Bochum-Linden. Von dem alten Südbad in Bochum-Linden wird nach dem Umbau nicht mehr viel übrig sein. Ein Rundgang über die Baustelle.
Die Neugier ist groß. Das belegt der Andrang vor dem Südbad in Bochum-Linden. Die Wasserwelten Bochum als Betreiber der städtischen Bäder haben zu einer Baustellenbesichtigung eingeladen. Mehr als 200 Interessierte hatten sich im Vorfeld angemeldet, um den Fortschritt der Baustelle am Brannenweg in Augenschein zu nehmen. Hallen- und Freibad werden seit gut einem Jahr modernisiert und erweitert, sodass das Südbad am Ende Bochums größtes Schwimmbad sein wird.
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Es ist das dritte und größte Projekt, das die Wasserwelten im Zuge ihres Bäderzukunftskonzeptes angehen. Das Freibad in Werne ist inzwischen komplett erneuert, das Freibad in Langendreer zum Wasser- und Freizeitpark „Urban Blue“ umgestaltet. Nun ist das Südbad dran. Knapp 26 Millionen Euro werden hier investiert.
„Durch die massive Schadstoffbelastung des Hallenbades und die aufwendige Entsorgung haben wir viel Zeit verloren, die wir nun reinholen wollen.“
Das Hallenbad wird nach Abschluss der Arbeiten um etwa ein Viertel größer sein als vorher. Bis auf die Außenwände, den Sprungturm und die erst 2021 umgebaute Sauna wird nicht mehr viel an das alte Südbad erinnern. „Obwohl wir hier und da schon ein paar Elemente von früher einbauen werden“, kündigt Marcus Müller, Geschäftsführer der Wasserwelten, an. „Aber bestimmt nicht die alten Fliesen...“
Beim Rundgang durch die Baustellen müssen sich viele Gäste neu orientieren. Der Eingangsbereich bleibt zwar gleich und auch das große Becken an Ort und Stelle, aber sonst wurde doch viel verändert. Klar, es gibt künftig ein Kursbecken und einen Extrabereich für Kleinkinder. Dafür wurde angebaut. Auch die Umkleiden innen wurden verlegt, um eine räumliche Trennung vom Freibadbereich herzustellen. Die Sauna soll eine größere Ruhezone und einen Wintergarten bekommen. Rund ums Bad soll es zum Freibad hin zudem eine Terrasse geben.
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Die Baustelle ist zugig, der eisige Wind pfeift durch die vielen Gebäudelöcher. Die Fassade ist noch komplett offen. „Wir wollen jetzt vor dem Winter schnell die wichtigsten Bereiche zubekommen, um auch in der kalten Jahreszeit gut voranzukommen“, sagt Marcus Müller. Denn im Zeitplan für das Hallenbad hinke man etwas hinterher. Die Schadstoffbelastung sei doch höher gewesen als angenommen. Bei der Entsorgung von Materialien mit PCB und Asbest „haben wir Zeit verloren“, so Müller. „Die versuchen wir nun wieder reinzuholen.“ Indem etwa die Handwerker auch am Wochenende arbeiten.
Aktuell sei man noch im Rohbau. Dazu seien die Bereiche Heizung/Sanitär und Badewassertechnik in Arbeit. „Bald werden auch erste Fenster eingebaut“, kündigt Müller an. Das große Schwimmbecken sieht schon recht fertig ist. „Es bleibt so groß wie vorher, bei 375 Quadratmetern, mit sechs Bahnen“, erklärt Müller. „Es hat aber keinen Hubboden mehr, weil wir ja dann das Kursbecken haben.“ Der Nichtschwimmerbereich sei 1,20 Meter tief. Wann hier erstmals wieder geschwommen werden kann, ist noch unsicher. „Eher nicht im Sommer“, prognostiziert Müller.
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Dafür aber dann im neu gestalteten Freibad. „Da liegen wir voll im Soll“, freut sich der Wasserwelten-Chef über das gute Vorankommen im Außengelände. Noch sieht es hier aus wie eine Mondlandschaft. „Wir haben aber auch erst im September angefangen“, erklärt Müller. Die alten Becken sind längst zugeschüttet – mit dem Abbruchmaterial aus dem Hallenbad übrigens. „Wir verwenden alles für den Unterbau, haben noch nichts abgefahren.“ Es handele sich tatsächlich um eine sehr nachhaltige Baustelle, betont Müller. Zumal ja auch die Hülle des Hallenbades erhalten blieb. Wegen der guten Bausubstanz, aber auch aus Kostengründen.
