Bochum legt den Grundstein für 153-Millionen-Euro-Projekt
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Bochum. Visionär, wegen hoher Kosten aber auch umstritten: Das ist das Bauvorhaben Haus des Wissens Bochum. Nun ist ein gefeierter Meilenstein erreicht.
Seit mehr als zwei Jahren rücken Dutzende Bauarbeiter zum Teil mit schwerem Gerät dem Telekomblock in Bochum zu Leibe. Sie haben Schadstoffe ausgebaut, Decken und Wände herausgerissen, einen Luftschutzbunker ausgegraben. Nun steht von dem Ende der 1920 Jahre erbauten, einst mächtigen Gebäude kaum mehr als die Hülle; gestützt durch 220 Tonnen Stahl. Jetzt kann gebaut werden. Mitten in der Innenstadt soll bis 2027 das ehrgeizigste Projekt Bochums entstehen: das Haus des Wissens (HadeWe), ein multifunktionales Gebäude zum Lernen, zum Begegnen und zum Verweilen. An diesem Donnerstag wurde der Grundstein dafür gelegt.
Unumstritten ist das Projekt nicht, räumt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) ein, als er inmitten der riesigen Baustelle des Innenhofs, an dessen Stelle in zwei Jahren eine Markthalle stehen soll, noch einmal die Brücke schlägt von der ersten Idee bis zur Umsetzung. Er sei sich ganz sicher, „dass es am Tag der Eröffnung so wie beim Musikforum vor zehn Jahren nur noch Menschen geben wird, die sagen, ich war immer schon immer dafür“.
Genährt wird die Kritik vor allem durch die explodierenden Baukosten: von einst 64 auf bislang 153 Millionen Euro, ein Anstieg um fast 140 Prozent. Dem steht nach Ansicht des Oberbürgermeisters eine wegweisende Entwicklung der Innenstadt gegenüber, mit der Bochum deutschlandweit eine Vorreiterrolle einnehme. Genüsslich verweist er etwa auf die opulente Berichterstattung einer Lokalzeitung mit dem vielsagenden Titel „Was Aachen von Bochum lernen kann“.
Die Idee, ein Gebäude zu bauen, in dem Bücherei, Volkshochschule, der Hochschulverbund Univercity und eine Markthalle unter einem Dach vereint sind, ohne in streng abgeschlossene Bereiche aufgeteilt zu sein, dessen Entwicklung nie abgeschlossen sein soll und dessen Angebote miteinander vernetzt sein werden, sei „national und international einzigartig“. Als buchstäblichen Höhepunkt nennt er den Dachgarten: „ein Ort, wo man gerne hingeht, einfach nur so.“ Der Applaus von gut 200 Gästen der Eröffnungsfeier lässt darauf schließen, dass er mit dieser Meinung nicht alleine steht.
Bürgermeister und Bürger mauern kupferne Zeitkapsel ein
„Das ist ein ganz tolles Projekt. Ich beobachte das von Anfang an und freue mich darauf, wenn es fertig ist“, sagt Katharina Beckmann. Die 42-jährige Büchereinutzerin gehört zu den sechs Gästen der Grundsteinlegung, die stellvertretend für alle Bürgerinnen und Bürger gemeinsam mit Thomas Eiskirch und Architekt Markus Sporer vom Büro „cross architectures“ die kupferne Zeitkapsel, die u.a. eine Ausgabe der WAZ Bochum vom 19. September 2024 enthält, eingemauert haben. „Ich glaube, das Haus des Wissens eröffnet tolle neue Möglichkeiten. Dass so etwas teuer wird, ist nun einmal so. Aber wenn Büchereien, Volkshochschule und andere Einrichtungen zukunftsfähig bleiben wollen, muss man auch investieren.“
Ganz in Gelb getaucht ist der ehemalige Telekomblock-Innenhof an diesem Donnerstagmittag. 200 Warnwesten mit der Aufschrift „Grundsteinlegung Haus des Wissens, 19.09.2024“ hinterlassen einen beschwingten Eindruck. Dazu sorgt das Bläserquartett der Bochumer Symphoniker für eine feierliche bis heitere Stimmung, Posaunist Douglas Simpson hat ein Repertoire zusammengestellt, das von der „Feierlichen Eröffnung“ von Traugott Fünfgeld bis zu einem Stück aus seiner schottischen Heimat reicht. Hier und da ploppt der Bügelverschluss eines Bieres der heimischen Brauerei auf. Feierstimmung.
Grundsteinlegung für das „Haus des Wissens“ in Bochum
„Viele Städte werden kommen und gucken, wie man es macht. Dass die Bochumer das umsetzen, finde ich bemerkenswert. “
Derweil gibt Markus Sporer den Dank des Oberbürgermeisters an das Aachener Architekturbüro, es habe eine bemerkenswerten und wegweisenden Entwurf vorgelegt, an alle Bochumerinnen und Bochumer zurück: „Für uns ist das ein wunderbares Projekt. Das hier ist wirklich etwas ganz Besonderes. Es wird eine Anlaufstelle für viele Bochumer sein, aber auch für viele Menschen, die von außerhalb kommen.“ Und: Nicht nur Aachen zeige Interesse an dem Bauvorhaben. „Viele Städte werden kommen und gucken, wie man es macht. Dass die Bochumer das umsetzen, finde ich bemerkenswert. Kompliment an die Stadt und an die Bürger.“
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