Bottrop. „Am Quellenbusch“ leben Kleintiere und Insekten im Einklang mit einheimischen Pflanzen und in Hotels. Aber nicht alles darf angepflanzt werden.

Im Kleingartenverein „Am Quellenbusch“ gilt kein Beherbergungsverbot. Ganz im Gegenteil, erst im Sommer ist die nächste Herberge errichtet worden. Aber nicht Menschen, sondern Wildbienen und Wespen finden einen Platz im großräumigen Insektenhotel. Diese Nist- und Überwinterungshilfe ist die neueste Anschaffung des Vereins, der sich einem rein biologisch-ökologischen Ansatz verpflichtet hat.

„Wir achten sehr darauf“, sagt der Vorsitzender Ulrich Mitschard beim Rundgang durch die Anlage. „Die Vorgärten sehen ein bisschen wild aus, ist aber so gewollt.“ Tiere wie Füchse, Mader und Iltisse sollen einen Unterschlupf haben. „Einheimische Tiere fühlen sich hier sehr wohl.“ Es gibt 81 Gärten. Die Nachfrage ist ungebrochen. Laut Mitschard habe es in diesem Jahr insgesamt 14 Parzellenwechsel gegeben. Vor allem ältere Gärtner sind ausgeschieden. „Wir haben trotzdem noch eine Warteliste“, sagt er.

Das neueste Gebäude im Kleingartenverein „Am Quellenbusch“. Im Sommer wurde dieses Insektenhotel angeschafft. Der Bezirksverband hatte jedem Bottroper Kleingartenverein eine entsprechende Geldsumme für ein ökologisches Projekt zur Verfügung gestellt.
Das neueste Gebäude im Kleingartenverein „Am Quellenbusch“. Im Sommer wurde dieses Insektenhotel angeschafft. Der Bezirksverband hatte jedem Bottroper Kleingartenverein eine entsprechende Geldsumme für ein ökologisches Projekt zur Verfügung gestellt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Tiere finden einen Nistplatz

Der grüne Daumen ist allgegenwärtig. Die Tiere fühlen sich pudelwohl. Totholzstapel sind aufgebaut. Mehrere Insektenhotels befinden sich auf der Anlage. Ein Vereinsbiotop ist angelegt, dahinter gibt es eine Mauer. „Dort halten sich Salamander, Kröten oder Frösche auf“, so Mitschard. Sogar der Naturschutzbund (Nabu) hat eine eigene Parzelle . Der Verein erhielt vom Nabu vor rund einem Jahr die Plakette „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ . Und ein Imker ist Herr über ein großes Bienenvolk.

Allerdings hat dieses Corona-Jahr auch den Kleingärtnern in Bottrop schwer zugesetzt. Sämtliche Veranstaltungen sind abgesagt worden. Der Bezirksverband stellte deshalb jedem Verein den gleichen Geldbetrag zur Verfügung. Der Vorschlag: Ökologische Projekte wie Insektenhotels sollten davon gebaut oder gekauft werden. „Eine sehr gute Idee“, findet Mitschard. Der Verein setzte den Vorschlag in die Tat um. Das nächste Projekt des Vereins in Vonderort ist bereits in Planung. „Wir haben hier abends jede Menge Fledermäuse“, erklärt der Vorsitzende. Deswegen sollen bald Fledermauskästen aufgehängt werden. „Weil die Tiere vom Aussterben bedroht sind.“

Kirschlorbeer ist ökologisch nicht sinnvoll

Aber „Am Quellenbusch“ darf nicht alles angepflanzt werden. Sylvia Möller ist Fachberaterin des Kleingartenvereins und mit Leib und Seele bei der Sache: „Laub- und Nadelbäume sind nicht erlaubt, das sind Waldbäume. Und auf keinen Fall Wacholder.“ Denn der Schädling Birnengitterrost nutzt den Wacholder als Winterlager und befällt dann Birnbäume. Auch Kirschlorbeer ist ökologisch nicht sinnvoll. In Essen hat der Stadtverband der Kleingartenvereine die immergrüne Pflanze auf die rote Liste gesetzt, sie darf dort nicht mehr angepflanzt werden. In Bottroper Kleingärten ist Kirschlorbeer noch vorhanden. Ein generelles Verbot gibt es nicht.

Kleingärtnerin Sylvia Möller hat auf ihrem Grundstück mehrere Insektenhotels errichtet. Sie empfiehlt zum Wohle der Wildbienen und anderen Insekten einheimische Stauden anzupflanzen.
Kleingärtnerin Sylvia Möller hat auf ihrem Grundstück mehrere Insektenhotels errichtet. Sie empfiehlt zum Wohle der Wildbienen und anderen Insekten einheimische Stauden anzupflanzen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Die Kleingärtner nehmen die Pflanze gerne als Sichtschutz“, weiß Ulrich Mitschard. Sylvia Möller erklärt, dass Kirschlorbeer aber aus ökologischer Sicht keinen Sinn ergibt. Am liebsten soll der ganz aus dem Blickfeld verschwinden oder höchstens als bereits vorhandene Zierpflanze ihren Platz haben. „Kirschlorbeerhecken wollen wir gar nicht“, so die Fachberaterin. Besonders die Blätter und Samen enthalten giftige Substanzen, die wiederum beim Kauen schließlich im Magen Blausäure freisetzen - mit tödlichen Folgen für Kinder und Tiere.

Bau eines Insektenhotels ist kein Hexenwerk

Anstatt dessen empfiehlt sie besonders einheimische Gewächse zum Wohle von Bienen und anderen Insekten zu nehmen, wie zum Beispiel Holunder, Sonnenhut, Sonnenbraut oder Schneebeere. Ulrich Mitschard ist der Meinung, dass jeder in seinem eigenen Garten etwas für Wildbienen tun kann. „Man kann Insektenhotels fertig kaufen“, sagt er. Oder alternativ: selber bauen. Es ist kein Hexenwerk. Man benötigt nur „etwas handwerkliches Geschick“.

15 Kleingartenvereine in Bottrop

Der Bezirksverband Bottrop ist Mitglied im Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e.V. Im Stadtgebiet befinden sich 15 Kleingartenvereine .

Zu den Vereinen zählen : Am Beckramsberg, Nappenfeld (beide Fuhlenbrock), Overbeckshof (Stadtmitte), Am Timpenkotten und Batenbrock. Außerdem: Eigenhof, Beckheide, Boverheide (Eigen), An der Boye, Krähenbusch, Am Liesenfeld, Johannestal (Boy), Am Quellenbusch (Vonderort), In der Bräuke (Kirchhellen) und Grafenwald.