Bochum-Weitmar. Ab 2027 wird die Hattinger Straße in Bochum-Weitmar saniert. Das dauert, ist teuer und kompliziert. Was auf Autofahrer und Anwohner zukommt.
Die Baustellen werden nicht weniger in Bochum. Ist die eine fertig, startet schon die nächste. Eine ganz dicke Baumaßnahme wurde gerade beschlossen und wird jetzt vorbereitet: Die Hattinger Straße soll im Bereich Weitmar komplett saniert werden. Das ist kompliziert, wird teuer und dauert lange. Zehn Jahre seien realistisch, heißt es aus dem Rathaus. Das kommt auf Autofahrer und Anwohner zu – ein Überblick.
Hattinger Straße wird zur Langzeit-Baustelle: Was auf Anwohner und Autofahrer zukommt
Auslöser für dieses Mammutprojekt war eine Anregung der SPD im September in der Bezirksvertretung Südwest. Darin wird vorgeschlagen, die Haltestellen entlang der Hattinger Straße zwischen An der Landwehr und Wuppertaler Straße barrierefrei auszubauen – aktuell hält die Straßenbahn in der Straßenmitte, die Haltestellen liegen am Fahrbahnrand. „Ein Thema, das uns schon lange unter den Nägeln brennt“, sagt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD).
„Wir müssen die Hattinger Straße ganzheitlich angucken und vielleicht auch mal ein bisschen mehr Geld ausgeben, um das Ganze vernünftig zu machen.“
Dabei geht es seiner Partei nicht allein um die Bereiche der Haltestellen der Straßenbahnlinien 308/318. „Die Infrastruktur der Hattinger Straße ist insgesamt arg in die Jahre gekommen“, erklärt Gräf. Man müsse die Verkehrsader daher „ganzheitlich angucken und vielleicht auch mal ein bisschen mehr Geld ausgeben, um das Ganze vernünftig zu machen“.
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Um auch die Entscheidungsträger von der Idee zu überzeugen, hat sich Gräf mit einigen Ratsmitgliedern seiner Partei und Verwaltungsmitarbeitern ins Auto gesetzt und ist mit ihnen die Hattinger Straße abgefahren. „Allen war klar, dass wir da ran müssen und es hier nicht mit ein bisschen Teeraustauschen getan ist.“
Nachdem der Ausschuss für Infrastruktur und Mobilität im November dem SPD-Vorstoß gefolgt ist, hat in der Verwaltung nun die Planung begonnen, „um alles in einen Guss zu bringen“, so Gräf. Zehn Millionen Euro stünden bereit. „Das wird ein richtig großer Wurf.“
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Allerdings kein leichter. „Beschlüsse sind schnell gefasst“, weiß Marc Gräf, „aber da steckt schon ein enormer Aufwand hinter.“ Die Hattinger Straße müsse ja neu geordnet werden. Und wohin mit dem Verkehr? Die Cityradiale zählt ja zu einer der meistbefahrenen Straßen der Stadt. „Das wird nicht jeder schön finden, wenn er im Stau steht.“
„Wir müssen mit dem Verkehr durch die Baustelle, was dazu führt, dass wir länger brauchen.“
Aus dem Rathaus liefert Uwe Herker vom Tiefbauamt ein paar erste Fakten zur Mega-Baumaßnahme. Er unterteilt den betroffenen Bereich der Hattinger Straße in sechs Bauabschnitte. Der erste sei ja schon fertig: Der Bereich zwischen Schauspielhaus und Bergmannsheil, der in den vergangenen Jahren komplett erneuert wurde.
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Daran anschließend würden ab Hüttenstraße in Richtung Linden die nächsten fünf folgen. Von dort aus gesehen wird am Ende, mit dem sechsten Bauabschnitt, begonnen – also zwischen Wuppertaler Straße und dem Waldstück vor der neuen Feuer- und Rettungswache.
Vorgesehen ist, den Querschnitt der Hattinger Straße so zu ändern, dass Aus- und Einstieg bei den Straßenbahnen barrierefrei möglich ist und zugleich auch Radfahrstreifen markiert werden können. Wie das genau aussehen wird, inwieweit die Schienen zum Fahrbahnrand verschwenkt werden oder die Bahnsteige in der Mitte bleiben, sei „noch nicht hundertprozentig klar“, so Herker. „Die Konzepte liegen vor, sind aber noch nicht spruchreif.“
Umbau der Hattinger Straße in Bochum: Im Untergrund lauert ein Problem
Allein mit der Oberfläche sei es nicht getan. „Der Kanal und die Versorgungsleitungen werden auch erneuert“, sagt Herker. Im Untergrund gebe es dabei aber ein Problem: „Die alten Leitungen können erst außer Betrieb genommen werden, wenn die neuen liegen. Sonst ist Linden vom Netz abgeschnitten.“
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Ein weiteres Problem stelle der Verkehr dar. „Geeignete Umleitungsstrecken gibt es in der Nähe nicht“, so Herker. „Wir müssen mit dem Verkehr also durch die Baustelle, was dazu führt, dass wir länger brauchen.“ Womit wir bei der Dauer wären. Der Verwaltungsfachmann rechnet mit rund zwei Jahren pro Bauabschnitt. „Da liegen wir dann insgesamt bei gut zehn Jahren, haben danach aber auch eine Top-Straße.“ Baustart soll 2027 sein.
Hattinger Straße: Sonderfall Linden
Der Bereich in Bochum-Linden ist bei den Umbauplänen für die Hattinger Straße außen vor. „Die Linderner Meile wird gesondert betrachtet“, erklärt Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) mit Verweis auf eine geplante Verkehrsuntersuchung. Diese soll sich in diesem Jahr mit der Mobilität im Einkaufszentrum von Linden befassen.
Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie man ein Stadtteilzentrum mit einfachen Mitteln attraktiver machen kann: Weniger Verkehr auf der Hattinger Straße, mehr Sitzmöglichkeiten in Form von mobilen Terrassen, sogenannte Parklets, um mehr Aufenthaltsqualität zu erlangen.
Eigentlich hätten die Testläufe schon im Sommer 2024 stattfinden sollen. Weil die Stadt Bochum aber kein externes Sachverständigenbüro fand und das Gutachten auch sehr teuer (90.000 Euro) geworden wäre, hat man die Planung im Rathaus nun selbst in die Hand genommen.