Bottrop. Hunderte Jobs gibt es in den Bottroper Freizeitparks, die allermeisten im Movie Park. Das Alpincenter wirbt sogar: Du musst nichts gelernt haben.
Am Tourismus hängen in Bottrop schätzungsweise mehr als 1700 Arbeitsplätze und Jobs allein in den fünf weit über die Stadt hinaus bekannten Freizeitattraktionen Movie Park, Alpincenter, Eloria-Erlebnisfabrik, Schloss Beck und Indoor-Skydiving-Windtunnel.
Unter der Dachmarke „Fun City Bottrop“ betreibt das Amt für Wirtschaftsförderung eine ziemlich abflauende Marketingkampagne für die Stadt und wirbt dabei ganz automatisch auch für die Bottroper Freizeitunternehmen.
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Stadtmarketing und Tourismus sollen auch in Zukunft zentrale Handlungsfelder des Amtes für Wirtschaftsförderung bleiben, dessen von den großen Ratsparteien vorangetriebene Neuaufstellung seit Monaten in Workshops vorbereitet wird – gerade weil die Kritik an der schlechten Bottroper Infrastruktur in Sachen Freizeitwirtschaft immer lauter wird?
Doch über die Beschäftigungsverhältnisse und die aktuelle Zahl der Jobs in den beliebten Freizeitstätten weiß das Amt nicht so genau Bescheid? Die Beschäftigungszahlen, die das Amt dem Stadtrat bereitstellte, sind jedenfalls fast vier Jahre alt. „Tatsächlich verschaffen wir uns derzeit hierzu einen aktuellen Überblick“, lässt Amtsleiterin Sabine Wißmann wissen.
Zahl der festen Kräfte auf mehr als 100 aufgestockt
So hat der Movie Park in Kirchhellen, der als Big Player unter den Bottroper Freizeitunternehmen mit weitem Abstand die meisten Jobs anbietet, die Zahl seiner festangestellten Beschäftigten in den letzten vier Jahren offenbar um gut zehn Prozent aufgestockt. „Über 100 Permanente sind bei Movie Park Germany und Centaur Holding Germany beschäftigt“, erklärt Sprecherin Ann-Katrin Dölken. Ende 20219 waren es noch 90. Unter dem Dach der Centaur Holding firmieren neben dem Movie Park in Kirchhellen auch der Freizeitpark Belantis bei Leipzig und der Weltvogelpark Walsrode in der Lüneburger Heide.
Zu den inzwischen mehr als hundert Festangestellten kamen im Movie Park nach Erkenntnissen der Bottroper Wirtschaftsförderer jedes Jahr vor allem von Juni bis Oktober und insgesamt von März bis November weit mehr als tausend Saisonkräfte hinzu.
Zuletzt hatte das Freizeitunternehmen zig Jobs zu vergeben. Die Palette reicht von Parkplatzeinweisern, Reinigungskräften oder Helfern in der Wäscherei, am Einlass und für Veranstaltungen über Techniker aller Art, Beschäftigten in der Gastronomie bis hin zu Projektmanagern, IT-Assistenten und Finanzbuchhaltern.
Extras vom kostenlosen Kaffee bis zum Parkplatz
Insgesamt 27 offene Jobangebote sind auf der Internetseite des Moviepark zurzeit zu finden. Arbeitsort ist Kirchhellen. Das Unternehmen verspricht eine „faire Bezahlung“, ohne die Löhne und Gehälter anzugeben, was so allerdings auch Usus ist.
Nach Angaben von Jobportalen wie Jobvoting liegen die Jahresgehälter im Schnitt zwischen 15.000 Euro brutto für assistierende Tätigkeiten und 83.000 Euro brutto in einer leitenden Führungsposition. Laut Bewertungsportal Kununu hält jeder zweite im Movie Park seine Bezahlung für zu gering.
Der Kirchhellener Freizeitpark bezahlt seine festen Beschäftigten allerdings nach einem Haustarif, der mit der IG Metall ausgehandelt ist. Auch für Saisonkräfte gebe es einen Haustarif, berichtet die Movie Park-Sprecherin. Hinzu kommen nach Unternehmensangaben Extras wie zum Beispiel kostenfrei nutzbare Mitarbeiterparkplätze, eine Umkleidepauschale, kostenloser Kaffee und Kantinenessen zu subventionierten Preisen. „Movie Park Germany verfügt auch über einen Stamm an Saisonbeschäftigten“, bestätigt Ann-Katrin Dölken.
