Bottrop-Kirchhellen. In Bottrop-Kirchhellen liegt der Kleingartenverein „In der Bräuke“. Was die Anlage so besonders macht für Bienen, Frösche und seltene Vögel.
„In der Bräuke“ steht auf der Stahlsäule mit Bergbausymbolen vor dem Vereinsheim des einzigen Kleingartenvereins in Kirchhellen-Mitte. Die Original-Säule mit Plakette „Danke Kumpel“ stammt von der Abschiedsveranstaltung des Steinkohlebergbaus 2018.
Der Kleingartenverein wurde 1982 gegründet, mit Norbert Demski ist noch ein Gründungsmitglied aktiv dabei. Von den 125 heutigen Mitgliedern, die die 64 Gärten auf dem Gelände von fast 40 000 Quadratmetern bewirtschaften, stammen allein 108 aus Kirchhellen.
Unter den Pächtern im Alter zwischen 30 bis 84 Jahren gibt es entgegen dem allgemeinen Trend nur wenige Mitglieder mit ausländischen Wurzeln: „Vielleicht weil es hier ein wenig abgelegen ist, sogar manche Kirchhellener kennen den Kleingartenverein nicht“, vermutet Kassiererin Martina Wolters. Das bis 2001 in Eigenleistung erstellte Vereinsheim mit Saal wird nur an Mitglieder für Feiern vermietet. Damit hält man Schäden und den Ärger mit Nachbarn in vertretbaren Grenzen.
Lesen Sie mehr aus Bottrop:
- Familienleben:„Wollten immer viele Kinder haben“
- Prosper III:Neues Bistro im Quartier geplant
- Hansa-Center:Gläubiger fordern Haft für Ex-Fakt-Chef
- Stadt Bottrop:Einige Verwaltungsgebäude sind marode
Zur Zeit sind keine Gärten für neue Freizeitgärtner verfügbar, Interessenten müssen Vereinsmitglied werden, um sich in die Warteliste einzutragen, die nach Antragsstellung abgearbeitet wird. Es gebe zwar etwa zwei Anfragen pro Woche, aber augenblicklich umfasst die Warteliste sieben Bewerber, die sich aktive, nachhaltige Freizeitgestaltung in der Natur wünschen.
Selbstverständlich müssen auch die Regeln des Kleingartengesetzes eingehalten werden, außerdem sind die großen Außenanlagen durch Gemeinschaftsarbeiten zu pflegen: „Wir achten auf die Regeln, ohne sie kleinlich auszulegen,“ sagt Vorsitzender Thomas Misz, „wir wollen in erster Linie friedlich und vernünftig miteinander umgehen.“
Auf der großen Streuobstwiese - jeder darf sich hier bedienen - mit riesigem Insektenhotel steht auch das Bienenhaus. Imker Werner Gahlen betreut die fünf Bienenstöcke mit etwa 350.000 Honigbienen im Sommer, die die Bestäubung im Gelände und Umfeld sichern. Der Honig wird über den Verein angeboten. „In diesem Jahr sieht es bei der Honigernte gut aus,“ ist der erfahrene Imker zuversichtlich.
Einiges dreht sich inzwischen im Verein um die bienenfreundliche Gartengestaltung. Nach einem Vortrag von Gahlen zu diesem Thema haben viele Gärtner reagiert und ihre Parzellen entsprechend umgestaltet: „Es sind oft nur Kleinigkeiten, die verändert werden, aber es geht gut voran.“ An sehr vielen Lauben hängen mittlerweile Insektenhotels.
Auch der Eingangsbereich am Vereinsheim wird bienenfreundlich umgestaltet durch Spenden der Gartenbesitzer, überzählige Stauden werden nicht mehr vernichtet, sondern in die Gemeinschaftsflächen umgesetzt. Das hilft besonders den Wildbienen: „Um die Honigbienen kümmert sich der Imker notfalls mit Zuckerwasser, aber die Wildbienen sind für den biologischen Kreislauf ebenso wichtig.“
Ein feststellbarer Trend ist anscheinend die Tendenz zur Anlage von Hochbeeten. Die Vorteile gegenüber herkömmlichen Beeten sind enorm: Weniger Bücken erleichtert die Arbeit, es gibt weniger Verluste durch Wühlmäuse und Schnecken sowie höhere Erträge durch Kompostierung als Langzeitdünger.
Ein weiteres Kernstück ist der rund 1000 Quadratmeter große Gartenteich, ein seerosenbewachsenes Biotop, umgeben von Kleingärten mit individuellen Zuschnitten. Hier tummeln sich sehr viele Amphibien wie Frösche und Lurche, die Vogelwelt profitiert von der Insektenvielfalt, sogar ein Eisvogel wurde dort gesichtet. Eine Entenpopulation und kleine Fische vervollständigen die Idylle, die auch der Fischreiher gelegentlich zu schätzen weiß: „Das gehört aber auch mit zur Natur.“
Seit einiger Zeit bereitet der Teich den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Das Biotop hat keinen natürlichen Wasserzulauf, füllt sich bei Regen und wird bei Bedarf mit Brunnenwasser aufgefüllt. Aber durch ein Bodenloch versickert sehr viel Wasser wie im Abfluss.
Die Suche nach der Ursache brachte bislang keine Ergebnisse, Verfüllen half nur kurzfristig: „Wir stehen vor einem Rätsel,“ berichtet Beisitzer Peter Bielaczek, selbst Gartenanlieger am Biotop. Auch das Umgeben und Abdichten mit einem Rohr scheint nicht die endgültige Lösung zu sein. Der Einsatz von schwerem Gerät wird erwogen, ist aber auch sehr kostspielig. „Es wäre schlimm, wenn wir keine Lösung finden, wir wollen den Teich als besonderes Ambiente erhalten,“ sagt Thomas Misz.
KgV In der Bräuke, Schulstraße, 46244 Bottrop-Kirchhellen, 02045 82039 (Thomas Misz)