Bottrop. In Bottrop ist in diesem Jahr kein einziger Influenza-Fall gemeldet worden. In ganz NRW gab es 152 Grippe-Erkrankte. Was die Gründe dafür sind.
2018 waren es 280 Fälle, 2019 105, im vergangenen Jahr 151 – und in diesem Jahr null. Die Grippe scheint Bottrop 2021 komplett verschont zu haben, das Landesamt für Gesundheit meldet für ganz Nordrhein-Westfalen gerade einmal 152 Influenza-Fälle bis zur 49. Kalenderwoche. Stimmt das wirklich und woran liegen diese niedrigen Zahlen?
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Ein wichtiger Aspekt, so erklärt es der Bottroper Ärztesprecher und Hausarzt Dr. Christoph Giepen, seien die corona-bedingten Abstandsregeln, die vor allem im vergangenen Winter sehr strikt befolgt wurden. „Die Leute halten Abstand, tragen Masken“, sagt Giepen. Vor allem die Älteren schützen sich auch immer noch sehr intensiv. „Wir erleben Patienten, die sich seit eineinhalb Jahren zu Hause einigeln.“
Keine Grippe-Fälle in Bottrop: Influenza-Diagnostik fällt hinten rüber
Während die Jüngeren in den vergangenen Monaten wieder stärker rausgehen, am sozialen Leben teilnehmen, seien es vor allem die Senioren, die weiterhin darauf bedacht sind, kaum Kontakte zu haben. Und es sind eben diese, die sonst von der Grippe stark betroffen sind.
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Zudem gebe es aber sicherlich auch eine Meldelücke, so Giepen. „Wenn jemand mit Fieber in die Praxis kommt, wird er auf Corona abgestrichen, aber nicht auf andere Krankheiten. Die Diagnostik auf die Influenza fällt hinten runter.“
Für viele Corona-Skeptiker ist die fast völlige Abwesenheit der Influenza ein Beleg für die Verharmlosung des Coronavirus. So argumentiert mancher, dass es 2018/2019 rund 25.000 Grippe-Tote während der Wintersaison gegeben hat, während des gleichen Zeitraums vor einem Jahr rund 30.000 Corona-Tote. Kaum ein Unterschied?
Ist Corona nicht schlimmer als die Grippe? „Das Argument ist schwachsinnig“
„Das Argument ist schwachsinnig“, sagt Christoph Giepen. Die Letalität von Grippe und Corona sei vergleichbar. „Doch was haben wir alles veranstaltet, um ,nur’ 30.000 Corona-Tote zu haben.“ Lockdown, Abstandsregeln, Maskenpflicht – all das hat es ja nie gegen die Grippe gegeben und ohne diese Maßnahmen hätte es deutlich mehr Corona-Tote gegeben.
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Zudem sei das menschliche Immunsystem grundsätzlich besser gegen Influenza-Viren geschützt, weil wir schon seit Jahrzehnten mit ihnen in Kontakt seien. Hinzu kommen die jährlichen Grippe-Impfungen.
Grundsätzlich sei es aber so, dass die Krankheiten sich gegenseitig verdrängen. „Im vergangenen Jahr gab es neben Corona gar nichts“, sagt Giepen. Zudem seien viele aus Sorge vor Ansteckungen kaum zum Arzt gegangen. Diesen Winter nehme die Zahl der Atemwegserkrankungen wieder leicht zu, so erlebt es der Hausarzt in seiner Praxis und so spiegeln es auch die Zahlen des Robert-Koch-Instituts wieder.