Bochum. Das Bilderbuch „Das Neinhorn“ kommt für Kinder ab fünf Jahren ins Schauspielhaus Bochum. Wie lief die Premiere? Ab wann gibt es wieder Karten?
Was wäre das bloß für ein cooles Leben, wenn man zu allem einfach „Nein!“ sagen dürfte? Morgens aufstehen? Nein! Zur Arbeit gehen? Nein! Lästige Dinge erledigen? Nein, nein! Dem König aller Querköpfe setzt der Autor Marc-Uwe Kling in seinem gefeierten Kinderbuch „Das Neinhorn“ ein Denkmal. Jetzt kommt die süße Geschichte ins Theaterrevier des Schauspielhauses Bochum – als quietschbunte, ungeheuer vergnügliche Aufführung für Kinder und alle Junggebliebenen zwischen fünf und 95 Jahren.
Großer Ansturm auf die „Neinhorn“-Tickets in Bochum
Und der Ansturm auf die Tickets ist riesig: Sämtliche Vorstellungen im September und Oktober sind bereits ausverkauft, weitere Spieltermine sind in Planung. Auch vor Schulklassen reitet das renitente Neinhorn gerade über den Regenbogen.
Dabei wurde am Jungen Schauspielhaus eine Weile überlegt, ob sie den populären Stoff überhaupt ins Programm nehmen sollen, schließlich gibt es Theateradaptionen davon wie Sand am Meer. Zwischen Berlin, Göttingen und Nettetal: Überall motzt das Neinhorn. Das große Plus der Bochumer Aufführung ist ihr Regisseur.
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Meister des gehobenen Blödsinns
Thorsten Bihegue hat schon in seinen letzten Arbeiten im Theaterrevier bewiesen, dass er ein Meister des gehobenen Blödsinns ist. Vor allem seine komplett durchgedrehte Performance „Nervt!“, die während der Corona-Pandemie nicht oft gespielt werden konnte, hinterließ bleibenden Eindruck. Auch beim „Neinhorn“ läuft die Gag- und Ideenmaschine dermaßen hochtourig, dass die kleineren Zuschauer fast schon etwas überfordert sein könnten. Die Größeren verfolgen den nur 45 Minuten kurzen Turbo-Spaß mit einem breiten Grinsen.
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Dabei beginnt alles ganz harmlos: Im Herzwald leben die Einhörner wie eine glückliche Großfamilie, das Wetter ist nie zu warm, nie zu kalt, es gibt den ganzen Tag Donuts – und die Wolken sehen aus wie rosa Zuckerwatte. Im wandelbaren Bühnenbild von Esther van de Pas wird die Barbiewelt nur zaghaft angedeutet, einige verschiebbare Kulissen genügen völlig.
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Doch dann tanzt einer aus der Reihe: Das Neinhorn findet gehörigen Gefallen daran, bei jeder Gelegenheit auf den Putz zu hauen. Ihr dauerndes „Nein!!“ brüllt die Schauspielerin Johanna Wieking in zahlreichen Betonungen. Sie motzt, flucht, trampelt und verdreht dabei so schön die Augen, dass es eine helle Freude ist.
Mag sein, dass der Autor Marc-Uwe Kling sein Bilderbuch als Parabel auf die Trotzphase bei Kindern geschrieben hat, doch damit hält sich Thorsten Bihegue nicht weiter auf. In einer hinreißenden Theatersause, die bei Goethe („Du bist der Geist, der stets verneint“) ebenso wenig Halt macht wie bei Grönemeyer („Du brauchst meine Liebe nicht“), verfolgen die Zuschauer den abenteuerlichen Weg des Neinhorns.
Nein! Doch! Was? Na und?!
Ähnlich wie im Kinderbuch trifft es dabei den Was-Bären, der immer nur „Was?“ sagt, und den Nah-Hund, der nur „Na und?“ bellt. Gemeinsam retten sie schließlich die Königs-Dochter, kämpfen gegen einen gefährlichen Wachmann – und singen am Ende gemeinsam ein Lied.
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Das vierköpfige Ensemble ist wundervoll: Neben Johanna Wieking drehen Dario Scheffler, Jost Grix und Abenaa Prempeh beherzt an der Spaß-Schraube. Ihre geradezu leichtfüßige Darbietung gipfelt in komplett absurden Dialogen, die sich dauernd im Kreis drehen und genauestens einstudiert sind: Nein! Doch! Was? Na und?!
Und die Moral von der Geschichte? „Braucht Kindertheater unbedingt eine Moral?“, fragt Abenaa Prempeh die Zuschauer am Ende – und bekommt die lautstarke Antwort eines Mädchens aus der zweiten Reihe: „NEIN!!“ Großes Gelächter und viel, viel Jubel.
Neue Spieltermine im November
Die nächsten Termine von „Das Neinhorn“ am 27. September sowie am 12., 13. und 15. Oktober im Theaterrevier des Jungen Schauspielhauses, Prinz-Regent-Straße 50-60, sind ausverkauft.
Weitere Aufführungen gibt es am 23. und 24. November. Der Vorverkauf dafür startet am 1. Oktober. Karten und Infos: 0234 3333 5555 und schauspielhausbochum.de