Bottrop. Mehr Händler finden auf dem Boyer Markt in Bottrop auch mehr Kunden. Wie Macher Dirk Helmke und Co. das Markttreiben in Schwung halten wollen.
Die Kundinnen und Kunden auf dem Boyer Markt lassen sich auch durch den heftigen Platzregen nicht von ihren Einkäufen abschrecken. Die Markisen an den Verkaufswagen und Marktständen bieten ihnen etwas Schutz. Ob nun beim Fischhändler, Bäcker oder Metzger, immer wieder fragen Marktbesucher nach frischen Waren. Nur die Stühle, die mitten auf dem Marktplatz um den großen Tisch im Kreis stehen, bleiben diesmal leer. Aber ein wenig plaudern können die Leute ja auch mit den Verkäuferinnen und Verkäufern, mit denen die eine oder andere Kundin auch schon per Du ist.
„Wir sind sehr zufrieden. Es läuft sehr gut. Ich hatte trotz des Regens bis jetzt gut zu tun“, sagt etwa Verkäuferin Silvia Purwin im Verkaufswagen der Fleischerei Jaeger. Das Ladenlokal in der Innenstadt habe ihr Chef zwar aufgegeben, dafür sei er um so mehr ins Marktgeschäft eingestiegen. „Das Feedback der Kunden ist gut. Wir haben auch Stammkunden, die seit dem ersten Mal immer wieder zu uns kommen“, freut sich die Verkäuferin. Silvia Purwin meint daher auch, dass der Boyer Markt eine bessere Zukunft vor sich habe. „Wenn die Leute weiter so kommen, wie es angefangen hat, wird es super“, meint sie.
Macher Dirk Helmke hat den Boyer Markt wiederbelebt
Denn Marktmacher Dirk Helmke hat tatsächlich ein kleines Wunder vollbracht. Der Boyer Markt blüht wieder auf, am Blumenstand sowieso. Helmke hat seine Erfahrungen und Kontakte, die er als Miterfinder des Feierabendmarktes am Rathaus sammelte, mit in die Boy gebracht und den Wochenmarkt in dem Stadtteil wiederbelebt. Waren es vor dem Neustart im August vielleicht drei, vier Händler, die ihre Waren anboten, bilden jetzt um die zwölf Händler mit ihren Ständen und Wagen auf dem Platz an der Horster ein großes Rechteck. Die Kunden, die nicht zu Fuß kommen, sondern den Marktplatz mit dem Auto ansteuern, finden direkt neben dem Verkaufsplatz ihre Stellplätze.
„Das ist ein sehr schönes Gefühl“ freut sich auch Marktmeister Mike Kiepen über die Wiederbelebung des Boyer Marktes. „Für die Bürger, die hier im Umkreis wohnen, ist das richtig gut, und es kommen jetzt ja auch wieder viele mehr zum Einkaufen hierher“, stellt der Marktmeister fest. Denn sie können jetzt ja auch wieder viel mehr frische Waren einkaufen als bisher: Fleisch und Wurst, Fisch, Kartoffeln, Eier, Brote und Gebäck, Schnittblumen und Topfpflanzen, Obst und Gemüse, Nüsse, Honig und Trockenfrüchte, auch schlesische und polnische Spezialitäten sind auf dem Boyer Markt zu haben. „Und an dem Stand sprechen einige Kunden tatsächlich auch polnisch“, stellt Dirk Helmke mit einigem Vergnügen fest.
Auch für die Händler in der Boy muss sich das Kommen lohnen
Am gemeinsamen Stand der Kulturkirche Heiligkreuz und der Ernst-Löchelt-Stiftung können die Boyer sich frisch zubereitete Waffeln schmecken lassen oder Marmelade und Honig kaufen. Außer Wein verkauft Karin Helmke dort auch das neue echte Bottroper Bier. „Jetzt ist Herbst“, meint Ehemann Dirk vielsagend, soll heißen: es wird kühler und regnerischer. Das tut sicherlich keinem Wochenmarkt gut, auch nicht dem gerade erst neu belebten Boyer Markt. Ein wenig in Sorge ist der Markt-Macher daher schon, ob auch alle Händler Woche für Woche wiederkommen.
