Bochum. 126.000 Besucher kamen in dieser Spielzeit ins Schauspielhaus Bochum. Damit ist Johan Simons vom Erfolg seiner Vorgänger weiterhin weit entfernt.
Die Zuschauerzahlen im Schauspielhaus Bochum bleiben auf niedrigem Niveau: Bis Ende Mai besuchten 113.534 Besucherinnen und Besucher die Vorstellungen auf den vier Bühnen (inklusive Theaterrevier), so teilt es das Theater mit. Somit sei davon auszugehen, dass das Schauspielhaus am Ende der Spielzeit 2023/24 fast die gleiche Gesamtbesucherzahl erreichen werde wie im Jahr zuvor: also rund 126.000.
Simons‘ Vorgänger Anselm Weber brachte es auf über 200.000 Besucher
Dies entspricht nahezu dem Wert der ersten Saison unter der Leitung von Intendant Johan Simons 2018/19, in der 132.771 Tickets verkauft wurden. Durch den Wasserschaden Ende 2019 und die Corona-Schließungen ab Frühjahr 2020 brachen die Zuschauerzahlen danach bekanntlich massiv ein. Doch die Hoffnungen, dass die Zahlen nach dem Ende der Corona-Auflagen spürbar steigen, scheinen sich nicht zu erfüllen: Auch im zweiten Jahr danach ist kein wesentlicher Aufwärtstrend in Sicht.
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Zum Vergleich: Simons Vorgänger Anselm Weber brachte es in den Spielzeiten 2015/16 und 2016/17 auf jeweils über 200.000 Besucher. Sogar Olaf Kröck empfing während seiner Interims-Saison 2017/18 mehr Gäste (181.786).
Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen dürfte es immer noch viele geben, die sich mit Johan Simons‘ Programm weiterhin schwertun oder sich schon länger abgewandt haben, obwohl das Repertoire seit über zwei Jahren spürbar unterhaltsamer und facettenreicher aufgestellt ist als in den ersten Spielzeiten. Auch die Corona-Krise, die vielen Menschen die Lust aufs Theater verdorben hat, und eine veränderte Medienwelt mit ihren unendlich vielen Möglichkeiten spielen wichtige Rollen – ein Trend, den auch andere Bühnen wie etwa das Prinz-Regent-Theater schmerzlich spüren.
Kleiner Porzellan-Hase knackt die Bestmarke
Nicht schwer zu erraten: „Die Brüder Karamasow“ und der Liederabend „Club 27“ waren in der auslaufenden Spielzeit die größten Renner. Beide Inszenierungen waren so gut wie immer ausverkauft. Bei „Karamasow“ half ein kleiner Trick: Weil das Sieben-Stunden-Opus abwechselnd auf beiden Bühnen des Hauses spielt, passen logischerweise nur so viele Besucher in die Vorstellungen hinein, wie in den kleineren Kammerspielen Platz finden (etwa 400). Somit ist auch das doppelt so große Schauspielhaus flugs „ausverkauft“.
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Die größte Nachfrage nach Tickets erreichte in der vergangenen Spielzeit ein Hase aus Porzellan: Das Familienstück „Die wundersame Reise von Edward Tulane“ brachte es auf 21.710 jubelnde Kinder und Erwachsene. Spitzenreiter!
Dagegen gab es auch einige Produktionen, bei denen noch Luft nach oben blieb. Vor allem „Dantons Tod“ und „Don Juan“ taten sich beim Publikum schwer. Auch die Performance „100 Prozent peruanisch-amazonisches Haar“ in den Kammerspielen ist bislang nur schwach besucht.
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Bei diesen Aufführungen waren „im Schnitt meist nur jeder zweite Platz besetzt“, so teilt es das Theater mit – und doch wollen Johan Simons und sein Team an solchen etwas experimentelleren Abenden festhalten: „Auch wenn absehbar ist, dass sie nicht das ganz große Publikum erreichen.“
Sandra Hüller füllt fast jede Vorstellung
Auf einen Publikumsmagneten war in dieser Spielzeit weiterhin Verlass: Schauspielerin Sandra Hüller füllte spätestens nach Bekanntgabe ihrer Oscar-Nominierung im Frühjahr nahezu jede Vorstellung. „Hamlet“ und „Der Würgeengel“ waren weitgehend ausverkauft. Ihren „Hamlet“ soll sie auch in der kommenden Saison spielen, genaue Termine stehen aber noch nicht fest.
Einladung zum Berliner Theatertreffen
Mit „Macbeth“ wurde das Schauspielhaus in dieser Spielzeit erneut zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit „Hamlet“ (2019) ist das Bochumer Theater nahezu jährlich beim renommierten Treffen der deutschsprachigen Theaterszene in Berlin dabei, zuvor gelang dies 20 Jahre lang nicht.
Die Zahl der verkauften Abonnements steigt leicht: In dieser Spielzeit waren es 2445 (in der Spielzeit 2023/24: 2333). Daneben besuchten 16.000 Besucher die Vorstellungen des Schauspielhauses bei Gastspiel-Reisen zwischen Belgrad und Bozen.