Bottrop. Die älteste Anlage in Bottrop ist Am Beckramsberg. Nicht nur Naherholung wird den Familien geboten. Was den Kleingarten so besonders macht.

Bottrops ältester Kleingartenverein Am Beckramsberg ist zugleich ein beliebtes Naherholungsziel. Gastronomie, Spielplatz und Tiergarten locken Familien für ein paar Stunden ins Freie. Da wo Fuhlenbrock-Wald seinem Namen alle Ehre macht, liegen die 148 Parzellen idyllisch in der Natur. Unter den 240 Mitgliedern sind viele Nationalitäten vertreten. „Alles durcheinander, aber das passt schon,“ sagt der 1. Vorsitzende Lothar Kremer.

Während der Coronazeit hat es eine Flut von Bewerbungen gegeben, vor allem von Familien mit Kindern, die „raus wollten.“ Auch heute stehen noch 80 Interessenten auf der Warteliste, die wahrscheinlich noch für die nächsten sechs bis sieben Jahre ausreicht. „Wir gehen unter vor Bewerbungen.“ Die kommen vorwiegend von jungen Familien, die sich nach Kremers Feststellungen oft etwas anderes vorgestellt haben und von „Wiese und Grillen“ träumen. Weil auch die Pflicht zum Obst- und Gemüseanbau und die Pflege der Gemeinschaftseinrichtungen dazugehören, kündigten einige der neuen Mitglieder nach einiger Zeit wieder.

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Man unterliegt den Regeln des Bundeskleingartengesetzes, aber: „Wir gehen nicht mit dem Zollstock herum und messen die Höhe der Hecke. Uns liegt viel daran, dass die Gemeinschaft zusammen hält, wir versuchen in Gesprächen zu überzeugen“, so Kremer. Nur sechs Gemeinschaftstunden pro Jahr seien wohl zumutbar und selbst die können noch mit 90 Euro abgegolten werden. „Wir sind ein Verein, da muss jeder mal mit anpacken, bei Bewerbungsgesprächen wird viel versprochen, aber bei Feiern sind es meist immer die gleichen Personen, die helfen,“ weiß der Vereinsvorsitzende aus langjähriger Erfahrung.

Lothar Kremer, Vorsitzender des Kleingartenvereins Am Beckramsberg, betrachtet viele Regeln des Bundeskleingartengesetzes eher gelassen. Aber ein Grundkonsens sollte schon herrschen und mit den Vereinszielen sollten sich alle Vereinsmitglieder im Kern identifizieren.
Lothar Kremer, Vorsitzender des Kleingartenvereins Am Beckramsberg, betrachtet viele Regeln des Bundeskleingartengesetzes eher gelassen. Aber ein Grundkonsens sollte schon herrschen und mit den Vereinszielen sollten sich alle Vereinsmitglieder im Kern identifizieren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Feiern gehört zum Vereinsleben im Kleingarten dazu, sei es beim Osterfeuer auf der Wiese, beim Kinder- und Sommerfest oder beim Weihnachtsfest im Freien mit Hunderten von Kerzen. „Wir lieben diese Veranstaltungen, aber wir leben auch davon.“ Weiteres finanzielles Standbein sei das fast jedes Wochenende ausgebuchte Vereinsheim mit voll ausgestatteter Küche und vielen Kühlmöglichkeiten. Bis zu 100 Personen könnten dort verhältnismäßig günstig feiern. Besonders hebt Kremer hervor, dass „wir hier keine verschlossenen Tore haben.“ Man sei also nicht isoliert.

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Dazu trägt die gut besuchte Gastronomie mit Biergarten von Pächter Hans (Hansi) Szczyra bei, die Radfahrer und Spaziergänger anzieht. Für Familien ist die Wiese mit Spielgeräten und Trampolin ein Anziehungspunkt. Bei Kindern ist besonders der kleine Tierpark, auch liebevoll „kleiner Kaisergarten“ genannt, mit Schweinen, Ziegen, Gänsen, Enten, Hühnern und Kaninchen beliebt. Der Tierfutterautomat muss an schönen Tagen häufig aufgefüllt werden. „Wir sind oft hier,“ sagen zwei Familien aus dem Fuhlenbrock. „Die Kinder sind beschäftigt und wir können auch mal in Ruhe ausspannen und klönen.“

Auch Bewohner des Containerdorfes haben die Gartenanlage für sich entdeckt

Nach Feststellungen des Vorstandes nutzen in der letzten Zeit auch etliche Bewohner des Containerdorfes Am Lamperfeld mit ihren Kindern das Angebot. Dass sich der Fuchs schon mal ein Huhn oder die berühmte Gans holt, muss ebenso hingenommen werden, wie der Verlust von Goldfischen aus den Gartenteichen durch Fischreiher. „Schließlich sind wir hier in der Natur.“

Obst und Gemüse stehen immer im Mittelpunkt im Kleingarten. Mike Maurmann (l.) und Harry Semmling sind gerade mit der Pflege eines durch Sturm abgeknickten Pflaumenbaum beschäftigt. Gewächshäuser, wie hier im Hintergrund, oder Hochbeete zur Selbstversorgung sind inzwischen immer häufiger zu finden.
Obst und Gemüse stehen immer im Mittelpunkt im Kleingarten. Mike Maurmann (l.) und Harry Semmling sind gerade mit der Pflege eines durch Sturm abgeknickten Pflaumenbaum beschäftigt. Gewächshäuser, wie hier im Hintergrund, oder Hochbeete zur Selbstversorgung sind inzwischen immer häufiger zu finden. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Ein großes Insektenhotel, eine Picknickhütte und das gut frequentierte Bücherhaus für jedermann vervollständigen das Angebot. Der Sturm in den letzten Tagen hat einige Schäden angerichtet. Am Pflaumenbaum von Sabine und Harry Semmling sind dicke Äste abgebrochen, der Baum muss radikal gestutzt und veredelt werden.

Baumpfleger Mike Maurmann, der auch als Wertermittler beim Pächterwechsel tätig ist, macht auf einen besonderen Baum aufmerksam. Der Apfelbaum hat einen hohlen Stamm wie eine Röhre, trägt aber in der Krone eine Unmenge von Äpfeln. „Das gibt es in keiner Baumschule, nur in einem Kleingarten“, stellt der Baumexperte fest.

Der Verein – Der Gründer

Auf den Gründer des Vereins weist ein großes Denkmal neben der Wiese hin. Walter Höfer war der Pionier der Bottroper Kleingärtner, der auch den Bezirksverband gründete.

Nahe der Kleingartenanlage Am Beckramsberg im Fuhlenbrock liegt auch der Walter-Höfer-Weg. Der wirkte bei der damaligen Stadtverwaltung auf die Einrichtung von Kleingärten hin. 1930 wurden am Beckramsberg die ersten 50 Gärten unter Hunderten von Bewerbern ausgelost.

Kontakt: Im Beckram 58. Tel.: 02041 750368. Im Netz: kleingarten-bottrop.de.