Bochum. Fachkräftemangel in Bochumer Kitas: Leitungen und Auszubildende über die Schwierigkeiten – und warum sie trotz allem gerne Erzieher sind.

„Sobald man in die Kita kommt und die Kinder auf einen zulaufen, motiviert es mich total. Egal wie schlecht die Laune am Morgen vielleicht war“, sagt Vanessa Piwkowski. Sie macht eine Ausbildung zur Erzieherin in Bochum. In Zeiten des Fachkräftemangels keine einfache Aufgabe. Immer wieder müssen Kinder auch in Bochum wegen der Notbetreuung nach Hause. Dennoch hat sich Vanessa Piwkowski bewusst für die Arbeit in einer Kindertagesstätte entschieden.

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Auch Lena Schewalje wird in einer Kita ausgebildet. Das erste Mal in Kontakt mit dem Beruf gekommen, ist sie in der neunten Klasse. „Da hatte ich total Spaß. Ich gehe in der Arbeit mit Kindern auf“, sagt sie. Die Erwartungen an ihre Ausbildung und den Beruf haben sich erfüllt – „vielleicht wurden sie sogar übertroffen.“

Kitas in Bochum: Leitungen suchen gezielt Kontakt zu Schulen

Doch es gibt auch Schwierigkeiten, die der Beruf mit sich bringt. Das wissen auch die Auszubildenden – und merken es in ihrem Alltag. „Es wird immer anstrengender, wenn Personal fehlt. Aber am Ende des Tages macht die Arbeit sehr viel Spaß“, sagt Elisa Libertini, die ebenfalls eine Ausbildung in einer Bochumer Kita macht.

Bochum: Gespräche mit Akteuren aus Erziehungsberufen beim Mix and Match-Day
Vera Frank, Nicole Reese, Michaela Albrecht, Denise Korn und Susanne Sobotta (v.l.n.r.) wünschen sich einen stärkeren Austausch unter den Kita-Trägern. Denise Korn, Leiterin einer Kita in Bochum, schlägt beispielsweise einen Runden Tisch vor. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

Die Kita-Leitungen kennen dieses Problem. Es ist wichtig, schneller an gutes Personal zu kommen. Nicole Reese, Leiterin einer evangelischen Kita in Wattenscheid, biete deswegen immer die Möglichkeit in Form von Praktika den Beruf auszutesten. Sie suche wie auch andere Kita-Leitungen gezielt den Kontakt zu Schulen, um Präsenz zu zeigen.

„Es ist mehr als singen, klatschen, tanzen. Das ist ja Bildung und das wird oft nicht gesehen.“

Michaela Albrecht, Jugendhilfeplanerin des Jugendamtes

In der Kita, die Denise Korn leitet, ist es ähnlich. „Es gibt Fachkräftemangel wie in jedem Bereich“, sagt sie. Wegen des fehlenden Personals, vor allem aber wegen der Arbeit mit Menschen und Kindern, sei in dem Beruf das Team besonders wichtig. Das sagt auch Denise Korn. „Bei uns steht jeder für den anderen ein. Ich bin begeistert von der Arbeit im Team“, sagt sie.

Kita-Leitungen kritisieren Rahmenbedingungen der Ausbildung

Aber was muss sich ändern, um mehr und schneller passendes Personal zu finden? „Der Job muss attraktiver werden“, sind sich die Kita-Leitungen einig. Dabei beziehen sie sich auf die Rahmenbedingungen. „Die Ausbildung ist viel zu starr und unflexibel“, sagt Vera Frank, Abteilungsleiterin einer Bochumer Kita. So wäre es beispielsweise wünschenswert, dass es verschiedene Anfangsdaten der Ausbildung gibt. „Wir verlieren manchmal Nachwuchskräfte, weil sie nur einmal im Jahr die Ausbildung starten können“, sagt Nicole Reese. Für Quereinsteiger oder auch zunächst Unentschlossene sei das unattraktiv.

Auch ein stärkerer Austausch ist für Denise Korn wichtig. Sie würde sich wünschen, dass es einen Runden Tisch gibt, an dem die verschiedenen Kita-Träger teilnehmen und sich austauschen können. „Jeder hat eine andere Sicht- und Arbeitsweise, da ist so ein Austausch sehr hilfreich“, sagt Korn.

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Gerade, weil die Arbeit der Kitas so wichtig ist. „Die Arbeit in der Kita ist die Basis und wenn die nicht stimmt, bröckelt es auch weiter oben“, sagt Vera Frank. Hinzu komme, dass es noch immer Vorurteile gegenüber dem Erzieher-Beruf gibt, sagt Michaela Albrecht, Jugendhilfeplanerin des Jugendamtes: „Es ist mehr als singen, klatschen, tanzen. Das ist ja Bildung und das wird oft nicht gesehen.“ Denise Korn ergänzt: „Wenn man sieht, wie sich die Kinder entwickeln und wie sie schulfähig werden. Das Gefühl kann einem kein anderer Job geben“, ist sich auch Korn sicher.

Auszubildende in Bochumer Kitas: „Muss mehr Werbung geben“

Und was würden sich die Auszubildenden für ihre Branche wünschen? „Es muss mehr Werbung für den Beruf geben“, sind sie sich einig. Außerdem würden sie sich über die Hervorhebung der positiven Eigenschaften ihrer Arbeit freuen – auch dass in der Gesellschaft positiver über diesen gesprochen wird. „Das schreckt andere ansonsten ab“, sagt Lena Schewalje.

Auch sie sei vor ihrer Ausbildung kurzzeitig unsicher gewesen, weil sie immer wieder Negatives gehört oder gelesen hat. „Jetzt motivieren mich die Kinder total“, sagt sie. „Trotz des Personalmangels zaubern uns die Kinder immer ein Lächeln ins Gesicht“, sagt Vanessa Piwkowski, „auch wenn es manchmal stressig ist.“

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