Bochum-Wattenscheid. Die katholische Kirche verkauft in Bochum zwei Gotteshäuser mit Grundstück. Was Interessenten dazu wissen müssen, denn nicht alles ist möglich.
Der Sparkurs der katholischen Kirche schreitet voran. In Bochum-Wattenscheid wird derzeit der Verkauf von zwei Gotteshäusern vorbereitet. Weil es nicht einfach ist, Interessenten für Kirchen zu gewinnen, gibt es hier zwei unterschiedliche Vorgehensweisen, um Investoren anzulocken. Allerdings sind an den Verkauf Bedingungen geknüpft.
Zwei Kirchen in Bochum-Wattenscheid zu verkaufen: Wie Investoren gelockt werden
Aufgeben wird die katholische Gemeinde in Wattenscheid ihre Kirchen in Günnigfeld und Leithe. Im Rahmen von Informationsveranstaltungen im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste wurde in Herz Mariä (Günnigfeld) und in St. Johannes (Leithe) bereits über den aktuellen Stand informiert. „Wir befassen uns ja schon seit Jahren damit“, sagen Barbara Wagner und Alfons Jost von der Steuerungsgruppe. „Für viele Menschen ist das ein trauriger Abschied. Deshalb ist es wichtig, die Leute gut mitzunehmen und zu informieren.“
In Herz Mariä geht es nicht allein um die Kirche, sondern auch um das große Areal daneben mit zwei Häusern: insgesamt 9000 Quadratmeter. Die Gemeinde will Grundstück und Immobilien nicht einfach verkaufen. „Wir haben schon eine Vision, was dort passieren soll“, erklärt Jost. Man sei als Kirche nicht auf den größtmöglichen Gewinn aus. „Wir wollen dort, wo wir uns zurückziehen, eine neue Entwicklung unterstützen.“
„Wir wollen ja nicht, dass den Nachbarn die Sonne verbaut wird.“
Die Kirche soll nach Möglichkeit erhalten bleiben und in ein neues Quartier integriert werden. Eine Bebauung soll sich in der Höhe an den umliegenden Häusern orientieren. „Wir wollen ja nicht, dass den Nachbarn die Sonne verbaut wird“, so Jost. Der Gemeinde schwebt an der Kirchstraße eine Mischwohnform vor, so wie es sie in den Mehrgenerationen-Wohnprojekten gibt. Also Alt und Jung, Solo und kinderreich unter einem Dach und in einem Quartier. Barbara Wagner sind vor allem seniorengerechte Wohnungen wichtig. „Die fehlen hier in Günnigfeld.“
Die Wattenscheider Gemeinde hofft vor allem über das große Baugrundstück Investoren anzulocken. „Das Ganze muss für einen Investor ja auch wirtschaftlich sein“, weiß Jost. Der Plan sieht vor, dass die Bebauung so lukrativ ist, dass der kostspielige Umbau der Kirche dadurch aufgewogen wird. Ein Preisschild hat das Kirchenareal noch nicht. „Wir haben gerade ein Wertgutachten in Auftrag gegeben.“ Darin werde natürlich der Aufwand für Abrissarbeiten und die Bausubstanz der Kirche berücksichtigt.
Diese Texte haben viele Menschen interessiert
- „Brummbär“ eröffnet Popup-Store in Bochumer Innenstadt
- A40-Sperrung: „Schon viel zu lange eine Zerreißprobe“
- Haus bauen? Stadt Bochum verkauft mehrere Grundstücke
Bis Ende des Jahres soll das Exposé fertig sein. Dann stehe das Auswahlverfahren an. In einem Jahr soll ein Investor gefunden sein. „Dann wird auch die Kirche geschlossen“, so Barbara Wagner.
Ähnlich verhält sich es sich mit dem Standort Leithe. Auch dort werden aktuell noch Gottesdienste gefeiert. „Die Kirche ähnelt auch der in Günnigfeld, sie hatte denselben Architekten“, weiß Alfons Jost. „Jedoch wird sie als Denkmal eingestuft. Das macht es schwieriger, sie zu vermarkten.“ Über die Zukunft von St. Johannes diskutiere man schon seit 2012. „Hier soll eine Bürgerkirche für den Stadtteil entstehen“, fasst Jost den gedanklichen Entwicklungsprozess zusammen. Dieser sei auch zum Teil schon umgesetzt worden. „Es gibt in der Kirche bereits viele kulturelle Veranstaltungen – von Tanzkursen bis Seminaren.“
+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++
Das ganze Gelände sei rund 8000 Quadratmeter groß, die Kirche nehme davon ungefähr die Hälfte ein. Der Rest des Areals soll nach Vorstellung der Gemeinde mit unterschiedlichen Wohnformen bebaut werden: Eigenheime, Miet-Einfamilienhäuser für große Familien, seniorengerechte Wohnungen und eine Kita. „Die soll dann fünf Gruppen haben und wie die jetzige, nur zweigruppige, vom Kita-Zweckverband betrieben werden“, sagt Barbara Wagner. „So bleiben wir als Kirche vor Ort auch weiter präsent.“
Das Baugrundstück wolle man dem Investor „als Morgengabe für einen Euro“ überlassen, erklärt Alfons Jost. Dafür müsse er aber die Kirche zu einem Stadtteilzentrum mit Küche und Toiletten umbauen. „An den Kosten werden wir uns als Kirche auch beteiligen. Und als dauerhafte Einnahmen hätte der Investor zudem die Miete für die Kita.“
+++ Folgen Sie der WAZ Bochum auf Facebook! +++
Mit dem Exposé für St. Johannes ist man schon fertig. „Wir gehen damit in den nächsten Tagen an den Markt“, kündigt Jost an.