Bochum. An der Stadtgrenze Wattenscheid/Gelsenkirchen plant die Stadt Bochum ein neues Wohngebiet. Doch es gibt auch Kritik. Das sind die Hintergründe.
An der Stadtgrenze Wattenscheid/Gelsenkirchen soll neuer Wohnraum entstehen. Die Stadt Bochum plant dort auf gut 12 Hektar ein neues Wohngebiet mit 150 Wohnungen und einer Kita. Dafür werden jetzt die formalrechtlichen Grundlagen geschaffen. Was im Flächennutzungsplan aktuell noch als Grünfläche dargestellt ist, soll nun als Wohnbaufläche ausgewiesen werden. Damit dann irgendwann auch die Bagger rollen und in der Folge neue Familien nach Günnigfeld ziehen können. Doch es gibt auch Gegenwind für das Projekt.
150 Wohnungen und Kita: Gegenwind für Neubaugebiet in Bochum
Weil in Bochum dringend weiterer Wohnraum gesucht wird, wurde von der Stadt im Hinblick auf eine wohnbauliche Entwicklung schon vor Jahren das Gebiet zwischen Steinhausstraße, Günnigfelder Straße und Martin-Lang-Straße geprüft und für geeignet befunden. Für die Umsetzung wurde auch bereits der Bebauungsplan Nr. 1024 aufgestellt.
Aus Sicht der Stadt bieten sich die Flächen dort an, weil sie infrastrukturell und verkehrstechnisch gut angebunden sind und es drumherum schon Wohnbebauung gibt. Über die ehemalige Güterbahnstrecke soll künftig der Radschnellweg (RS) 1 verlaufen. Wichtig ist der Stadt, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Statt wie sonst bei solchen Bauvorhaben auf eine 20-prozentige Quote für geförderten Wohnungsbau zu bestehen, sind hier mindestens 30 Prozent vorgesehen.
Durch die Aufgabe der Güterbahnstrecke und demnächst auch des Ascheplatzes bietet sich aus Sicht der Stadt „die Chance, neue, hochwertige Quartiere zu schaffen und qualitätsvolle Freiraumverbindungen zu entwickeln“, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. „Die Alternative wäre, die Flächen sich selbst zu überlassen. Aufgrund der Bedarfe in Bochum würde sich allerdings der Druck auf den Freiraum erhöhen. Deshalb wird der Wiedernutzung des Areals der Vorzug gegeben.“
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Das geplante Neubaugebiet besteht aus drei Teilbereichen: der Fläche zwischen Steinhausstraße und dem geplanten RS1, dem Areal des Ascheplatzes des VfB Günnigfeld (der Verein bekommt einen Kunstrasenplatz) und der Kleingartenanlage. Auf der Sportplatzfläche an der Martin-Lang-Straße soll neben ca. 25 Wohneinheiten eine sechsgruppige Kita entstehen.
Bei der Fläche zwischen der Steinhausstraße und dem geplanten Radschnellweg RS1 handelt es sich um eine derzeit größtenteils ungenutzte und zum Teil bewaldete Brachfläche, über die früher in Teilen die Trasse der Rheinischen Bahn verlief. Angefahren werden soll das künftige Wohngebiet in erster Linie über die Steinhausstraße und die Martin-Lang-Straße, dazu soll ein Stich zur Günnigfelder Straße entstehen.
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Während die Bezirksvertretung Wattenscheid dem Vorhaben einmütig zustimmt, stößt das geplante Neubaugebiet im Naturschutzbeirat auf Ablehnung. „Da wird viel abgeholzt und durch den Fußballplatz wieder viel versiegelt“, sagt Heidi Hopkins mit Blick auf den Kunstrasenplatz, der für den VfB Günnigfeld gebaut wird. Und Helga Otersen meint: „Es wird ein aufgelockerter Bereich mit viel Grün umgewandelt in dichte Bebauung. Das ist schlecht für Natur und Klima.“
In der Unteren Umweltbehörde der Stadt sieht man das anders. Es sei ja auch schon vorher für einen Teilbereich der Flächen Wohnbebauung festgesetzt gewesen. Da müsse man abwägen: Wie schlimm ist das? Melanie Gronewald vom Umwelt- und Grünflächenamt bestätigt: „Ja, es wird mehr Bebauung und weniger Grün geben. Aber wir bauen nicht auf der grünen Wiese.“
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Das sieht auch Bezirksbürgermeister Hans-Peter Herzog (SPD) so. Ein großer Teil der Flächen sei schon versiegelt. Und Wattenscheid benötige dringend weiteren Wohnraum. „Heute wohnt man ja auf doppelt so viel Wohnfläche wie zu meiner Kindheit. Doch dieser Platz muss auch irgendwo geschaffen werden.“ Man brauche generell mehr Zuzug, auch von Menschen mit größerem Geldbeutel. Einige hätten schon Günnigfeld für sich entdeckt. Das dürfe ruhig noch mehr werden.
Neubaugebiet in Bochum als Chance: Ortsteile können zusammenwachsen
Herzog sieht zudem die Chance, dass durch dieses neue Wohngebiet Günnigfeld und Südfeldmark mehr zusammenwachsen. Bislang seien die Ortsteile ja durch die Bahnstrecke getrennt gewesen. „Von daher ergeben die Plaungen städtebaulich durchaus Sinn.“ Der RS 1 mache den Standort noch einmal attraktiver. Mit seinem Enkel fahre er immer wieder mal auf einem schon fertigen Teilstück. „Der ist immer total begeistert und fragt dann schon, ob wir wieder über die Autobahn fahren.“
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