Die Anfahrtprämie, die die Stadt den Boyer Händlern zahlt, ist das eine. Doch letztlich müssen für die Verkäufer vor allem die Umsätze stimmen. Dem Händler Chakir Boulakhrif zu Beispiel hat Dirk Helmke daher als eine Art Kundenstammgarantie etliche Leute besorgt, die regelmäßig bei ihm Nüsse und Trockenfrüchte kaufen, damit sich für ihn das Kommen lohnt. Außerdem setzt der Markt-Macher auf Aktionen. Diesmal etwa parkt das knallrote Rollmobs-Spielmobil am Rand des Marktplatzes. Darin und darum können Kinder dann spielen, während ihre Eltern auf dem Boyer Markt einkaufen.
Verkaufsaktion in Marktschreier-Manier bringt Kunden in Stimmung
Dirk Helmke gibt auch schon einmal selbst den Marktschreier. So wie neulich etwa, als der Bottroper bei einer Verkaufsaktion besonders günstig Mettwürste unter die Leute brachte. „Wisst Ihr eigentlich, warum die so billig sind. Die habe ich geklaut“, rief er da scherzend der sich prächtig amüsierenden Kundenschar zu. Das allerdings wüsste Fleischermeister Jaeger garantiert zu verhindern, und Dirk Helmke macht auch gar kein Geheimnis daraus, was tatsächlich hinter seinen günstigen Preisen steckt. Er verkaufte die Mettwürste zum Einkaufspreis und verzichtete auf Gewinn. Demnächst will der Bottroper die Aktion mit Fleischwürsten wiederholen.
Stadt zahlt Prämien
Rund 10.000 Euro hat die Bezirksvertretung Süd auf Initiative der Boyer SPD bereitgestellt, um wieder mehr Händler auf den Boyer Markt zu holen und den Platz attraktiver zu machen. Damit sie freitags mit ihren Ständen auf dem Stadtteilmarkt präsent sind, zahlt die Stadt den Markthändlern eine Anfahrtprämie.
Marktgebühren wie auf den anderen Bottroper Wochenmärkten müssen aber auch die Händler in der Boy zahlen. Wenn das Boyer Konzept zu einem Erfolg wird, wollen die Bezirksvertreter es auch auf andere Stadtteilmärkte übertragen.
Das gefällt auch Ralf Opiol, der auf dem Boyer Markt Bambus-Reinigungstücher verkauft. „Ein Markt ist doch Kulturgut, als analoge Alternative zum digitalen Einkaufen“, meint er. Dabei sei der Boyer Markt nicht nur für ältere Bewohner da, sondern auch etwas für ein junges Publikum, findet der Verkäufer und setzt deshalb auch auf digitale Werbung. „Auf dem Instagram-Account ,Boyer Markt’ stellen sich nach und nach alle Händler vor. Außerdem kündigen wir in unseren Posts immer eine Woche vorher unsere Aktionen und Aktivitäten auf dem Boyer Markt an“, berichtet Opiol.
Florierender Wochenmarkt bringt auch Geschäftsinhabern Vorteile
Dirk Helmke möchte demnächst auch tausende Flugblätter in der Boy verteilen lassen, um bei den Leuten Reklame für den Boyer Markt zu machen. Der Bottroper hofft, dass er dafür eine Reihe von Einzelhändlern in der Nähe des Marktplatzes als Sponsoren gewinnen kann. Im Gegenzug könnten sie ihre Logos auf die Flyer drucken lassen. Der Markt-Macher ist überzeugt: „Von einem florierenden Boyer Markt haben auch die Geschäfte im Umkreis Vorteile“ - mehr Kunden nämlich, und damit womöglich auch mehr Umsatz. Der eine oder andere Geschäftsinhaber habe ihm auch bereits erzählt, berichtet Dirk Helmke, dass er in seinem Ladenlokal wieder Kunden angetroffen habe, die er dort seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.