Bottrop. Das Röhrenhotel in Bottrops Bernepark ist die skurrilste Herberge der Region: Seit Kurzem sorgen Gruppen für Ärger. Das raten Polizei und KOD.

Die Halde, die Naturschutzgebiete, der ZOB und jetzt auch der Bernepark und das originelle Röhrenhotel: Vandalismus bis hin zu Bedrohungen der Übernachtungsgäste durch Gruppen von Jugendlichen scheinen auch das hübsche Kleinod in Ebel erreicht zu haben. Die Beschwerden der Betreiber sind jedenfalls massiv. Was passiert da gerade in Bottrops Süden?

Seit etwa vier Wochen häuften sich die Vorfälle im Bernepark, heißt es seitens der Gafög. Die gemeinnützige Arbeitsförderungsgesellschaft, die am umgestalteten ehemaligen Klärwerk die Gastronomie und das beliebte Röhrenhotel betreibt, berichtet von Schmierereien und der Zerstörung von Mobiliar und Einrichtungsteilen. Manchmal landen Möbelteile einfach im Teich, also dem mit Wasser befüllten früheren Berne-Klärbecken.

Thomas Frings, Projektleiter Bernepark.

„Auch früher ist mal etwas passiert, aber jetzt wurde ein Niveau erreicht, das wir so noch nie erlebt haben.“

Thomas Frings, Gafög-Projektleiter

Der Vandalismus nehme zu. „Zwar sei auch früher hin und wieder etwas passiert, aber jetzt wurde ein Niveau erreicht, das wir hier so noch nie erlebt haben“, klagt Thomas Frings. Als Projektleiter der Gafög für alles, was mit der bewirtschafteten Infrastruktur im Industriedenkmal zu tun hat, macht ihm das große Sorgen, zumal in Kürze auch noch eine neue Pächterin die Gastronomie plus Biergarten übernehmen wird.

In den Schlafröhren kann es zu klaustrophobischen Situationen kommen

„Was uns aber abgesehen von Zerstörungen besonders Sorgen macht, ist die Belästigung bis hin zur Bedrohung von Gästen des Röhrenhotels“, so Thomas Frings. Oft gäbe es mitten in der Nacht Lärm und Randale mit wirklich üblem Charakter. Man müsse bedenken: Die zu Übernachtungsmöglichkeiten umgestalteten Röhren stehen im freien Gelände unter Bäumen. Man ist nur durch eine Tür von der Außenwelt getrennt, die Röhren sind eng und bei Lärm, Angriffen oder Pöbeleien kann es schnell zu klaustrophobischen Situationen kommen. Es seien auch schon Gäste mitten in der Nacht abgereist.

Vor allem Familien mit Kindern, die diese ungewöhnliche Art zu übernachten eigentlich fasziniert, beschleiche angesichts der bedrohlichen Situationen ein mehr als nur ungutes Gefühl. Erst kürzlich habe ein junger Mann, der eine Röhre gebucht hatte, ihm gesagt: „Was nützt es, wenn ich die Polizei rufe, irgendwann ist die dann wieder weg und ich bin hier allein mit einer Gang von Randalierern. Wer weiß, was dann passiert.“

Randale im Bernpark schadet auch dem Ruf von Bottrop als Freizeitstadt

Da seien Schmierereien oder Zerstörungen von schönen neuen Schildern, die auf den Park hinweisen oder die Geschichte erklären, fast schon Nebensache, wenn auch extrem ärgerlich. Er, aber auch die Mitarbeiter im Bernepark, wüssten nicht, was das für Gruppen sind oder woher die kommen. „Fest steht nur, dass durch so ein Verhalten ein Stück Nachbarschaft und Naherholung ernsthaft gefährdet wird“, sagt Thomas Frings. Dazu komme noch wildes Grillen als weiteres Problem. „In trockenen Perioden könnte der ganze Park brennen, dazu auch manche Holzcontainer mit ihrem Bitumendach“, warnt Frings.

Gartenmöbel von der Maschinenhausterrasse landen nach wilden Grillgelagen schon mal im Klärbecken, so Gafög-Mitarbeiter. Das Röhrenhotel im Hintergrund liegt etwas abseits und kann nachts zum Angstraum werden.
Gartenmöbel von der Maschinenhausterrasse landen nach wilden Grillgelagen schon mal im Klärbecken, so Gafög-Mitarbeiter. Das Röhrenhotel im Hintergrund liegt etwas abseits und kann nachts zum Angstraum werden. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Auch der Ruf der Freizeitstadt Bottrop oder der Route der Industriekultur leidet unter solchen Auswüchsen. Ein wenig erinnert das schon an frühere Gang-Randale im ZOB-Umfeld in Bottrops Innenstadt.

Polizei und KOD Bottrop raten Gästen, aber auch Anwohnern: Alle Vorfälle melden

Das sei nicht hinzunehmen, sagt Michael Althammer, Leiter der Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) gegenüber der WAZ. Er appelliert an die Parkbetreiber, aber auch Gäste und Anwohner, sich bei Vorkommnissen auf jeden Fall an den KOD zu wenden. „Wir können nur tätig werden, wenn wir etwas wissen und gerufen werden.“

Ähnlich äußert sich auch Polizeisprecherin Ramona Hörst. Bisher lägen keine Anzeigen vor. Das hieße aber nicht, dass dort nichts passiere. Alle, die betroffen sind oder sogar bedroht werden, sollten sich auf jeden an die Polizei wenden. Das gelte auch für die Betreiber des Röhrenhotels und der Gastronomie. Auch im Nachhinein könnten noch Zerstörungen zur Anzeige gebracht werden, heißt es bei der Polizei.

Unterdessen überlegen Thomas Frings, Gafög-Geschäftsführung und die Emschergenossenschaft als Eigentümerin der Anlage, wie für Schutz und Sicherheit gesorgt werden könne. Auch ein Sicherheitsdienst sei im Gespräch, so Thomas Frings.

Der KOD ist erreichbar unter Tel.: 02041 70 3971 oder kod@bottrop.de.. Mo, 14.30 - 20 Uhr, Di - Do, 7 - 24 Uhr; Fr, 7 - 1 Uhr; Sa, 16.30 - 1 Uhr; So, 16 - 22 Uhr. Der Polizeinotruf: 110.