Bochum. Seit Corona gibt es in Kitas immer wieder Notbetreuung. 20 Stellen sind allein bei einem Träger unbesetzt. Dabei sind die Ideen durchaus kreativ.
„Wir aus der Evangelischen Kita An der Malstatt möchten auf die Missstände im sozialen Bereich und der Kita aufmerksam machen“, sagt Leiterin Silke Haendel. Die Einrichtung weist auf Missstände wie die Unterfinanzierung, zu wenig Fachkräfte und zu wenig Plätze hin. Und tatsächlich: In Bochum bleibt die Situation in den Kitas weiterhin sehr ernst.
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„Wir haben derzeit 20 Vollzeitstellen ausgeschrieben, darunter befinden sich auch Schwangerschafts- und Krankenvertretungen“, erklärt Hannah Praetorius, Sprecherin der evangelischen Kirche in Bochum. Hinzu kommen sechs Teilzeitstellen. „Wir bemerken in unseren Einrichtungen eine steigende Anzahl von Langzeitkrankenständen und Reha-Maßnahmen – ein deutliches Zeichen, dass die Arbeitsbelastung für Mitarbeitende in Kitas schon seit langem überaus hoch ist“, so Praetorius. Die Evangelische Kirche als Träger habe deshalb beschlossen, in jeder Einrichtung über die Mindestbesetzung hinaus eine weitere pädagogische Vollzeitstelle einzurichten, um Personalausfälle besser auffangen zu können.
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Kitas in Bochum: Krankheitswelle reißt auch im Frühling nicht ab
Die aktuelle Lage sei für alle Beteiligten – Mitarbeitende wie Eltern und Kinder – nicht zufriedenstellend. Praetorius: „Auch die Krankheitswelle reißt nicht ab.“ In drei Gruppen sei in dieser Woche eine Notbetreuung eingerichtet worden.
In den städtischen Kitas gibt es laut Stadtsprecher Thomas Sprenger in einer Gruppe eine Notbetreuung, aufgrund von Corona. Er verdeutlicht ebenfalls: „Die Situation ist weiterhin angespannt. Bei den Kitas der Stadt Bochum sind derzeit vier Stellen von Integrationskräften und 14 Erzieher*innen-Stellen unbesetzt.“ Die Verfahren zur Wiederbesetzung laufen oder seien teilweise schon abgeschlossen.
Etwas besser sieht es derzeit bei den Caritas-Kita in Bochum aus. „Die Stellen sind aktuell besetzt, wir suchen jedoch noch Kolleginnen zur Inklusion“, erklärt Caritasdirektor Dominik Spanke.
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Immer wieder Notbetreuung in den Kitas in Bochum
Barbara Mag, Fachgebietsleitung der Outlaw-Kitas im Ruhrgebiet, erklärt auf Anfrage der WAZ: „Die Situation in den Einrichtungen dauert nun schon seit mehr als zwei Jahren an und belastet sowohl Eltern als auch unsere pädagogischen Fachkräfte gleichermaßen.“ Weiterhin sei der Betrieb in den Kitas immer wieder eingeschränkt. Anders als sonst habe sich die Lage auch im Frühling und Sommer nicht entspannt. „Damit Eltern besser planen können, setzen wir ein individuell auf die jeweilige Kita angepasstes und mit den Elternbeiräten abgestimmtes Personalausfallmanagement um“, so Mag.
Outlaw-Petition mit 35.000 Unterschriften
Neben Personal- haben die Kitas der freien Träger auch finanzielle Sorgen. „Es ist dringend notwendig, dass die Politik bzw. die Landesregierung tätig wird“, fordert Outlaw und hat eine Petition gestartet, die von 35.000 Menschen unterschrieben worden ist.
Zur Petition erklärte Outlaw im Frühjahr: „Auch die 8000 freien Kitas im Land wollen ihre Mitarbeitenden weiterhin gerecht bezahlen. Jedoch geht ihnen aktuell das Geld aus.“ Das Land würde die Tarifsteigerungen nicht berücksichtigen, „obwohl viele freie Träger die vereinbarten Lohnsteigerungen bereits seit letztem Jahr zahlen.“
Auch der Kita Zweckverband macht klar: Der Fachkräftemangel in der Branche ist allgegenwärtig, die Personallage variiere. „Aktuell gibt es in den Bochumer Kitas (...) keine Schließungen. In drei von 37 Einrichtungen muss das Angebot in dieser Woche reduziert werden, da mehrere Mitarbeitende gleichzeitig ausfallen“, so Sprecherin Verena Böck. „In diesen Fällen wird entweder die Öffnungszeit eingeschränkt oder die Anzahl der Kinder in der gesamten Kita nach Rücksprache mit den Familien reduziert.“ Ziel sei es, möglichst allen Kindern kontinuierlichen Zugang zu frühkindlicher Bildung zu ermöglichen.
Was tun Kitas, um mehr Personal zu finden?
Aber was machen die Kitas, um dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken? „Der Kita Zweckverband (...) hat zahlreiche Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung und -bindung entwickelt“, sagt Böck. Sodass es im kommenden KiTa-Jahr bereits Neueinstellungen geben wird. Um krankes Personal zu kompensieren, würden mitunter Mitarbeitende von Zeitarbeitsfirmen akquiriert. In allen Kindertageseinrichtungen würde außerdem ausgebildet. „Der Verband prüft unterschiedliche Arbeitszeitmodelle sowie Führung in Teilzeit“, erklärt die Sprecherin. Zudem betreibe er digitales Recruiting, zum Beispiel auf Jobportalen oder in Sozialen Medien.