Bochum. Bis 2032 liegt in der ganzen Stadt schnelles Internet, hieß es 2022. Jetzt geht es aber deutlich schneller. Revierweit liegt Bochum vorne
Überall in der Stadt wird gebuddelt – gefühlt seit langer Zeit und in der gesamten Stadt. Der Eindruck trügt nicht. Tatsächlich gibt es seit zwei Jahren eine Infrastrukturoffensive. Bis 2032 will Bochum mit ihrer stadteigenen Glasfaser Ruhr GmbH ein flächendeckendes Glasfasernetz mit mehr als 134.000 Glasfaseranschlüssen aufbauen, hieß es zuerst. Nun kündigen Glasfaser-Ruhr-Chef Patrick Helmes und Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) an: „Wir werden zwei Jahre früher fertig.“
Glasfasernetz ist für die Wirtschaft „von extremer Bedeutung“
Das freut nicht nur Unternehmen; aus Sicht von Wirtschaftsförderer Thomas Wollinger hat der Glasfaserausbau eine „extreme Bedeutung für die Wirtschaft“. Für IT-Unternehmen wie auch für klassische Produktionsbetriebe seien stabile Internetleitungen wichtig, das Netz ein echter Standortfaktor für Ansiedlungen und den Fortbestand von Firmen.
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Mindestens genauso wichtig sei es aber auch für Bürgerinnen und Bürger. Je eher das Glasfasernetz im Boden liegt, desto eher sind sie verschont von Straßen- und Einfahrtsperrungen, von gekappten Telefonleitungen, von unzureichend wiederhergestellten Bürgersteigen und anderen Widrigkeiten, so der Tenor bei der Vorstellung einer neuen technischen Anlage an der Brenscheder Straße. Der dortige „Point of Presence“ (PoP) wird einer von später einmal insgesamt 59 Knotenpunkten, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, sein, an denen die Glasfaserverbindungen zusammenlaufen.
Glasfaser Ruhr legt bis zu 24.000 Anschlüsse im Jahr
„Ja, es gibt Belastungen“, räumt der Oberbürgermeister ein. „An denen kommen wir auch nicht vorbei. Aber wir koordinieren die Arbeiten so, dass sie sich durch das schnellere Tempo nicht erhöhen.“
Ende des Jahres wird Glasfaser Ruhr voraussichtlich bereits die Hälfte des Ausbauprogramms erreicht haben. Statt der ursprünglich 14.000 angepeilten Hausanschlüsse pro Jahre schafft das Unternehmen mit seinen beauftragten Firmen momentan bis zu 24.000 Anschlüsse. Und das trotz des wirtschaftlich und organisatorisch nicht optimalen Ausbaus. Denn: Angeschlossen werden Stadtteile und Quartiere nicht flächendeckend, sondern „fleckchenweise“ über das gesamte Stadtgebiet verteilt. „Damit wollen wir eine größere Belastung der Bürger verhindern“, erklärt Glasfaser-Ruhr-Chef Helmes. Auch außerordentliche Ereignisse diktieren den Ausbauplan. „Wenn die Baumaßnahmen an der A40 beginnen, können wir im Norden der Stadt nicht arbeiten.“ Die Beeinträchtigungen durch den Umleitungsverkehr seien auch so schon groß genug.
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185 Millionen Euro investiert Bochum in sein Glasfasernetz, das – mit Ausnahme von Köln, wie es heißt – nirgendwo in Deutschland so dicht gewebt werde wie hier. Bei den tatsächlich gebuchten Anschlüssen liegt die Stadt bundesweit zwar „nur“ auf Platz neun unter größten Städten, wie aus dem Breitband-Atlas hervorgeht (Stand 2022). Das werde sich dank des rasanten Ausbaus aber ändern, heißt es.
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Oberbürgermeister Eiskirch appelliert derweil an alle Hausbesitzer, sich einen Anschluss ins Haus legen zu lassen – um gewappnet zu sein für die technischen Herausforderungen der Zukunft. Zumal: „Am Haus vorbei und ins Haus hinein ist der Anschluss kostenfrei, völlig unabhängig davon, ob man das schon jetzt nutzen möchte – und völlig egal ob bei der Glasfaser, der Telekom, bei Vodafone, 1&1, bei O2. Alle dürfen am Ende auf dieser Glasfaser senden und Daten durchleiten.“ Ärgerlich sei, dass es bei Haustürgeschäften immer wieder andere Botschaften gebe. „Wir erleben, dass Leute ganz andere Dinge behaupten; nämlich kostenfrei sei der Anschluss nur, wenn Du auch ein Produkt bei mir buchst. Das ist falsch.“
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Zwischen 70 und 75 Prozent aller Eigentümer geben der Glasfaser Ruhr momentan ihr Einverständnis dafür, die Glasfaserleitung ins Haus zu legen. Gegen einen Anschluss entscheiden sich häufig ältere Besitzer. „Und wir erreichen auch nicht alle Eigentümer, weil wir sie gar nicht kennen“, sagt Glasfaser-Ruhr-Sprecher Bernd Lehwald. Wer Interesse an einem Anschluss habe, solle sich an das Unternehmen wenden (https://www.glasfaser-ruhr.de/).
Für das nächste Jahr sind die Ausbauschwerpunkte bereits festgelegt. Geplant sind Arbeiten in Langendreer, Hordel, Brenschede, Dahlhausen-Nord und Wiemelhausen.