Bottrop. Bottrop ist schön, hat aber noch Verbesserungspotenzial. Innenstadt-Handel, Kino, Nahverkehr: Was wir uns für unsere Stadt wünschen.
Corona überschattete vieles in diesem Jahr, und auch die Entwicklung der Bottroper Innenstadt bereitet vielen Bürgerinnen und Bürgern Sorge. Doch es gibt sie auch, die positiven Nachrichten, die Perspektiven, die sich im kommenden Jahr für unsere Stadt bieten. Die Bottroper WAZ-Redaktion hat ihre persönlichen Wünsche für 2022 aufgeschrieben – in der Hoffnung, dass so manches davon realisiert werden kann.
Der Gleiwitzer Platz als neues Aushängeschild für Bottrops Innenstadt
Ja, bis der Platz vollendet ist, soll es noch bis 2023 dauern. Aber schon im kommenden Jahr wird die ehemalige RAG-Zentrale, das Bauknecht-Quartier am Gleiwitzer Platz, in neuem, kernsanierten Zustand glänzen. Und kurz darauf könnte die Realisierung der Gestaltung des noch so grau betonierten Platzes folgen. Für Bottrop sind die Pläne, die Geschäftsführer Garrit Bauknecht präsentiert hat, eine tolle Chance.
Er will den Gleiwitzer Platz zu einer Art gläsernen Marktfläche machen, will Pavillons aufstellen, ihre Dächer mit Bäumen bepflanzen, Händler und Gastronomen anziehen, die dort ihre Waren anbieten. Ein Glas Wein in der Spätabendsonne mit Blick auf das wunderschöne, denkmalgeschützte Klinker-Gebäude? Klingt gut – und sollte bei allem Pessimismus zur Innenstadtentwicklung auch umsetzbar sein.
Denn Bauknecht ist ein renommierter Stadtentwickler mit gutem Ruf, seine Euphorie für Bottrop wirkt authentisch, er hat zudem mit dem Planungsatelier von Ricardo Boksteen einen Bottroper als Partner, der sicherlich auch in eigenem Interesse dieses Leuchtturmprojekt der Innenstadt realisieren will.
Bleibt eigentlich nur noch zu wünschen, dass auch ein weiterer Top-Standort der Stadt, die ehemaligen Althoff-Arkaden, in Bottroper Hand übergingen … Linda Heinrichkeit
Ein Kino macht Hoffnung auf mehr Leben in der City
Das Programmkino im Kulturzentrum ist aller Ehren wert, doch bald bekommt Bottrop wieder ein echtes kommerzielles Kino. Das macht Hoffnung auf mehr Leben in der City und weckt Erinnerungen an die alten Schauburg-Zeiten, die dann eben nur an neuer Adresse wieder aufleben. Die Skepsis mag bei vielen noch groß sein, doch um das Gelingen der Erneuerung des Hansa-Centers muss sich seit der Übernahme durch die Fakt AG niemand mehr große Sorgen machen.
Schließlich hat Fakt-Gesellschafter Hubert Schulte-Kemper sein Versprechen mehrfach mitten auf dem Berliner Platz abgegeben. Vorgemacht hat das Fakt-Team es in anderen Städten sowieso. Der Berliner Platz könnte dann endlich zu jenem Veranstaltungsplatz werden, als der er eigentlich gedacht war und den sich die Leute, auch im Rathaus, noch immer wünschen. Auch das weckt Erinnerungen: an das Rockkonzert zur Neueröffnung des Berliner Platzes, der schwarz vor Menschen war – in der akuten Corona-Krise undenkbar.
- Influenza: Warum es 2021 keinen einzigen Grippe-Fall gab
- Stadtbücherei: Bottrops provisorische Bibliothek nimmt Gestalt an
- Herzinfarkt:Zwei Bottroper freuen sich Weihnachten über ein zweites Leben
- Weihnachten intensiv: Notfälle kennen keine Feiertage
- Omikron: Krisenstab ruft zum Boostern auf
Wichtig wird sein, die Wege in der City menschenfreundlicher zu machen. Wie tiefe Wassergräben zerteilen die Horster Straße und die Osterfelder Straße die Stadt. Damit muss Schluss sein. Ideen gibt es nicht nur dafür längst. Die jüngste Studie der Stadt führt vor Augen, welche Stärken die Bottroper City auch sonst hat und hinzugewinnt: mit dem Rathauscampus, dem Kulturhof, dem Markt um den Kirchplatz, mit dem Ehrenpark, dem Feierabendmarkt, dem Schwarzmarkt, der Gastro-Meile, auf der hoffentlich Bellas Bistro voller Bottroper Marken zum Erfolg wird. Neugierig macht schon, was im alten Mensing-Quartier und am Innenstadttor vor dem Gleiwitzer Platz passieren wird.
