Bochum-Langendreer. Aus gesundheitlichen Gründen müssen die Pächter ihr Geschäft abgeben. Das fällt ihnen sehr schwer. Nun aber ist ein Nachfolger gefunden.
Es ist geschafft. Nach zwei Jahren Suche haben die Kursats aus Bochum-Langendreer einen Nachfolger für ihren Supermarkt am Alten Bahnhof gefunden. Eine gute Nachricht für das Ehepaar Hülya (51) und Abdullah (59), das schwer krank ist. Und doch ist von Freude in dem kleinen Laden an der Alten Bahnhofstraße 207 nichts zu spüren. Denn der bevorstehende Abschied schmerzt.
Supermarkt in Bochum wechselt den Besitzer – „Es tut weh“, sagen die Pächter
Zum 1. November übernimmt ein neuer Pächter das Ladenlokal. Nur noch gut zwei, drei Wochen also wird Hülya Kursat hinter der Kasse stehen, die Kunden bedienen und die Preise für die Ware eingeben. So wie sie es 27 Jahre lang getan hat. „Es tut weh“, sagt sie. „Nach so langer Zeit ist es nicht einfach, das Geschäft abzugeben. Aber es muss sein.“ Die Gesundheit...
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Hülya Kursat hat schlimme Rückenprobleme, muss operiert werden. Die Arbeit all die Jahre hat Spuren hinterlassen. Morgens von fünf bis sechs Uhr geht sie in einer Bankfiliale in der Nachbarschaft putzen. Anschließend öffnet sie den Umut-Supermarkt, der nach dem ältesten Sohn (23) benannt ist. Und dann steht sie bis 22 Uhr im Laden, immer im zugig-kalten Eingangsbereich. Das geht auf die Knochen. Hülya Kursat muss sich immer wieder abstützen, kann kaum aufrecht stehen.
Ihrem Mann Abdullah geht es noch schlimmer. Er ist dement, braucht ständig Betreuung durch die Familie. Der jüngste Sohn Yasin wohnt mit oben über dem Laden. Er hilft, wo er nur kann und übernimmt die täglichen Fahrten zum Großmarkt, die der Papa nicht mehr machen kann. „Ich stehe um drei Uhr in Früh auf und hole die frische Ware. Um 7 Uhr mache ich dann meine Ausbildung in Witten zum Pflegefachmann“, sagt der 20-Jährige. Auch für ihn eine belastende Situation. Zumal er sich auch um den ganzen Schreibkram kümmert.
„Ich schicke meine Eltern erstmal für ein halbes Jahr in die Türkei, damit sie sich ein bisschen erholen können.“
Aber da ging es ja jetzt zum Glück darum, das Gewerbe abzumelden. Das wird für die ganze Familie eine Erleichterung sein. „Ich schicke meine Eltern erstmal für ein halbes Jahr in die Türkei, damit sie sich ein bisschen erholen können. Fünf Jahre waren sie nicht mehr in der Heimat.“
Die Suche nach einem Nachfolger sei nervenaufreibend gewesen. Da hätten sich zum Teil „ganz komische Leute gemeldet“, die kaum etwas für die Inneneinrichtung zahlen oder erst einmal übernehmen und dann später das Geld überweisen wollten. Am Ende war Sohn Yasin sogar so weit, das Geschäft selbst weiterzuführen. „Doch das hat meine Mama verboten. Sie will mir das ersparen, ich soll lieber meine Ausbildung machen.“
Und außerdem wurde ja jetzt auch jemand gefunden. „Ein Libanese aus Dinslaken hat sich auf unser Ebay-Inserat gemeldet“, berichtet Yasin Kursat. Es sei schnell zu einem Treffen und einer Übereinkunft gekommen. „Doch dann haben wir wegen der vielen schlechten Erfahrungen mit zurückgezogenen Angeboten noch ein paar Tage abgewartet. Aber jetzt ist alles fix.“ Der neue Mann wird zum 1. November übernehmen und laut Yasin Kursat den Namen von Umut zu Elmar ändern. „Das heißt Apfel auf Türkisch.“
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Die Kunden bedauern den Abgang der Kursats sehr. „Hier wird schon was fehlen“, sagt eine Mutter, die mit ihrer Tochter gerade Zutaten für die aktuell sehr beliebte Dubai-Schokolade sucht. Im Umut-Supermarkt gibt es alles dafür – bis auf Pistaziencreme. „Die bekommen sie bei Rewe“, weiß Yasin Kursat. Viele Kunden würden weinen, berichtet Hülya Kursat. Ein kleiner Junge habe ihr gesagt, er wolle nur bei ihr einkaufen. Das macht der 51-Jährigen den Abschied natürlich noch schwerer.
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Doch vielleicht sieht man sie ja irgendwann doch wieder an der Kasse in einem Laden in Langendreer. Denn aufhören will Hülya Kursat nicht. Erholt und genesen, möchte sie unbedingt weiter arbeiten gehen. „Gerne wieder im Einzelhandel. Aber dann als Angestellte mit geregelten Arbeitszeiten.“