Bottrop. 2.000 Menschen sind von den täglichen Lieferungen abhängig: Die Bottroper Tafel sammelt Spenden für ein Fahrzeug. So viel Geld wird gebraucht.

Die Bottroper Tafel braucht Geld. Soweit nichts Neues. Diesmal benötigt die Versorgungs-Einrichtung für Menschen in schwierigen Lebenslagen aber über 60.000 Euro. Der Grund? Ein Fahrzeug, das lange treue Dienste erwiesen hat, ist nicht mehr zu retten, es muss ersetzt werden. Dabei können nun nicht nur große Unternehmen helfen, sondern auch Privatleute. Die Spende wird dann aufgestockt - von der Vereinten Volksbank.

284.469 Kilometer ist der alte Ford gelaufen, der nun dem Dauer-Einsatz der Bottroper Tafel zum Opfer gefallen ist. Schon lange funktioniert die Klimaanlage in der Fahrerkabine nicht mehr so richtig, schon lange muss man die seitliche Schiebetür des Fahrzeugs von Innen öffnen, weil außen der Griff nicht mehr richtig greift. Es ruckelte zuletzt nur noch, jetzt ist das Ende des alten Transits endgültig gekommen. Der Wagen, der vor einigen Jahren schon als Gebrauchtwagen erworben wurde, ist nicht mehr zu gebrauchen.

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„Und jetzt brauchen wir ein neues Fahrzeug“, erklärt Jochen Klee nüchtern, während er vor dem defekten, weißen Wagen steht. „62.000 Euro.“ Aufgrund der Dringlichkeit ist der Wagen bereits bestellt. Ein Mercedes wird es. Nicht, weil es unbedingt ein Wagen mit Stern seil sollte, sondern weil die Tafeln hier über den Verbund gute Konditionen bekommen. Der teure Preis entsteht dabei vor allem wegen des aufwendigen Umbaus, der nach Vorschrift notwendig ist.

Ein Wagen für die Tafel muss bestimmte Standards erfüllen, um gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen

„Wir müssen spezielle Vorgaben erfüllen, damit wir bei den Supermärkten Waren abholen dürfen. Die Kühlkette zum Beispiel muss eingehalten werden, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Hätten wir keine Kühlung, dann würden uns Spenden wegbrechen“, so Klee, der seit März als erster Vorsitzender im Vorstand des Tafel-Vereins „Partner für Jung & Alt Bottrop e.V.“ aktiv ist. Auch eine Reinigung der Ladeflächen im Inneren ist Dank des Umbaus kein Problem. „Es gibt keine Ecken und Kanten, wir haben eine gerade Oberfläche, die wir ganz einfach sauber halten können.“

Der Tacho steht bei 284.469 Kilometern. Mehr werden es bei dem alten Fahrzeug der Tafel auch nicht werden.
Der Tacho steht bei 284.469 Kilometern. Mehr werden es bei dem alten Fahrzeug der Tafel auch nicht werden. © Nolin Wischermann

Einen Fahrplan gibt es für den neuen Flitzer in der Flotte, die noch vier funktionierende Alt-Fahrzeuge umfasst, bereits. Unter der Woche wird die Ausgabestelle auf der Gladbecker Straße in Stadtmitte beliefert, an anderen Tagen die Tafel-Stationen in der Ebel, Bottrop-Boy und in Kirchhellen. Wenn Großspenden abgegeben werden, kann die Tour sogar mal bis zum 60-Kilometer-entfernten Zentrallager des Tafel-Landesverbands nach Coesfeld führen. Auf seiner Reise kann der Neuwagen dann zukünftig besser erkannt werden, denn diesmal ist er optisch, dank eines gedruckten Logos auf dem Lack, an die Tafel angepasst.

Ein Fahrzeug voller Werbebanner wird es nicht mehr. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Wir müssen auf der Straße erkannt werden“, so Jochen Klee. Außerdem gäbe es kaum noch Interessenten, die auf den Autos werben wollen, hier kann also nicht mehr gut kalkuliert werden. Deshalb müsse das Geld nun aus anderen Quellen her.

Volksbank unterstützt die Tafel beim Crowd-Funding

„Wir haben natürlich für solche Fälle Gelder zurückgelegt und bereits großzügige Spenden vom Lions Club und der Sparkasse erhalten. Nun wollen wir, mit Unterstützung der Volksbank, auch der Öffentlichkeit die Chance geben, uns in der Situation zu helfen“, sagt der Tafel-Vorsitzende. Helfen will die Bank mit einem Crowd-Funding, bei dem sie für jeden Betrag, der von Privatleuten gespendet wird, zehn Euro aus der eigenen Tasche zusätzlich in den Topf wirft. Das Ziel liegt zunächst bei 5.000 Euro. Es dürfen, zumindest nach Wunsch des Vorsitzenden, aber gerne auch mehr werden, schließlich braucht die für 800 Familien lebenswichtige Organisation stetig Geld.

„5000 Euro sind natürlich ein großer Schritt, wir haben zuletzt allerdings neue Regale angeschafft, renovieren derzeit den Ausgaberaum, bauen um und wollen noch mehr verändern.“ Die Tafel existiert nun seit 20 Jahren hier am Standort. „Wir wollen sie jetzt für die nächsten 20 Jahre aufstellen“, wagt Klee den Blick nach vorn.

Spenden können ab sofort online getätigt werden. Wer lieber mit anpacken will, ist auch willkommen. Die Tafel ist per Mail unter info@bottropertafel.de, aber seit Neuestem auch über Instagram erreichbar.