Bottrop/Oberhausen. Unglaublich brutal haben sich Kriminelle am Kreuzweg auf der Halde Haniel zu schaffen gemacht. Darum ist dieser Diebstahl besonders tragisch.

Einen besonders schweren Fall von Vandalismus und Diebstahl hat es jetzt auf der Halde Haniel gegeben. Vermutlich in der Nacht vom vergangenen Freitag auf Samstag, vom 3. auf den 4. Mai, haben Unbekannte insgesamt sechs Stationen des berühmten Kreuzwegs zerstört und dabei vier Kupferplatten gestohlen.

Die Schwere und die Art der Schäden an den Stationen zwei bis sieben von insgesamt 15 Andachtsbildern legen nahe, dass hydraulisches Werkzeug zum Einsatz gekommen ist. Das teilte die RAG jetzt mit, die sogleich Anzeige erstattet hat.

Diebe wussten, was sie taten: Gestohlen wurden nur originale Kupferplatten

„So eine Art von Brutalität haben wir selten dort gehabt“, sagt Michael Sagenschneider. Der Sprecher der RAG hat schon einiges erlebt, aber dieses Mal ist sogar er fassungslos und spricht von einer neuen „Qualität“ von Diebstahl und Vandalismus.

Denn es wurden nicht nur vier der originalen Kupferplatten gestohlen, auf denen die bekannte Künstlerin Tisa von der Schulenburg den Leidensweg Christi zeitgemäß gestaltet hat. Es wurden auch sechs der massiven hölzernen Gerüste, die dem markanten Doppelbock-Förderturm der letzten Bottroper Zeche nachempfunden sind, zerstört.

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„Die Diebe wussten offensichtlich, was sie taten“, so Sagenschneider. Die anderen Stationen, an denen nach vorherigen Zerstörungen vorsichtshalber schon Nachdrucke aus Kupferfolie auf Kunststoffplatten montiert waren, habe man „nur“ beschädigt.

Dabei haben sich die, die sich seit der Schließung des Bergwerks für den Kreuzweg einsetzen, noch gefreut, dass es in diesem Jahr vor Karfreitag kaum Schäden gegeben habe. Denn die große Kreuzweg-Prozession ist einer der Höhepunkte des Jahres auf der Halde. „Die“, das sind die RAG-Stiftung, die seither die Instandhaltung finanziert, und der Verein „Karfreitagskreuzweg auf der Halde“, dessen Mitglieder, darunter auch Michael Sagenschneider, sich während des Jahres um Erhalt und Kontrolle kümmern.

Täter müssen mit Fahrzeugen und schwerem Gerät auf der Halde gewesen sein

„Aber wir sind natürlich nicht ständig dort unterwegs, das Gelände der Halde Haniel ist weitläufig und lässt sich kaum umfassend bewachen“, so der RAG-Sprecher. Die Diebe hätten es eindeutig auf den Materialwert abgesehen. „Den Schäden zufolge müssen sie mit schwerem Gerät und entsprechendem Werkzeug dort gewesen sein, denn man ,knickt‘ die Stationen nicht einfach mal um und die Platten selbst haben schon ein ziemliches Gewicht, das trägt man nicht zu Fuß den Berg runter“, erläutert Michael Sagenschneider.

Zur Höhe des Schadens lassen sich noch keine Angaben machen. Und nein: „Versichert sind die Kunstwerke unter freiem Himmel nicht, das wäre wohl unglaublich teuer.“ Zum weiteren Vorgehen kann der RAG-Mann noch keine Angaben machen. „Wir werden mit Hilfe der Stiftung die Schäden beseitigen, aber wie, das steht noch in den Sternen.“

Ob eine Rekonstruktion auf originalen Kupferplatten erfolgt, bleibt fraglich

Möglich wäre es, auf Original-Kupferplatten, die Sagenschneider noch in der Endzeit aus der alten Zeche gerettet hat, nach Vorlagen der Künstlerin die Darstellungen wiederherzustellen. „Vorlagen und Material gibt es auch noch im neuen Tisa-Archiv in Dorsten“, so Sagenschneider. Wahrscheinlicher sei es aber, dass die neuen Stationen eher auf Folie und Kunststoffplatten hergestellt würden. Die seien optisch kaum von den Originalen zu unterscheiden und natürlich vor Diebstahl sicher, da das ausgetauschte Material an den Stationen vermerkt ist.

Für die Haldenbesucher ist der Anblick natürlich ein Schock. Bekanntermaßen kommen immer wieder auch Menschen zur persönlichen Andacht auf Bottrops „Heiligen Berg“ oder halten dort einfach inne.

Gewöhnlich verlaufen Anzeigen wie diese letztlich im Sande. Wer dennoch am vergangenen Wochenende etwas Verdächtiges gesehen haben sollte, wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden.