraße ein Tempolimit von 50 km/h. Das kann Schweitzer nicht verstehen. „In allen Nebenstraße in der Welheimer Mark gilt Tempo 30“, sagt er. Wenn die Vollsperrung der Knappenstraße an der Bahnschranke nicht wäre, wäre dort auch Tempo 30. Die Straße In der Welheimer Mark, genau da, wo die Knappenstraße endet, ist auch Tempo 30.

Aber eben nicht auf dem Teilstück vor dem Emscherbruch. „Auf der Gladbecker Straße gilt ab 22 Uhr Tempo 30, auf der Hans-Böckler-Straße auch. Warum nicht auch hier?“, wundert sich Wolfgang Schweitzer.

Das Foto zeigt, wie ein Teil der Knappenstraße vor einigen Jahren saniert wurde. Die schweren Baumaschinen parken auf der Seite der Fahrbahn, die nicht für die Sanierung aufgerissen werden musste. Genau dieser Teil der Fahrbahn ist aber nun marode.
Das Foto zeigt, wie ein Teil der Knappenstraße vor einigen Jahren saniert wurde. Die schweren Baumaschinen parken auf der Seite der Fahrbahn, die nicht für die Sanierung aufgerissen werden musste. Genau dieser Teil der Fahrbahn ist aber nun marode. © Schweitzer

Stadtsprecher Ulrich Schulze dazu: „Die Problematik der Missachtung des Lkw-Durchfahrverbots in Richtung Welheimer Mark beziehungsweise der umliegenden Wohngebiete ist dem Straßenverkehrsamt bekannt.“ Durch langjährige, anhaltende und sich ständig ändernde Baumaßnahmen hätten sich Verkehrsteilnehmer, insbesondere Lkw-Fahrer immer wieder Wege durch die Wohngebiete oder über die Straße In der Welheimer Mark gesucht, so der Stadtsprecher.

In der Welheimer Mark: Straßen sollen in Tempo-30-Zonen integriert werden

Schulze erklärt: „Aus diesem Grund wurde bereits in 2021 die Bezirksregierung Münster angefragt, um eine Ausnahmegenehmigung zur Überwachung der im Stadtteil angeordneten Lkw-Durchfahrverbote zu erwirken. Seit entsprechender Erteilung finden regelmäßig Kontrollen mittels mobiler und teilstationärer Systeme vor Ort statt.“ Dabei werde auch immer die angeordnete Geschwindigkeitsbeschränkung mit kontrolliert.

Die Straße In der Welheimer Mark sowie ein Teil der Knappenstraße sollen laut Stadtsprecher „gemäß Konzept zur moderaten Entschleunigung des motorisierten Individualverkehrs in die vorhandenen Tempo-30-Zonen integriert werden.“

Davon betroffen sei auch der Streckenabschnitt Knappenstraße von Am Kruppwald bis In der Welheimer Mark. Eine endgültige Umsetzung erfolgte laut Stadtprecher bisher aufgrund der dortigen Baumaßnahmen noch nicht. Das soll sich ändern. „Eine entsprechende Umsetzung ist jedoch noch in diesem Jahr vorgesehen“, so Schulze.

Geht es nach den Anwohnern, kann ein Tempo 30 nicht schnell genug umgesetzt werden. Wolfgang Schweitzers Ehefrau Marion sorgt sich um die Kinder im Stadtteil. Denn angrenzend an der Buckelpiste vor ihrem Grundstück und den erlaubten 50 km/h für Pkw ist ein Spielplatz. Sie sagt: „Die Kinder laufen umher und achten nicht unbedingt auf den Verkehr.“