Die Mahnung ist berechtigt, bei aller Zuversicht für die neue City die Stadtteile nicht zu vergessen. Doch da gibt es schöne Zeichen: den so grandios wiederbelebten Boyer Markt und selbst die Erneuerung des alten Brunnens, der in der Welheimer Mark schon immer ein beliebter Bürgertreff war.
Das wäre was: Bessere Verbindungen für Busse und Räder
Wenn es gut läuft, bekommt Bottrop 2022 eine der ersten Expressbuslinien Im Revier: den X 42 von Dorsten über Kirchhellen bis zum Centro und zum Oberhausener Hauptbahnhof. Exakt die gleiche Verbindung, wenn auch auf anderen Wegen, ließe sich für Radler auch schaffen: auf dem Alleenradweg auf der alten Bahntrasse nach Rheine. Aufbruch Fahrrad und ADFC haben mit ihrem „Wunschradwege“-Netz wichtige Vorarbeiten geleistet und haben mindestens die CDU Kirchhellen für dieses Projekt begeistert.
Und nächstes Jahr wäre die richtige Zeit, das Projekt in Angriff zu nehmen. Die Bahn muss eh ran an die Oberleitung. Die Fördertöpfe für neue Radwegeverbindungen sind voll und sollen nach dem erklärten Willen der Landesregierung nochmals großzügig nachgefüllt werden – wann also, wenn nicht jetzt?
Nichts sei so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist, soll Victor Hugo gesagt haben (hat er nicht, aber der Spruch ist trotzdem gut). 35 Jahre hat es gedauert, bis der Radweg nach Gahlen endlich gebaut worden ist. Ebenso alt sind die ersten Planungen für den Alleen-Radweg. Packen wir’s an!
Kleiner Schlenker zurück zum Nahverkehr. Auf der Wunschliste der Verkehrsplaner dreier Städte und der Vestischen steht der Plan, nach dem Vorbild des Schnellbusses 16 von Essen nach Kirchhellen auch den SB 36 nach Gladbeck und Gelsenkirchen wieder zu dem zu machen, wofür die Linie eigentlich mal gedacht war: eine schnelle Verbindung zwischen den Städten ohne Halt an jedem Baumstamm. Warum in aller Welt muss der Bus, wenn er schon fast in der Dorfmitte angekommen ist, noch die Schleife durch die Vogelsiedlung drehen?
Wir arbeiten dran, versichern die Verkehrsplaner. Wir können die Linie neu aufstellen, wenn nur erst die Hackfurthstraße fertig ist und Platz für Busbuchten hat. Tja: dieser Wunsch, die heftigste Marterstrecke der Stadt endlich saniert zu erleben, steht auf vielen Wunschlisten im Dorf ganz weit oben.
Ein lokaler Lieferdienst bis hinauf in den Norden
Ich gebe zu: Ich gehöre zu denjenigen, die sich während der Corona-Pandemie angewöhnt haben, sich vieles nach Hause liefern zu lassen. Gleichzeitig ist es mir wichtig, den lokalen Handel zu unterstützen. Was also wünsche ich mir für Bottrop? Einen funktionierenden lokalen Lieferdienst, der alle Stadtteile versorgt – bis hinauf in den hohen Norden.
Gut: Das Projekt Louise wird nach der Forschungs- und Förderphase eingestellt. Aber dadurch wird ja auch offenbar, wie es besser gehen kann. Die Händler vor Ort brauchen einen gemeinsamen Online-Shop, dessen Handhabung den großen Anbietern möglichst in nichts nachsteht. Einfaches Bestellen und Bezahlen mit wenigen Klicks, schnelle Lieferung – wenn das gelingt, gibt es wie mich sicher viele Bottroper, die lieber vor Ort bei den Händlern bestellen, die sie kennen. Und die sie auch genauso gerne für eine persönliche Shopping-Tour aufsuchen.
Denn der Einkauf im stationären Handel und die Nutzung von Online-Lieferdiensten muss sich ja nicht ausschließen – es ist für den Kunden einfach von Vorteil, jeweils das nutzen zu können, was für ihn gerade am besten passt.
Ihre Wünsche
Was wünschen Sie sich für Bottrop? Was fehlt Ihnen in unserer Stadt? Welche Impulse sollten Politik und Stadt im kommenden Jahr setzen?Schreiben Sie uns gerne per Mail an redaktion.bottrop@waz.de oder per Post an WAZ Bottrop, Osterfelder Straße 13, 46236 Bottrop.
Und wenn dann der Online-Kauf, aufgrund der regionalen Nähe, noch mit dem Lastenrad oder E-Auto gebracht wird, dann bestellt man doch gleich noch viel lieber vor Ort.
Die Wirtschaftsförderung hat nach dem (vorläufigen) Ende von Louise erklärt, sie wolle versuchen, mit einigen Händlern eine gemeinsame Plattform zu schaffen. Bleibt Kunden und Handel zu wünschen, dass dies gelingt.