Allein der Movie Park beschäftigt 400 Mini-Jobber
Sogenannte Minijobs sind dabei ziemlich gefragt. „Momentan hat Movie Park bis zu 400 Mini-Jobber“, berichtet die Park-Sprecherin. Ansonsten sucht der Freizeitpark seine Leute über das eigene Jobportal und bietet eigene Bewerbertage an, bei denen sich die Jobsuchenden persönlich vorstellen können.
Über Zeitungsanzeigen, externe Jobportale wie Stepstone oder Indeed und per WhatsApp wirbt das Freizeitunternehmen ebenfalls um neue Leute. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ist dabei offenbar nicht so einfach. „Insbesondere in der Gastronomie ist es herausfordernd, Saisonkräfte zu finden“, erklärt Ann-Katrin Dölken.
Davon wissen sie auch im Alpincenter ein Lied zu singen. Das Freizeitunternehmen an der Prosperstraße kann zum Beispiel Skilehrer und Helfer in der Skischule brauchen oder jemanden, der die Pistenraupe fahren kann.
In der Abteilung Food & Beverage dürfen es mal ein Koch oder eine Spülkraft sein und als Aushilfe auch ein Glassammler oder Tellersammler für die so genannte Desasterabteilung. Um möglichst klar zu machen, wer da gefragt ist, wählt das Alpincenter-Team eine sehr klare Sprache. So heißt es: „Du musst nichts gelernt haben. Wir brauchen keine Schlaumeier, keine Doktoren & Professoren sowie Wissenschaftler – Wir brauchen einfach nur stinknormale Servicekräfte.“
Übernachtungsangebote an Besuchergruppen richten
Auf dem Arbeitsmarkt am Ort und in der Region sind gerade die großen Bottroper Freizeitbetriebe also ein Faktor. Sind sie das auch für Gastronomien und Hotels in der Stadt und im Umkreis? Wirtschaftsförderin Sabine Wißmann stellt fest, dass Freizeitübernachtende hinter den Geschäftsreisenden die wichtigste Rolle bei den Hotelübernachtungen einnehmen.
Sie erklärt: „Die Übernachtungszahlen bewegen sich allerdings auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau.“ Dabei habe das Freizeitangebot in Bottrop ja überregional seine Bedeutung. Die Amtsleiterin rät daher dazu das Bettenangebot gezielter an die Besuchergruppen der Freizeitparks zu richten, um die Übernachtungszahlen zu steigern.
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„Auch die Gastronomie profitiert, da sie von den Gästen gerne in Verbindung mit ihrer Freizeitaktivität genutzt wird“, hält Sabine Wißmann fest. Für den Tourismus spielten aber auch kulturelle Angebote und zahlreiche Veranstaltungen in der Stadt eine Rolle. Das Museum Quadrat sei als Anziehungspunkt zu nennen.
Aktivitäten auf den Halden und in der Kirchheller Heide zum Beispiel, Wanderungen durch die Natur und Radtouren können das Tourismusangebot abrunden, und dann gebe es da ja zum Beispiel auch noch Kletterhallen, Minigolfanlagen und Schwimmbäder sowie Hofläden, die zur Qualität Bottrops als Tourismusstandort beitragen.
Fun City-Werber schnüren virtuelle Freizeitpakete
Dafür wirbt die Stadt unter der Fun-City-Marke daher auch und schnürt virtuelle Freizeitpakete, bei denen sich Besucherinnen und Besucher mal einen Tag lang oder auch bis zu drei Tage in Bottrop entspannen oder austoben können: etwa beim Ski fahren, Sommerrodeln und Fliegen im Windtunnel oder auf der Star Trek-Achterbahn, mit den Kindern auf der Marienkäferbahn oder bei den Paw Patrol-Figuren und einem abendlichen Bummel über die Gastromeile.
Für die Bottroper Bergtour brauchen Touristen dann schon eher drei Tage fürs Mountainbike-Radeln auf der Halde Haniel, den entspannenden Saunagang im Revierpark Vonderort, die Fete im Schlagerclub Nina, bevor es dann zum Ausblick-Genießen zum Tetraeder hinauf geht und zur Hüttengaudi und Apres-Ski-Party auf der Halde nebenan.
Zwölf Hotels und Pensionen listet die Stadt den Gästen zum Übernachten außerdem noch auf – nur: Direkt buchen können die Touristinnen und Touristen ihren Bottrop-Besuch nach Wahl auf der Fun City-Seite nicht.