Bochum. Die Familientragödie „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ kommt ins Schauspielhaus Bochum. Für den Intendanten wird es ein besonderer Abend.
Auf diese Premiere darf man ehrlich gespannt sein: Mit „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ zeigt Intendant Johan Simons am kommenden Freitag, 27. September, um 19.30 Uhr, im Schauspielhaus Bochum erstmals ein Drama des Nobelpreisträgers Eugene O’Neill. Es ist überhaupt das erste Mal, dass sich Simons dem Werk eines amerikanischen Autors widmet – eine große Premiere also auch für ihn. Wenige Tage zuvor ist seine Begeisterung riesig: „Was für ein Schriftsteller!“, strahlt Simons. „Und was für ein unfassbar gutes Stück.“
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Drama in vier Akten erzählt vom Verlauf eines Tages
Das autobiografisch gefärbte Drama in vier Akten stammt aus dem Jahr 1956 und erzählt den unheilvollen Verlauf eines heißen Tages im August: Vom Morgengrauen bis Mitternacht befindet sich die vierköpfige Familie Tyrone in ihrem Haus am Ozean und leert dabei so manche Flasche Whiskey.
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Familienoberhaupt James Tyrone ist ein berühmter Schauspieler, der sein Leben lang nur eine Rolle (den Grafen von Monte Christo) gespielt hat. Seine Frau Mary war wegen ihrer Morphiumsucht in einer Entzugsklinik. Sohn Edmund leidet an Tuberkulose, ein Alkoholproblem haben sie alle – und der Geist des verstorbenen dritten Bruders schwebt über ihnen.
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Bühnenbild bietet faustdicke Überraschung
„Während das Familientreffen zu Beginn noch recht idyllisch wirkt, kommt es im Laufe der Handlung zu immer größeren Verwerfungen“, sagt Dramaturg Marvin L. T. Müller. „Alle Figuren eint eine unendliche Liebe zueinander, aber mit dieser Liebe können sich nicht umgehen.“
Das Bühnenbild von Eva Veronica Born wartet direkt zu Beginn der Aufführung mit einer faustdicken Überraschung auf, die an dieser Stelle nicht verraten werden darf. Nur so viel: Die Welt der Tyrones liegt in Johan Simons Inszenierung in Trümmern. „Sie sind nach und nach dabei, ihre Welt wieder aufzubauen und ihr Leben neu zu ordnen“, sagt der Intendant.
Allzu ernst und dramatisch, wie der Klassiker von O’Neill oft gespielt wurde, soll es im Schauspielhaus aber gar nicht zugehen. Simons möchte auch die komischen Seiten, die Leichtigkeit und den Witz des Textes betonen: „Auch in der größten Krise ist es wichtig, die Hoffnung zu bewahren“, meint er.
Vielversprechende Besetzung
Besonders stolz ist Simons auf die Besetzung: „Wir haben so gute Schauspieler im Ensemble, das glaubt man gar nicht.“ Als Vater James wird Pierre Bokma zu sehen sein, Elsie de Brauw (die Frau des Intendanten) spielt Mary. Die beiden Söhne werden von Guy Clemens und Alexander Wertmann verkörpert. Als Butler ist Konstantin Bühler dabei, die Rolle des Geistes teilen sich Django Gantz und Lukas von der Lühe.
Die Auseinandersetzung mit Eugene O’Neill (1888-1953) hat bei Johan Simons während der Probenarbeit einige Spuren hinterlassen. Der Autor starb, bevor sein Stück uraufgeführt werden konnte und stand davor häufiger vor dem Scherbenhaufen seiner Existenz. Wie Tyrone in dem Stück litt auch O’Neill an Tuberkulose und beschrieb in „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ gewissermaßen die Geschichte seiner eigenen Familie.
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„Vor 40 Jahren hätte ich dieses Stück wahrscheinlich völlig anders inszeniert als heute“, überlegt Simons. „Aber je mehr Lebenserfahrung man besitzt, desto stärker ändert sich auch die eigene Sichtweise.“ Er habe versucht, tief in die Seelen der Figuren vorzudringen: „Sie kommen einem beim Zuschauen ganz nah.“
Dauer: ca. drei Stunden und 20 Minuten inklusive einer Pause.
Infos und Spieltermine
Das Drama „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ wurde zuletzt 1996 in der Regie von Karin Henkel in den Kammerspielen aufgeführt. Mit dabei waren damals unter anderem Ezard Haußmann, Traute Hoess und Peter Jordan.
Für die Premiere am Freitag, 27. September, gibt es noch einige Karten. Wieder am 28. September sowie 11. und 30. Oktober. Karten: 0234 3333 5555 und schauspielhausbochum.de