Bottrop. Die Säule des beliebten Brunnens der Welheimer Mark spielt auf einen Kleinkrieg an - der gerade noch verhindert wurde. Das hat die Stadt nun vor.
Der historische Brunnen am Döckelhorst in der Welheimer Mark wird so grunderneuert, dass darin wieder Wasser fließen kann. Diesen Auftrag hat eine Ratsmehrheit auf Initiative der SPD inzwischen der Stadt erteilt. „Der Brunnen Döckelhorst ist ein Wahrzeichen für den Stadtteil Welheimer Mark“, begründete SPD-Fraktionschef Thomas Göddertz die Brunnenerneuerung. Dieser sei sogar der älteste Bottroper Brunnen überhaupt. Allerdings finden die SPD-Pläne nicht überall Zustimmung. Wegen der Kosten des Vorhabens kommt Kritik von der CDU.
Der Brunnen stelle das ortsgeschichtlich bedeutsame Ereignis der Welheimer Reise im Jahr 1789 dar. Motive der Welheimer Reise seien auch auf dem Gemälde von Josse Goossens im Großen Sitzungssaal des Bottroper Rathauses zu sehen. „Damit ist der Brunnen sowohl für die Ortsgeschichte der Welheimer Mark als auch für die Stadt Bottrop insgesamt von besonderer Bedeutung“, griff Göddertz die Argumente des SPD-Ortsvereins Süd auf. Süd-Vorsitzender Marian Krzykawski hatte sich auch für die Sanierung eingesetzt, weil der Platz rund um den Brunnen ein beliebter Treffpunkt in der Welheimer Mark sei.
Kleinkrieg zwischen Schützen wegen der Welheimer Reise
Historische Spuren der Welheimer Reise gehen bis ins 14. Jahrhundert zurück, seit dem die Essener St.-Sebastians-Schützen an jedem Mittwoch nach Pfingsten zur Welheimer Kommende zogen. Deren Gutsherren bedankten sich mit der jährlichen Einladung für den Schutz der Schützen. Auf Befehl des Vestischen Statthalters Graf von Nesselrode marschierten am 3. Juni 1789 dann gut 600 Recklinghauser Schützen an den Emscherübergängen auf, um die Essener Schützen zu stoppen. Diese zogen ab, um einen Kleinkrieg zu verhindern. Die Kommende Welheim lag in der Nähe der heutigen Kokerei Prosper. Die wiederholt zerstörte Wasserburg wurde 1980 eingeebnet und teils mit Werkshallen überbaut.
Rund 130.000 Euro will sich die SPD den erneuerten Brunnen kosten lassen, der an die Welheimer Reise erinnert. Damit in dem Brunnen wieder Wasser fließen kann, müssen erst ein neuer unterirdischer Technikraum und eine Umwälzanlage für das Brunnenwasser gebaut werden. Das hatten Fachleute der Verwaltung in einer ersten Stellungnahme zu den Plänen vor mehr als einem Jahr bereits berichtet. Neue Anschlüsse für Strom und Wasser seien ebenso nötig wie eine Ankoppelung an einen Abwasserkanal, hieß es. Der Vorschlag aus dem Rathaus lautete daher, den historischen Brunnen in der Welheimer Mark zur Verschönerung zu bepflanzen.
Bottroper CDU befürwortet Verschönerung des Brunnens mit Pflanzen
Bleche schützten Kinder
Früher war der historische Brunnen am Döckelhorst mit einer Umwälzpumpe vom Nebenraum einer alten Trinkhalle aus mit seinem Wasser versorgt worden. Nach dem Abriss der Trinkhalle kam das Wasser dann aus dem Keller eines der Wohnhäuser in der Nähe.
Um die Wassertiefe zu verringern, hatte die Stadt Stahlbleche in dem Brunnen anbringen lassen. Damit sollte einer Gefährdung spielender Kinder vorgebeugt werden. Die Bleche sollten verhindern, dass kleinere Kinder bei Unfällen in dem 50 Zentimeter tiefen Wasser ertrinken könnten.
Die CDU hätte sich diesem Vorschlag gerne schon vor gut einem Jahr angeschlossen, sagte Ratsherr Volker Jungmann. Der stellvertretende CDU-Fraktionschef kritisierte bereits in seiner Etatrede, dass stattdessen nun in einem städtischen Haushalt ohne viel Spielraum 130.000 Euro für eine rein bezirkliche Maßnahme eingesetzt werden. „Jetzt müssen wir den anderen Bezirksvertretungen vermitteln, warum der Bottroper Süden so dringend Wasser im Brunnen benötigt“, meinte er. Die Bezirksvertretung Mitte sei dagegen ein Vorbild dafür, dass es auch anders gehe. Jungmann: „Die kostenintensive Sanierung des Rathausbrunnens wurde abgelehnt“.
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Sanierungspläne der Verwaltung für den in der Corona-Krise außer Betrieb genommenen Rathausbrunnen gab es aber durchaus. Grund sind Sicherheitsmängel. Deshalb sollte der Brunnen auf dem Ernst-Wilczok-Platz im kommenden Jahr für 150.000 Euro erneuert werden. Als Alternativvorschlag stand ein Abriss im Raum.