Bochum. Per Stellenanzeige läuft die Suche nach einem geeignetem Kandidaten als neues Bochumer Stadtoberhaupt. Was (und wer) dahinter steckt.

Bochum braucht einen neuen Oberbürgermeister. Amtsinhaber Thomas Eiskirch (SPD) wird nach zwei Wahlperioden nicht mehr kandidieren. „Zeit für einen Wandel“, heißt es bei den Stadtgestaltern. Und der fängt für die Wählerinitiative schon bei der Suche nach einer geeigneten Kandidatin oder einem geeigneten Kandidaten an. Sie geht einen ungewöhnlichen Weg.

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Stadtgestalter Bochum suchen OB-Kandidaten per Stellenanzeige

Kein Votum des Parteivorstands, keine Findungskommission, kein Auskungeln in Hinterzimmern: „Es ist Zeit für eine parteiunabhängige Oberbürgermeisterin oder einen unabhängigen Oberbürgermeister”, finden die Stadtgestalter. Fast 80 Jahre Stadtoberhaupt mit SPD-Parteibuch seien genug. Und: „Die Stadtpolitik braucht frischen Wind“, heißt es in einer Mitteilung.

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Diesen Wind verspricht sich die Initiative offenbar auch nicht von den anderen etablierten Parteien. „Es ist Zeit, die eingefahrenen Strukturen in der Verwaltung aufzubrechen. Deshalb suchen wir für die OB-Wahl 2025 jetzt einen geeigneten unabhängigen Kandidaten per Stellenanzeige.”

Das ist neu. Und vielleicht gar nicht so abwegig. Denn: Es gibt viele Stimmen, die sagen, dass die Suche nach einem geeigneten Anwärter gar nicht so einfach ist. Alle Parteien spüren, dass sie aktuell niemanden in Ihren Reihen haben, der die Kombination „Verwaltungserfahrung –politischer Instinkt – Redegewandtheit – Ausstrahlung“ auch nur annähernd so gut verkörpert wie der aktuelle Amtsinhaber.

Alle Parteien schauen über den Tellerrand hinaus

Genau diese Eigenschaften sind aber gefragt, um nächstes Jahr bei der Wahl bestehen zu können – abgesehen von einigen weiteren Fähigkeiten und Erfahrungen. Daher haben auch die anderen Parteien über den Tellerrand geschaut und sowohl außerhalb der Stadt als auch außerhalb der politischen Blase nach einer geeigneten Person gesucht. Zum Teil mit Erfolg, wie zu vernehmen ist.

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Die Stadtgestalter sind derweil überzeugt, eine Stellenanzeige könnte hilfreich sein. Und sie argumentieren, die Chancen eines unabhängigen Kandidaten seien groß. Auch andere große Städte hätten diesen Weg bereits eingeschlagen. „Zehn von 81 deutschen Großstädten haben bereits unabhängige Oberbürgermeister, darunter Aachen, Köln, Mainz, Heidelberg und Freiburg, also Städte, die zu den besonders erfolgreichen Deutschlands zählen“, heißt es.

In Frage kommen könnten Dezernenten, Bürgermeister, Firmenchefs

„Wir sind gespannt, ob sich jemand meldet und wer sich meldet“, sagt Stadtgestalter-Ratsmitglied Volker Steude. „Wir haben ja so etwas auch noch nicht gemacht.“ Auf die Idee gekommen seien er und seine Mitstreiter, als sie davon hörten, dass in Bottrop eine Bürgerinitiative erwägt, mithilfe einer Stellenanzeige einen Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl zu finden.

In Frage kommen aus Steudes Sicht zum Beispiel städtische Dezernenten, bereits amtierende Bürgermeister aus anderen Städten oder Geschäftsführer von Unternehmen. Sie hätten auf jeden Fall eine Vorstellung von den Anforderungen an den Chef einer so großen Organisation.

Die Stadt Bochum beschäftigt etwa 6500 Menschen. Der Jahreshaushalt hat ein Volumen von etwa 1,9 Milliarden Euro.

Gefragt: herausragende Organisations- und Führungseigenschaften

Die wichtigste Anforderung aus Sicht der Stadtgestalter: herausragende Organisations- und Führungseigenschaften. Denn zu tun gebe es reichlich: vom Abwenden eines Haushaltsnotstands bis zur Sanierung der Bogestra.

Bis zum 17. Oktober haben Interessenten Zeit, um sich zu bewerben. Nach einer Vorauswahl durch die Stadtgestalter würden einige Kandidaten dann „interessierten demokratischen Parteien aus Bochum vorgestellt“. Und diese könnten dann entscheiden, ob sie einen unabhängigen Kandidaten unterstützen.

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