Bochum-Wattenscheid. An der Berliner Straße in Bochum-Wattenscheid wird nicht nur eine Gesamtschule gebaut. Auch Wohnraum soll entstehen. Die Pläne sind umstritten.
Für den Bereich entlang der Berliner Straße in Wattenscheid zwischen A40-Abfahrt und Propst-Hellmich-Promenade gibt es im Bochumer Rathaus neue Überlegungen. Klar ist mittlerweile, dass auf dem Gelände des früheren Fußballplatzes eine neue Gesamtschule entstehen soll. Die Beschlüsse dazu werden gerade gefasst. Noch ungewiss ist hingegen, wie mit dem Umfeld verfahren werden soll. Die Stadt Bochum denkt darüber nach, vom dortigen Grüngürtel mehr Fläche für Wohnraum abzuzwacken als bisher geplant. Die Grünen in der Bezirksvertretung Wattenscheid sind strikt dagegen.
Grüne in Bochum fordern: Finger weg von Grünflächen an der Berliner Straße
Ursprünglich war die Fläche der ehemaligen Sportanlage für Wohnbebauung angedacht. Dem Eigentümer sei jedoch der Investor abgesprungen, teilt Tobias Hundt vom Stadtplanungsamt mit. Da in diesen schwierigen Zeiten niemand anderes zu finden war, der dieses Areal bebauen will, habe man sich im Rathaus Gedanken über eine anderweitige Nutzung der Fläche gemacht. Mit dem bekannten Ergebnis: eine Gesamtschule soll her.
Da Wohnraum ja weiterhin knapp sei und um dem Eigentümer anderswo die Möglichkeit zu geben, sein Land mit der Aussicht auf Wohnungsbau zu Geld zu machen, ist die Stadt nun bemüht, eine Alternative zu finden. Dazu hat man sich im Rathaus zwei optionale Flächen zwischen Berliner Straße und An der Papenburg ausgeguckt. Problem: Diese Bereiche würden dem Grüngürtel rund um das Hotelrestaurant Beckmannshof weggenommen.
Einziges Grün in der Innenstadt: Grüne in Wattenscheid weisen auf ökologische Bedeutung hin
Das seien vorerst nur Gedankenspiele, erklärt Tobias Hundt. Erst ab 2028 werde man mit dem Eigentümer darüber beraten. Und dann müsse ohnehin geprüft werden, ob sich die beiden Flächen für Wohnbebauung überhaupt eignen. Das gelte auch für die Fläche auf der Ecke Berliner Straße/Propst-Hellmich-Promenade, wo der Tennisclub zu Hause ist (siehe Info-Box).
„Wenn wir die Vorlage jetzt durchwinken, gilt das für die Planungsleute im Rathaus als in Stein gemeißelt.“
Die Grünen in der Bezirksvertretung Wattenscheid trauen dem Braten jedoch nicht und lehnen von vornherein ab, überhaupt nur einen Gedanken daran zu verschwenden, weiteres Grün für Wohnraum zu opfern. „Das ist die einzige Fläche in der Innenstadt, die für Verdunstung sorgt“, sagt Sonja Lohf. Werde weitere Natur zugebaut, „machen wir damit einen Klimahotspot auf“. Aus diesem Grund lehne ihre Partei auch die Pläne ab, den Sportplatz gegenüber des A40-Zubringers, auf dem während des Umbaus des Lohrheidestadions die SG Wattenscheid 09 zu Hause ist, zu einem Gewerbegebiet zu machen. „Diese Fläche dient als Frischluftschneise für die Innenstadt.“
Per Änderungsantrag wollen die Grünen auch in diesem frühen Planungsstadium verhindern, dass zu viel Grünfläche bebaut wird. „Wenn wir die Vorlage jetzt durchwinken, gilt das für die Planungsleute im Rathaus als in Stein gemeißelt“, warnt Sonja Lohf. „Die Verwaltung nimmt dann mit, dass wir das so in Ordnung finden. Das dann später wegzuverhandeln, ist kaum möglich. Wir sind schon so oft über den Tisch gezogen worden.“
Ihr Partei-Kollege Oliver Buschmann nennt als Beispiel die Ansiedlung der NRW-Polizeireiterstaffel in Wattenscheid. „Damals hatten wir im Vorfeld gesagt, dass wir uns das vorstellen können. Aber als wir nach einem halben Jahr noch Änderungsbedarf anmeldeten, hieß es, es gebe keine Beteiligung mehr. Stimmen wir jetzt zu, ist der Apfel geschält.“
Wohnbebauung in der Innenstadt? „Gibt anderswo genug Flächen“, sagen die Grünen in Wattenscheid
Buschmann erinnert an die Pläne, das frühere Wasserschutzgebiet an der Berliner Straße zu einer Parkfläche für Bürger zu machen. Mit Gondelteich, so wie früher. „Davon sind wir nicht abgerückt, haben aber bis heute keine Vorschläge gesehen.“ Außerdem gebe es anderswo in Wattenscheid noch genug Fläche für Wohnungsbau. Etwa entlang der alten Bahntrasse in Günnigfeld, oder auf den Westenfelder Feldern. Dort seien die geplanten Mehrfamilienhäuser immer noch nicht gebaut.
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Mit ihrer Skepsis der Verwaltung gegenüber stehen die drei Grünen-Bezirksvertreter am Ende aber weitgehend allein da. Die übrigen Lokalpolitiker stimmen der Vorlage zu, geben dabei aber einen von Rolf Heyer (FDP) angeregten Extra-Passus mit auf den Weg in den Ausschuss für Planung und Grundstücke, der am 4. März final entscheidet. Demnach soll die Stadt über dieses mehrstufige Planverfahren immer wieder informieren und prüfen, wie die klimatischen Auswirkungen einer zusätzlichen Wohnbebauung wären.
Tankstelle muss für Gesamtschule weichen
Die Gesamtschule an der Berliner Straße soll zwischen Tennisanlage an der Propst-Hellmich-Promenade und der Turnhalle Berliner Straße 41 entstehen. Dafür muss dann die Tankstelle weichen. Die Grundstücksfläche beträgt rund 21.000 Quadratmeter und bietet laut Stadt ausreichend Platz für die Errichtung eines sechszügigen Gesamtschulgebäudes mit der erforderlichen Schulhoffläche sowie Stellplätzen für Pkw und Fahrräder. Neuesten Planungen zufolge soll die Bezirksmusikschule Wattenscheid in die Gesamtschule integriert werden. Die Bezirksvertretung Wattenscheid wünscht eine Prüfung, ob bei Bedarf auf dem Gelände auch eine Grundschule gebaut werden könnte.
Die angrenzenden Tennisplätze sind für Wohnbebauung vorgesehen. Wann, das stehe auch noch in den Sternen, sagt Tobias Hundt vom Stadtplanungsamt. Laut Hans-Peter Herzog (SPD) soll es Bestrebungen geben, den bis 2027 laufenden Pachtvertrag des Tennisclubs um zehn Jahre zu verlängern. Das werde alles berücksichtigt, versichert Hundt. „Der Tennisclub hat natürlich seine Daseinsberechtigung.“
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