Auch das Freibad wird bei der Eröffnung im Sommer nicht wiederzuerkennen sein. Dort, wo früher die üblichen gekachelten und gechlorten Becken waren, gibt es künftig ein Naturbad. Dieses wird künftig mikrobiologisch gereinigt. Auf dem Hügel filtert Schilf das Wasser, das über einen Wasserfall ins Nichtschwimmerbecken rauscht und mit dem Gefälle ins Schwimmerbecken fließt. Unterirdisch damit verbunden ist ein dritter Teich, etwas abgelegen. Von dort wird das Wasser wieder hochgepumpt, der Kreislauf beginnt von neuem.
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Auf ein Beachsoccer- und Beachvolleyballfeld wollen die Wasserwelten im Außenbereich verzichten. „Nicht zuletzt im Urban Blue in Langendreer haben wir gemerkt, dass das nicht mehr so angenommen wird“, erklärt Marcus Müller. Stattdessen wolle man in Linden auf temporäre Sport- und Spielangebote für die Jugendlichen setzen. „Das sorgt auch für mehr Abwechslung.“ Peter Reinirkens, Vorsitzender des Fördervereins „Freunde des Südbads“ kündigt an, dies zu unterstützen.
Obwohl sie noch ein Jahr warten müssen, zeigen die meisten Besucher der Baustellenführung große Vorfreude auf das neue Hallen- und Freibad. Für viele Schwimmer fallen dann lange Fahrzeiten zu Ausweichstandorten weg. So auch für die Deutsche Lebensrettungsgemeinschaft (DLRG) und ihre Mitglieder. Aktuell finden die Schwimmkurse in Langendreer und Hofstede statt. „Da müssen die Eltern ihre Kinder durch die ganze Stadt fahren“, weiß Jens Reimetz, Vorsitzender der DLRG Linden-Dahlhausen, um die extreme Belastung gerade auch zu den Stoßzeiten. Allein deswegen sehne man das modernisierte Südbad herbei. „Wir beobachten regelmäßig den Baufortschritt und freuen uns über den Fortschritt“, sagt Lisa Nocon, die zweite Vorsitzende. Vor allem das Lehrschwimmbecken sei ein großer Gewinn.
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Den Fortschritt bekommt auch Bezirksbürgermeister Marc Gräf (SPD) mit. Insbesondere den damit verbundenen Lärm. Er wohnt ja ganz in der Nähe. „Das ist schon ordentlich Musik für die Nachbarschaft.“ Um den Leuten auch mal zu zeigen, was vor Ort für soviel Krach sorgt, hätten er und Peter Reinirkens vom Förderverein die Idee zu der Baustellenführung gehabt.
60 Firmen im Einsatz
Rund 60 Firmen seien an der Modernisierung und Erweiterung des Südbades in Bochum-Linden beteiligt, sagt Marcus Müller, Geschäftsführer der Wasserwelten Bochum – inklusive Plaungsbüros. Die Maßnahme umfasse eine Fläche von 50.000 Quadratmetern. Den Kostenrahmen von knapp 26 Millionen Euro werde man nach aktuellem Stand halten, so Müller.
Vor einigen Jahren war noch mit 13 Millionen Euro für den Umbau von Hallen- und Freibad kalkuliert worden. Durch Preissteigerungen schossen die Kosten in die Höhe. Weil dann auch noch ein fest eingeplanter Förderzuschuss vom Land (6,5 Millionen Euro) ausblieb, wurde in der Planung abgespeckt: statt Hallenbad-Abriss und -Neubau ein Umbau im Bestand und statt „normalem“ Freibad ein Naturbad.
Das Südbad wurde 1968 gebaut und ein Jahr später eröffnet. Zuletzt zeigte sich die Baufälligkeit an vielen Stellen. So war etwa das Dach undicht. Auch energetisch, so heißt es von den Wasserwelten, sei das Gebäude eine Katastrophe gewesen. Die neue Gebäudehülle werde gedämmt, sagt Marcus Müller. Auf das Dach komme „die größtmögliche Photovoltaikanlage“. Geheizt werde über eine Wärmepumpe.