Bochum. Das Geschäft in Bochum läuft gut, und doch wollen die Inhaber aufhören – aus gesundheitlichen Gründen. Ein Verkauf scheitert aber immer wieder.
Der Umut-Supermarkt am Alten Bahnhof in Bochum-Langendreer steht zum Verkauf. Immer noch. Seit eineinhalb Jahren wollen die Inhaber das Geschäft an der Alten Bahnhofstraße 207 abgeben. Doch ein Nachfolger fand sich bisher nicht. Ein Supermarkt als Ladenhüter.
„Bin verzweifelt“: Niemand will Supermarkt in Bochum kaufen
„Mir geht es immer schlechter. Ich bin echt verzweifelt“, sagt Hülya Kursat. Die 49-Jährige leidet unter enormen Rückenschmerzen, müsste operiert werden. Doch das kann sie sich nicht leisten. „Ich muss ja in den Laden“, sagt sie. Dick eingepackt steht sie an der Kasse und bedient die Kunden. Es ist bitterkalt, selbst bei geschlossener Tür. Das geht auf die Knochen. Kursat muss sich immer wieder abstützen, kann kaum aufrecht stehen. Und doch macht sie weiter, immer weiter.
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Sechs Tage in der Woche ist Hülya Kursat im Einsatz, immer von vier Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Als Erstes nimmt sie die Brotlieferung in Empfang. Danach geht sie eine Stunde in einer Bank in der Nachbarschaft putzen. Dann schließt sie den Umut-Supermarkt auf. Ihr Ehemann Abdullah kann ihr nicht mehr helfen. „Seine Demenz ist zu weit fortgeschritten“, sagt Hülya Kursat. Damit hat sie eine Sorge mehr.
Der Laden, mitten in der Einkaufsmeile am Alten Bahnhof gelegen, laufe gut, sagt die Inhaberin. Doch weil die Gesundheit nicht mehr mitspielt, hatten die Kursats schon im Sommer 2022 entschieden, das Geschäft zu verkaufen – nach 25 Jahren. Das entpuppt sich allerdings als gar nicht so einfach. Interessenten habe es immer wieder gegeben. Aber zum Großteil „mit unverschämten Angeboten, die wir nicht annehmen konnten“, erzählt Hülya Kursat. Auch jetzt wieder, nachdem einer ihrer Söhne noch einmal über Facebook auf den zum Verkauf stehenden Supermarkt hingewiesen hatte, gab es Resonanz.
„Da melden sich ganz komische Leute“, berichtet sie. „Die wollen kaum etwas für die Inneneinrichtung zahlen oder erst einmal übernehmen und dann später das Geld überweisen. Doch darauf lasse ich mich nicht ein. Ich habe hier nichts zu verschenken.“ Auch werde sie nicht, wie von einem Interessenten vorgeschlagen, den Supermarkt weiter unter ihrem Namen führen.
Supermarkt-Verkauf in Bochum: Suche nach Nachfolger schien schon beendet
Ende 2023 schien die Suche nach einem Nachfolger zwischenzeitlich beendet. „Wir hatten uns mit einem Mann aus dem Irak geeinigt und auch schon einen Termin mit dem Vermieter ausgemacht“, schildert Hülya Kursat. Zum 1. Januar 2024 hätte der Inhaberwechsel stattfinden sollen. „Doch dann war der Mann plötzlich nicht mehr erreichbar.“
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Somit geht das Warten also weiter. Das Warten „auf gute Leute“, wie Hülya Kursat es formuliert. Bis diese gefunden sind, will sie weitermachen. Auch wenn das mit jedem Tag weiter zulasten ihrer Gesundheit geht. Ihre beiden Söhne – nach dem ältesten ist der Supermarkt übrigens benannt – helfen der Mama, wo sie können. „Sie fahren für mich immer zum Großmarkt.“
Supermarkt-Inhaberin will Söhne schonen: „Sollen sich ihre Gesundheit nicht ruinieren“
Weiter will sie die beiden nach Möglichkeit nicht einspannen. „Der eine macht gerade seine Ausbildung, der andere arbeitet an einer Tankstelle. Die sollen sich ihre Gesundheit nicht auch noch ruinieren und sich ihr Leben nicht kaputt machen.“
Wer Interesse an dem Umut-Supermarkt, Alte Bahnhofstraße 207, hat, kann sich mit Hülya Kursat unter Tel. 0163 483 04 04 in Verbindung setzen.
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