Bochum. Gaby (64) und Christian (66) Sonnek aus Bochum sind beschäftigter denn je. Sie engagieren sich vielseitig. Was der VfL damit zu tun hat.

Nach dem Arbeitsleben schaffen sich viele Rentner einen Hund an. Oder sie machen Kreuzfahrtreisen. Oder genießen ihr Altersdasein im heimischen Garten. Und dann gibt es Paare wie Gaby und Christian Sonnek, denen das nicht reicht.

„Wir wollten auf keinen Fall in ein Loch fallen und haben uns schon kurz vor der Rente über ehrenamtliche Tätigkeiten informiert“, berichten die Bochumer, die beide bei der Deutschen Bahn angestellt waren. Was lag da näher, als die Hobbys mit dem Ehrenamt zu verbinden? 

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Bochumer Paar verbindet Hobby und Ehrenamt 

„Wir sind glühende VfL-Fans“, sagen die 64- und der 66-Jährige. So kamen sie schnell an ihr erstes Ehrenamt: Ein „Volunteer“-Programm des VfL Bochum. Bei Heimspielen sind die Rentner Ansprechpartner für alle Sorgen und Nöte der Stadionbesucher. Wo sind die Toiletten? Wo kann ich Fundsachen abgeben? Wann kommt die Bahn? Die Sonneks können bei solchen Fragen helfen.

Gaby und Christian Sonnek engagieren sich beim VfL Bochum als Volunteers.
„Wir wollten auf keinen Fall in ein Loch fallen“: Für Gaby und Christian Sonnek war klar – wenn sie in Rente gehen, wollen sie sich ehrenamtlich engagieren. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Wir betreuen zum Beispiel auch das Notfalltelefon im Stadion“, sagt Gaby Sonnek. Dieses kann während des Heimspiels angerufen werden, wenn es im Stadion zu Diskriminierung, Belästigung oder Beleidigung kommt. „In der Ostkurve hat zum Beispiel jemand den Hitlergruß gezeigt. Das wurde gemeldet und später konnte über Kameras identifiziert werden, wer es war und die Person bekam Stadionverbot“, erinnert sich Gaby Sonnek.

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Fünf Ehrenämter sorgen für einen vollen Terminkalender

Bei einem Ehrenamt bliebt es nicht – inzwischen sind fünf Ehrenämter zusammengekommen. Die Sonneks machen Stadionführungen, besuchen mit einem Heimspiel-Erinnerungskoffer Demenzkranke in einem Pflegeheim und lesen gemeinsam mit Grundschulkindern, die Leseprobleme haben. Damit nicht genug: Bei der EM waren sie als Freiwillige in Gelsenkirchen eingesetzt und halfen Gästen bei der Orientierung. 

„Unser Terminkalender ist voller als während des Arbeitslebens“, erzählt Gaby Sonnek und lacht. 18 Heimspiele allein kommen zusammen, bei denen die Sonneks im Bochumer Stadion im Einsatz sind. Viel Zeit geht dafür drauf, aber es sind diese Momente, für die sie es gerne tun: Die leuchtenden Kinderaugen, wenn sie im Stadion bei einer Führung auf der Trainerbank sitzen dürfen.

„Unser Terminkalender ist voller als während des Arbeitslebens.“

Gaby Sonnek und ihr Mann Christian engagieren sich im Ruhestand ehrenamtlich

News und Hintergründe zum VfL Bochum

Koffer mit VfL-Gegenständen weckt Erinnerungen

Das schallende Gelächter, wenn Christian Sonnek vor Publikum eine Stadion-Anekdote zum Besten gibt. Oder ein Lied, das auf einmal die ganze Gruppe Demenzkranker anstimmt und textsicher singt. „Wenn da so ein 90-Jähriger, der sonst Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis hat, auf einmal pfeift ‚Sind wir immer noch die Bochumer Jungen‘ – das ist schon bewegend“, sagt Christian Sonnek. 

Einmal im Monat besuchen die Ehrenamtlichen das Bochumer Pflegeheim „Belia Seniorenresidenz“ mit einem blauen Rollkoffer. Darin zum Beispiel: Alte Trikots, Fotos, Fußballschuhe und Bälle. Alles Gegenstände, die Impulse für das Langzeitgedächtnis der demenzkranken Menschen sein können – und möglicherweise Erinnerungen an schöne VfL-Bochum-Erlebnisse auslösen. 

Gaby und Christian Sonnek engagieren sich beim VfL Bochum als Volunteers.
Ihre Leidenschaft für den VfL Bochum prägt auch das Ehrenamt: Mit einem Heimspiel-Erinnerungskoffer besuchen Gaby und Christian Sonnek einmal im Monat Menschen mit Demenz in einem Pflegeheim. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

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„So viel Anerkennung“: Ehrenamt macht demütig

„Wir haben im Ehrenamt eine tolle Gemeinschaft erfahren“, sagen die Sonneks. Anders als im Job müssten sie im Ehrenamt nur noch die Dinge tun, die ihnen wirklich Freude bereiten. „Wir bekommen so viel Anerkennung zurück, das lohnt sich“, sagt Gaby Sonnek. Noch etwas hat das Ehrenamt mit ihnen gemacht: Es hat sie demütig gemacht. „Wir werden oft daran erinnert, wie gut es uns geht“, sagt Christian Sonnek.

Christian Sonnek

„Wir werden oft daran erinnert, wie gut es uns geht.“

Christian Sonnek (66) übers Ehrenamt

Etwa dann, wenn sie körperlich stark beeinträchtigte Menschen durch das Stadion führen oder mit einem Kind ein Märchenbuch lesen, das zu Hause noch nie ein Buch vorgelesen bekommen hat. Die Sonneks sind sich sicher, dass noch viel mehr Bochumer den Schritt ins Ehrenamt wagen könnten. „Viele müssen vermutlich erstmal aus ihrer Komfortzone rauskommen“, sagt Christian Sonnek. 

Wenn man erst einmal auf dem Sofa sitze, falle es immer schwerer, wieder aufzustehen. Christian Sonnek: „Man muss direkt dranbleiben. Viele denken vielleicht, Ehrenamt würde bedeuten, sich immer um Kranke zu kümmern. Dabei ist Ehrenamt total vielfältig.