Bochum-Wattenscheid. Die Waldbühne in Wattenscheid wird saniert, die Saison 2025 scheint gesichert. Doch außer den Märchenspielen kann wohl viel nicht stattfinden.
„Ab nächste Woche geht das hier richtig ab“, sagt Ulrich Taruttis. Der Architekt und Chef der Zentralen Dienste der Stadt Bochum steht inmitten der Waldbühne in Bochum-Wattenscheid. Überall rotieren die Bagger, wird gearbeitet, und man fragt sich beim Blick auf die Baustelle: Wenn es jetzt erst richtig losgeht, was ist dann vorher passiert? Augenscheinlich nämlich eine ganze Menge. „Sanierung“ steht auf dem Baustellenschild, „Neubau“ würde es wohl eher treffen. Denn bis auf das Stahlkonstrukt für das Tribünendach erinnert nichts mehr an die frühere Waldbühne in Höntrop, die vor allem Familien gerne ansteuern, um die beliebten Märchenspiele im Sommer zu besuchen.
Märchenspiele in Bochum-Wattenscheid gerettet: Einen Haken gibt es aber noch
Das wird im kommenden Jahr wieder möglich sein. „Dafür verbürge ich mich“, sagt Taruttis. Die Bauarbeiten lägen voll im Zeitplan. Ende des Jahres soll die Waldbühne fertig umgebaut sein. „Die Saison 2025 ist also gesichert.“
„Die Saison 2025 ist gesichert. Dafür verbürge ich mich.“
Die letzte liegt dann schon sechs Jahre zurück. 2019 konnte der erst im Jahr zuvor gegründete Verein Kolping-Waldbühne Höntrop zuletzt Märchenspiele aufführen. Dann wurde die Waldbühne gesperrt – zu viele Sicherheitsmängel. Auch dank einer Finanzspritze vom Land (1,8 Millionen Euro) kann die Waldbühne modernisiert werden. Die Stadt Bochum beteiligt sich mit 1,4 Millionen Euro.
Waldbühne in Bochum-Wattenscheid wird nach dem Umbau mehr Sitzplätze haben
Bisher wurden vor allem viel Boden bewegt und Vorarbeiten erledigt, die man „am Ende gar nicht sieht“, sagt Taruttis im Hinblick auf 300 Meter Kanal, 14 Schächte und ein großes Regenrückhaltebecken, die verlegt und gebaut wurden. 4000 Tonnen Bodenaushub sei angefallen, dazu 1000 Tonnen Mineralschotter verteilt worden. „Das ist der Untergrund für den Stahlbeton, auf den die 500 Meter Sitzreihen befestigt werden“, erklärt Taruttis. 880 Plätze soll es künftig geben. Früher waren es um die 600. Dazu gebe es einen neuen Toiletten-Trakt, ein neues Kassenhäuschen und einen neuen Kiosk.
Nur die Stahlträger des Daches im Schick der 50er Jahre habe man erhalten können. „Da haben wir ein gutes Fundament vorgefunden“, sagt Ulrich Taruttis. Einmal sandstrahlen und streichen, dann sähen die wieder aus wie neu. Obendrauf soll ein Trapezdach, dazu ist Schallschutz vorgesehen. Aufgrund der Nachbarn.
Baustellenbegehung Waldbühne
Wegen Lärms gibt es für die Waldbühne auch strenge Auflagen. „Sie ist daher auch eine Sprechbühne und nicht für Konzerte vorgesehen“, erklärt Anja Anth-Tenner, die zweite Vorsitzende des Vereins Kolping-Waldbühne Höntrop. Sie freue sich sehr über die Fortschritte auf der Waldbühne. „Bei unserem letzten Besuch sah das schon sehr gut aus.“
„Es müssen vorher noch ein paar Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.“
Natürlich plane man auch schon die Saison 2025. „Zunächst sind eine Eröffnungsfeier und die Märchenspiele im Sommer vorgesehen“, sagt Anth-Tenner. Fürs Jahr darauf habe man schon viele weitere Ideen, doch ob diese umsetzbar sind, sei noch nicht so klar. Denn bei aller Freude: Einen Vertrag mit der Stadt zum Beispiel der Waldbühne habe der Verein noch nicht unterzeichnet, so Anth-Tenner. „Es müssen vorher noch ein paar Hindernisse aus dem Weg geräumt werden.“
Nur 30 Veranstaltungen auf der Waldbühne erlaubt: Das sagt der Betreiber dazu
Das größte aus Sicht des Vereins: Laut Baugenehmigung sind auf der Waldbühne im Jahr nur 30 Veranstaltungen erlaubt. „Das ist für uns viel zu wenig, wenn wir auch noch über die Märchenspiele hinaus Veranstaltungen machen möchten“, sagt Anja Anth-Tenner. Allein bei den Märchenspielen käme man schon auf 34 Aufführungen. „Bei dieser Auflage wären dann das St.-Martins-Spiel und der Open-Air-Gottesdienst nicht mehr möglich.“ Von der Umsetzung anderer Ideen – Märkte, Kabarett/Comedy, Kopfhörer-Partys, Lesungen – ganz zu schweigen.
Dabei sei eine Ausweitung des Angebots ohnehin unabdingbar, damit sich das Ganze wirtschaftlich rechnet. Die Aufstockung der Sitzplatzkapazität sei dahingehend schon mal „total positiv“, findet Anth-Tenner. Doch das reiche nicht. Zumal das Interesse an der Waldbühne als Veranstaltungsort riesig sei. „Schulen wollen zu uns, Vereine, die Freiwillige Feuerwehr hat gefragt, ob sie hier eine Versammlung abhalten darf.“ Es sei doch auch zu schade, so viel Geld in die neue Waldbühne zu investieren, um sie dann am Ende nur für die Märchenspiele zu nutzen.
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Das sei auch nicht im Sinne der Politik und des Kulturbüros, ist sich Anja Anth-Tenner sicher, weshalb sie frohen Mutes ist, in weiteren Gesprächen mit der Stadt noch zu einem Konsens zu kommen.
Wattenscheider Verein führt seit 70 Jahren die Märchenspiele auf der Waldbühne auf
Info: Der Verein Kolping-Waldbühne Höntrop wurde am 18. November 2018 gegründet, um die Märchenspiele und die Waldbühne in Höntrop als Kulturgut zu erhalten. Nachdem der Pächter, der die Waldbühne 20 Jahre betrieben hat, im Dezember 2017 verstarb, hatte die Kolpingspielschar Wattenscheid-Höntrop 2018 die Waldbühne probeweise betrieben und kurz darauf den Verein gegründet. Die Kolpingspielschar führt seit 1954 im Rahmen des Ferienprogrammes der Stadt auf der Waldbühne Märchen auf.
Parkplatz muss freigeschnitten werden
Als Parkplatz für Waldbühnen-Besucher soll weiterhin der Parkplatz In der Mark herhalten, der früher vor allem für Freibadgänger vorgesehen war. Doch auch das Schwimmbad ist ja schon seit Jahren geschlossen. Bis zum Umbau wird es noch dauern, weshalb der Parkplatz dann schwerpunktmäßig für die Waldbühne genutzt werden kann.
Zuvor muss die Anlage aber freigeschnitten werden. Das wollen die Zentralen Dienste in Kürze mit dem Grünflächenamt besprechen. Die Waldbühne selbst werde barrierefrei sein, so Ulrich Taruttis von den Zentralen Diensten. Acht Plätze würden eigens für Menschen mit Rollstuhl angelegt.