Bochum. Nach der Festnahme eines mutmaßlichen Reichsbürgers in Bochum sind Spekulationen in Sozialen Medien kaum einzufangen. Das sagt die Polizei.
Der Anblick war martialisch, der Einsatz des Spezialeinsatzkommandos (SEK) aufsehenerregend: Mit einem Panzerfahrzeug fuhr das SEK am Dienstag (8. Oktober) durch die Straßen des Stadteilzentrums in Bochum-Werne, um einen mutmaßlichen Reichsbürger festzunehmen. Gegen den Mann lag ein Haftbefehl wegen einer Ersatzfreiheitsstrafe vor.
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Gerüchte zu SEK-Einsatz: Mal eine Geiselnahme, dann eine Beziehungstat
Es habe „zu keinem Zeitpunkt Gefahr für die Öffentlichkeit“ bestanden, betonte ein Polizeisprecher. Trotzdem kursierten nach dem Einsatz die wildesten Theorien und Spekulationen im Netz. „Geiselnahme!“, hieß es in einer Facebook-Gruppe. In einem Supermarkt? In einem Lokal? Das variierte, spielte bei der Verbreitung aber offenbar keine Rolle. Google verzeichnete in der Folge einen explosionsartigen Anstieg der Suchanfragen zu „Geiselnahme Bochum“.
Bei der Theorie allein bleibt es aber nicht. Mal war die Rede von libanesischen Clans, die in dem betroffenen Haus wohnen sollten. Mal von einem Überfall auf eine Sparkasse und einer Flucht des Täters in die Gaststätte am Einsatzort. Dann wieder hieß es, dass ein Mann in dem Haus seine Frau erstochen habe.
Alles falsch, sagt die Polizei auf Nachfrage. Man habe das SEK hinzugezogen, weil der 56-jährige Mann sich geweigert habe, die Tür zu öffnen und nicht ausgeschlossen werden konnte, dass er gefährliche Gegenstände, eventuell sogar Waffen in seiner Wohnung hat.
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Desinformation im Netz kein Einzelfall bei Polizeieinsätzen
Stellen die Spekulationen bei Facebook und Instagram auch ein Risiko für die Polizei bei solchen Einsätzen dar? In diesem speziellen Fall hätten die Desinformationen im Netz nicht zu Problemen geführt, erklärt Polizeisprecher Marco Bischoff. Allerdings seien diese natürlich auch nur schwer zu kontrollieren: „Was soll man dagegen machen?“, fragt er.
Für die Beamten sei es immer eine Abwägungsfrage, wann sie mit welchen Informationen an die Öffentlichkeit gehen. Auf der einen Seite gelte es, Spekulationen zu vermeiden – auf der anderen dürften laufende Einsätze nicht gefährdet werden. „In diesem Fall sind die Medien relativ schnell gewesen und haben nachgefragt, was tatsächlich passiert“, sagt Bischoff. Das haben wir dann natürlich beantwortet.“
Der Polizeisprecher erinnert sich aber auch an Fälle, bei denen falsche Informationen deutlich problematischer für die Polizeiarbeit waren: 2016 etwa schieb die Polizei eine Großfahndung nach einem Mann aus, der ein Kind im Ruhrgebiet ermordet hatte. „Damals wurde er dann vermeintlich überall im Bundesgebiet gesehen, in Kiel, München und Berlin.“ Vieles davon seien falsche Fährten gewesen.