Bochum-Höntrop. Ein Bochumer Fußballclub bekommt einen neuen Kunstrasen, die versprochene Tartanbahn jedoch nicht. Das sorgt beim Verein für große Probleme.
Das war eine ganz schöne Überraschung, als die Mail von der Stadt Bochum beim SV Höntrop ankam. Darin wird verkündet, wann der Kunstrasen auf der Anlage am Preins Feld 3 ausgetauscht werden soll. So weit, so gut. Leider aber auch, dass die versprochene Erneuerung der Laufbahn nicht gleich mitgemacht wird. Eine Nachricht, die den Fußballclub nun vor große Probleme stellt. Und bei einer Wattenscheider Partei für Unmut sorgt.
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Denn die „UWG: Freie Bürger“ hatte mit einem Antrag erst dafür gesorgt, dass nicht nur der Sportplatz, sondern zeitgleich auch die Aschebahn drumherum erneuert wird. Ursprünglich war nämlich vorgesehen, noch in diesem Jahr lediglich den in die Jahre gekommenen Kunstrasen gegen einen neuen auszutauschen. Nach einer Prüfung des UWG-Antrags hatte die Stadt eingeräumt, dass man durchaus auch die Laufbahn in eine moderne Tartanbahn umbauen könne. Gelder seien für 2025 vorhanden. Beide Maßnahmen sollten dann gemeinsam ab Mai 2025 in Angriff genommen werden.
In der Wattenscheider Bezirksvertretung fand das natürlich Zustimmung und so wurde der Vorschlag der Verwaltung einstimmig beschlossen. Umso größer ist nun die Verwunderung und der Ärger über die plötzliche Rolle rückwärts der Stadt. In der E-Mail an der Verein wird dies mit dem Sportstättenentwicklungsplan erklärt, den der Rat kurz vor der Sommerpause beschlossen hat. Darin ist u.a. festgehalten, dass man die Anzahl an Rundlaufbahnen „zur effizienteren räumlichen Ausnutzung der Anlage“ reduzieren will. Es sollen lieber Kleinspielfelder errichtet werden. Daher, so die Stadt in ihrer Mail, werde die Laufbahn-Entscheidung noch einmal überprüft. Die Erneuerung des Kunstrasens werde davon getrennt in Angriff genommen, wie angekündigt im ersten Halbjahr 2025.
Die Stadt Bochum investiert 21 Millionen Euro in ihre Sportplätze: Das ist geplant
Die „UWG: Freie Bürger“ zeigt sich „entsetzt über die überraschende Absage der bereits beschlossenen Sanierung der Aschenrundlaufbahn an der Sportanlage Preins Feld“. Hans-Josef Winkler, Vorsitzender der Wattenscheider Bezirksfraktion, nennt das Vorgehen „unsäglich, eine Verarschung der Bürger hoch drei“. „Weder kann ein Plan einen konkret gefassten Beschluss außer Kraft setzen, noch können allgemeine Annahmen zur Reduzierung der Anzahl an Rundlaufbahnen zur effizienteren räumlichen Ausnutzung der Anlagen den Stopp des Baus der Tartanbahn rechtfertigen“, so Winkler. Der SV Höntrop werde hier im Regen stehen gelassen.
Dort zeigt man sich ratlos. „Wir sind total irritiert und wissen nicht so recht, wie wir reagieren sollen“, sagt Matthias Timpert, der neue Vorsitzende des Kreisligisten. Nun, zumindest mit Unverständnis. „Es kann doch auch nicht im Interesse der Stadt sein, den Platz für viel Geld zu erneuern und die Laufbahn so zu lassen.“ Da werde wie in der Vergangenheit die Asche auf den neuen Kunstrasen getragen. Er sorge sich um die Drainage, so Timpert.
„Wenn die Laufbahn erst später erneuert werden sollte, müssten wir ein weiteres Mal auf andere Plätze ausweichen.“
Auch könne man schlecht planen, ohne zu wissen, wie es genau weitergeht. „Und wenn die Laufbahn erst später erneuert werden sollte, müssten wir ein weiteres Mal auf andere Plätze ausweichen.“ Ganz zu schweigen von der Gefahr, dass der fertige Kunstrasen durch die Bauarbeiten an der Laufbahn Schaden nehmen könnte.
Keine neue Laufbahn für Sportverein? Auch Schulen sollen davon betroffen sein
Timpert erinnert zudem daran, dass nicht nur der SV Höntrop von der Entscheidung betroffen sei. „Da hängen ganz viele mit dran: die Regenbogenschule, die Bonhoeffer-Grundschule, die Realschule... „Wir sind in der Umgebung neben Westenfeld der einzige Platz, auf dem man Leichtathletik betreiben kann.“
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Man sei nun gespannt, wie es weitergehe, sagt Matthias Timpert. Für die „UWG: Freie Wähler“ ist der Fall klar: „Dass die Verwaltung diesen Beschluss faktisch aufhebt, können und werden wir nicht akzeptieren“, betont Winkler. „Wir fordern die unverzügliche Umsetzung dieses einstimmigen Beschlusses, der in der alleinigen Entscheidungskompetenz der Bezirksvertretung Wattenscheid lag.“
„Vor jeder Umsetzung einer im Grunde beschlossenen Maßnahme werden aktuelle Entwicklungen mitberücksichtigt.“
Aus dem Rathaus heißt es auf Anfrage dieser Redaktion, dass „vor jeder Umsetzung einer im Grunde beschlossenen Maßnahme aktuelle Entwicklungen mitberücksichtigt werden“. Ob eine Erneuerung der Laufbahn am Standort Preins Feld wirklich erforderlich sei, werde gerade vor dem Hintergrund auch der aktuellen Beschlüsse zur Schulentwicklungsplanung überprüft, so Stadtsprecherin Charlotte Bachmann-Weber. „Da eine neue Gesamtschule in Wattenscheid entstehen soll, stellt sich die Frage, ob der damit erforderliche Schulsport am Standort Preins Feld oder an anderer Stelle erfolgen soll.“
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Bis zum Start der Kunstrasen-Erneuerung Anfang 2025 werde „klar sein, ob die Laufbahn wie bisher angedacht erneuert wird“. Der Verein wie auch die Bezirksvertretung würden über die Entwicklungen informiert.
Großer Zulauf im Nachwuchsbereich
Gegen ein zusätzliches Kleinfeld, wie es die Stadt auf vielen Sportanlagen möglich macht, hätte der SV Höntrop übrigens nichts zu einzuwenden. „Wir haben gerade im Jugendbereich einen sehr großen Zulauf“, sagt der Vorsitzende Matthias Timpert. Aktuell habe man 14 Nachwuchsmannschaften. „Ein drittes Minikicker-Team ist in Planung.“ Gerade für die jüngsten Fußballer sind Kleinspielfelder, auf denen auch Meisterschaftsspiele ausgetragen werden können, gedacht. Ein kleiner Spielbereich hinter einem der Tore würde aber auch schon reichen, um für Entlastung an den Trainingstagen zu sorgen, so Timpert.
Die Stadt habe in Höntrop auch angefragt, ob man am Preins Feld das Projekt „Mädchen an den Ball“ umsetzen wolle. „Sehr gerne“, sagt Timpert. „Aber aktuell fehlen uns dafür die Kapazitäten.“