Bochum-Süd. In Bochum soll ein Neubaugebiet entstehen. Dafür ebnet die Stadt bereits den Weg und rodet zahlreiche Bäume. Wann es losgeht, wie die Pläne sind.
Es geht los: Seit Tagen wird das Gelände der früheren Erich-Kästner-Gesamtschule (EKS) an der Ecke Markstraße/Stiepeler Straße in Bochum gerodet. Schon jetzt steht kaum noch ein Baum auf der 7,2 Hektar großen Fläche. Nachdem die Politik zum Jahresende grünes Licht für das Großprojekt gegeben hatte, legt die Stadt Bochum nun direkt los, um den Weg zu ebnen. Dabei hat die Suche nach einem Investor noch gar nicht begonnen.
„Quartier am Gesundheitscampus“ in Bochum: Hunderte Bäume gerodet
Hier, neben dem Neubau der EKS, soll das sogenannte „Quartier am Gesundheitscampus“ entstehen. Vier große Wohnblöcke sind geplant, dazu ein Mehrfamilienhaus, ein Gebäude für Gewerbe, eine Kita mit vier Gruppen und eine neue Dreifach-Sporthalle. Die Zahl der Wohnungen, die so dringend benötigten neuen Wohnraum schaffen sollen, variierte zuletzt. Anfangs war von 400 die Rede, aktuell von „bis zu 360“. Mindestens 30 Prozent sollen öffentlich gefördert sein, ein weiteres Drittel zudem als Eigentum verkauft werden.
Für dieses Bauvorhaben müssen die meisten der überwiegend am Rand stehenden Bäume und Sträucher weichen. Damit ist die Stadt derzeit beschäftigt. Gestartet wurde am Freitag, 10. Januar. Rund eine Woche sollen die Arbeiten dauern. Schon am Montag stand kaum noch ein Baum, wurden in erster Linie Gestrüpp und Stämme für den Abtransport sortiert und gelagert. Laut Stadt werden insgesamt 255 Bäume gefällt.
„Für die Rodung des Waldes muss eine Wiederaufforstung von 12.000 Quadratmetern Größe vorgenommen werden.“
Für die Rodung des Waldes sei eine Wiederaufforstung von 12.000 Quadratmetern Größe erforderlich, heißt es weiter aus dem Rathaus. „Innerhalb des Neubaugebietes selbst werden mindestens 21 Straßenbäume neu gepflanzt. Ergänzend sind 29 Bäume im Bereich der Außenanlagen der neuen Gebäude vorgesehen“, sagt Stadtsprecher Peter van Dyk. Wo die restliche Ausgleichsfläche sein wird, stehe noch nicht fest.
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Um den Erhalt zumindest eines Teils des Grüns auf dem künftigen Baugrundstück hatten bis zuletzt mehrere Initiativen gekämpft. Extinction Rebellion, Fridays for Future, NABU, BUND, Arbeitskreis Umweltschutz, das Bochumer Klimaschutzbündnis, die Partei Volt und das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung hatten mehrfach protestiert. Sie hatten u.a. vorgeschlagen, die Gebäude ein wenig vom Rand abzurücken, um möglichst viele Bäume zu retten. Am Ende vergeblich. Die politischen Gremien folgten den Plänen der Stadt.
„Warum diese Eile?“, fragt Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt vom Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung. „Für den Bau der Erschließungsstraßen müsste der Wald an der Markstraße nicht fallen. Und im Bereich der geplanten Multifunktionsfläche sollten direkt an der Markstraße doch etliche Bäume erhalten bleiben. Dass Investoren schon vor dem Rathaus Schlange stehen, ist bisher auch nicht verlautbart worden. Und über einen vorübergehenden Erhalt des Waldes hätten sich sicherlich auch die winterschlafenden Igel gefreut.“ Man vermute, „dass der Kahlschlag innerhalb der noch laufenden Fällperiode einfach vollendete Tatsachen schaffen soll“.
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Die Stadt hält dieser Kritik den Zeitplan entgegen. Schon im zweiten Quartal dieses Jahres sollen auf der Fläche „Quartier am Gesundheitscampus“ die Arbeiten zur Herrichtung der Fläche starten. Also im Frühjahr. Unter anderem soll der gepflasterte Parkplatz entfernt und die Gesamtfläche modelliert werden. Dann werden die Bagger die Arbeit aufnehmen und viel, viel Erde bewegen.
Bis Herbst sollen diese vorbereitenden Arbeiten laut Stadt abgeschlossen sein. „Im Anschluss starten die Erschließungsarbeiten für die Verkehrs- und Entwässerungsanlagen sowie der Bau der neuen Stellplatzanlage für die Erich-Kästner-Schule und für die Turnhallen“, teilt Peter van Dyk weiter mit. Kanal, Versorgungsleitungen und Hausanschlüsse werden verlegt und anschließend die Straße gebaut, über die man künftig die Gebäude und Tiefgaragen ansteuern kann. „Nach der Fertigstellung können, voraussichtlich Ende 2026, die Hochbaumaßnahmen beginnen“, so van Dyk. Ende 2028 könnten dann die Häuser bezogen werden, wenn alles planmäßig verlaufe.
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Dazu wird vor allem ein Investor benötigt. Die Vermarktung der Grundstücke erfolgt laut Stadt über eine Konzeptvergabe. „Das Verfahren zur Vergabe wird derzeit vorbereitet“, sagt van Dyk.