Bottrop. Massenweise Nacktschnecken ziehen durch die Bottroper Gärten. Was man gegen sie tun kann und warum sich die Situation jetzt entspannen könnte.

Bottrop erlebt eine Invasion der Nacktschnecken. Zahlreiche Hobby- und Kleingärtner ärgern sich über die schleimigen Vielfraße. Schuld ist der bisher verregnete Sommer. Dank der Feuchtigkeit herrschen ideale Bedingungen für die Nacktschnecken.

„Um jede Pflanze musste man kämpfen. Sie hatten oft keine Chance zu wachsen“, sagt Karin Draga vom Vorstand des Bottroper Bezirksverbands der Kleingärtner. Sie selbst betreibt einen Garten in der Anlage am Overbeckshof. So wie ihr ergeht es mit den Nacktschnecken auch anderen Kleingärtnern in Bottrop.

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Wochenlang legt man sich abends und in den frühen Morgenstunden auf die Lauer. Schneckensammeln entwickelt sich in den Kleingartenanlagen regelrecht zum neuen Volkssport – teilweise mit Erfolg. Innerhalb des Verbands ist von „dreistelligen Zahlen“ die Rede, die am Tag gesammelt wurden. Diese Schnecken richteten keinen Schaden an. Diejenigen, die entkommen konnten, stillten dagegen ihren Hunger.

Bottroper Kleingärtnerin: „Über so etwas lachen die Schnecken doch nur!“

Karin Dragas Dahlien wurden nicht verschont. „Sie hatten noch nicht einmal richtig das Licht der Sonne gesehen, da waren sie schon weggefressen“, sagt sie. So etwas wie in diesem Jahr habe die langjährige Kleingärtnerin sowie ihre Kolleginnen und Kollegen aus 15 Bottroper Vereinen noch nicht erlebt.

Schneckenschutz aus alten Joghurtbechern oder Eierschalen zeigten nicht die erhoffte Wirkung. „Über sowas lachen die Schnecken doch nur“, meint Karin Draga. Sogar Kürbispflanzen waren vor den gefräßigen Schnecken nicht sicher. Ziemlich oft muss besonders eine Spezies gelacht haben.

Spanische Wegschnecke breitet sich als Schrecken in den Beeten aus

Der Naturschutzbund (Nabu) erklärt, dass die Spanische Wegschnecke bei Massenvorkommen andere Nacktschneckenarten verdrängt. Auch wer in Bottrop einen Garten oder Beete besitzt, bekommt sie oft zu Gesicht.

Die Spanische Wegschnecke ist wegen der Massenpopulation zu einem echten Ärgernis für Gärtner geworden.
Die Spanische Wegschnecke ist wegen der Massenpopulation zu einem echten Ärgernis für Gärtner geworden. © dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Mit ihren Orangefarbenen- und Brauntönen, ohne Gehäuse, glatter Oberfläche und ekliger Schleimspur gewinnt sie keinen Schönheitspreis. „Sie wird wegen ihrer starken Schleimabsonderung selbst von Igeln oder Kröten meist verschmäht und ist auch gegen Trockenheit vergleichsweise wenig empfindlich“, so der Nabu.

Hobby- und Kleingärtner greifen auf giftiges Schneckenkorn zurück

Die Verzweiflung und der Frust über die Plage muss bei einigen Bottroper Kleingärtnern groß gewesen sein. Sie setzten gegen die Schädlinge giftiges Schneckenkorn ein. Wie der Nabu erklärt, beginnen jedoch die Nacktschnecken nach Aufnahme des Schneckenkorns auf dem Weg zu ihrem Tod zu schleimen, was ziemlich ekelig sei, besonders auf Terrassen. Demzufolge sahen danach auch einige Kleingärten in Bottrop aus.

„„Um jede Pflanze musste man kämpfen. Sie hatten oft keine Chance zu wachsen.““

Karin Draga vom Vorstand des Bottroper Bezirksverbands der Kleingärtner

„Es war früher schon schlimm mit Nacktschnecken. Aber dieses Jahr ist der Höhepunkt“, meint Karin Draga und spricht vielen Klein- und Hobbygärtnern aus der Seele. In den zurückliegenden Tagen habe sie weniger Nacktschnecken in ihrem Garten entdeckt. „Entweder denen schmecken die Pflanzen nicht mehr oder sie haben sich satt gefressen.“

Naturschutzbund: Nicht alle Schnecken sind schädlich

Möglicherweise sind auch die steigenden Temperaturen ein Grund für den Rückzug. Hobby- und Kleingärtner wie Karin Draga hoffen, dass die Plage jetzt vorbei ist. Aber Vorsicht: Schnecken hinterlassen Eier. Es sind weiße, stecknadelkopfgroße Kügelchen, die sie in Pflanzkübel, Beeten oder unter der Regentonne ablegen. Wenn man sie nicht frühzeitig entfernt, droht im nächsten Jahr bei verregnetem Sommer der nächste Schneckenansturm.

Der Nabu erklärt, dass nicht alle Schnecken schädlich sind. „Die meisten Gehäuseschnecken, wie zum Beispiel die häufigen Bänderschnecken, fallen als Schädlinge praktisch nicht ins Gewicht. Sie leben überwiegend von totem Pflanzenmaterial. Die große Weinbergschnecke, die unter Naturschutz steht, hilft dem Gärtner sogar, denn sie frisst auch die Eigelege der Nacktschnecken auf“, so der Naturschutzbund.

Darüber hinaus seien Schnecken der Gesundheitsdienst im Garten. „Sie fressen auch verwesende Pflanzenteile und tote Tiere und sind damit ein nützlicher Bestandteil der Lebensgemeinschaft. Zudem zersetzen sie Pflanzenreste und helfen so bei der Humusbildung mit.“

Und was ist mit Bier? Kann man damit Schnecken eine Falle stellen? „Bierfallen gelten als Klassiker der Schneckenbekämpfung“, so der Nabu. Diese Methode sei aber mit Vorsicht zu genießen. „Die Anlockwirkung des Bieres kann zum Bumerang werden. Denn leicht werden so auch Schnecken aus dem Nachbargarten oder von außerhalb angelockt. Nur ein geringer Teil der angelockten Tiere fällt auch in die Bierbecher hinein.“

Und noch eines muss beachtet werden: „Damit keine anderen Gartenbewohner hineinfallen und ertrinken, dürfen die Becherfallen nicht ebenerdig eingegraben werden.“