Bochum. . Die „schnellste Stadt Deutschlands“ hat in Sachen Internet noch Nachholbedarf. Die Telekom will vier Gewerbegebiete mit Glasfaser erschließen.

Die „schnellste Stadt Deutschlands“ – Bochum – ist nicht mehr allein. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia hat Düsseldorf zur zweiten Gigabit-City erkoren. Nun ist in beiden Städten der Internetzugang mit einer Datenübertragungsrate von einem Gigabit pro Sekunde möglich.

Der Verlust ihrer Alleinstellung ist nicht der einzige Haken an der Sache für Bochum. Beklagt haben bislang vor allem Gewerbetreibende, das es ausgerechnet für sie, für die vor allem die schnelle Übertragung großer Datenmenge von Interesse sei, kein Angebot gäbe.

Glasfaser bis ins Haus hinein

Während Unitymedia versprochen hat, es gebe mittlerweile einen Tarif für Geschäftskunden, schlägt ein Mitbewerber Pflöcke ein. Die Deutsche Telekom hat mit dem Glasfaser-Ausbau in den Gewerbegebieten Gerthe-Süd und Josef-Baumann-Straße begonnen, nächstes Jahr sollen zwei Gewerbegebiete in Wattenscheid folgen. 250 Unternehmen können maximal davon profitieren.

Und sie werden, das verspricht der Anbieter, tatsächlich uneingeschränkte Gigabit-Geschwindigkeit erhalten. Denn: „Wir legen Glasfaser nicht nur auf die Straße, sondern bis vor die Haustür und ins Haus hinein“, sagt Heinz-Theo van Wickeren, als Telekom-Regionalleiter für den Ausbau zuständig. Zu jedem Abnehmer werde es einen eigenen, durchgehenden Glasfaserstrang geben. Insgesamt zehn Kilometer Leitung seien dafür verlegt worden.

Noch eher zögerliche Nachfrage

Indes: Das Interesse am superschnellen Internet ist offenbar bislang geringer als sich das die Anbieter erhoffen. Es sei nicht so einfach gewesen, bei der Vermarktung die notwendige Mindestquote von 30 Prozent zu erreichen und damit den Baubeginn anzustoßen, hieß es am Donnerstag bei der Vorstellung des Projekts. Der Vorteil für die Firmen, die sich schon während der Vorvermarktung für die Telekom entschieden haben: Sie erhalten den Einbau des Gigabit-Anschlusses ohne zusätzliche Kosten. 799 Euro kostet es nun jedes Unternehmen, das sich noch für einen Gigabit-Leitung direkt ins Haus entscheidet.

Sorgfältig verbunden werden muss Faser für Faser jeder Leitung.
Sorgfältig verbunden werden muss Faser für Faser jeder Leitung. © Ingo Otto

„Die Verfügbarkeit von Glasfaser-Anschlüssen ist ein echter Standortfaktor für Hightech-Unternehmen wie für Handwerksbetriebe“, ist Sebastian Lemm, seit Jahresbeginn Breitbandkoordinator der Stadt, überzeugt. „Die Ausstattung von vier weiteren Gewerbegebieten mit dieser zukunftsfähigen Infrastruktur ist ein wichtiger Baustein in der Weiterentwicklung der Gigabit City Bochum.“

Betriebe sollen spätestens im Mai ans schnelle Netz

Spätestens im Mai sollen die Unternehmen, die in Gerthe-Süd und an der Josef-Baumann-Straße ansässig sind, das Netz mit Lichtgeschwindigkeit nutzen können. Bis dahin müssen noch die Gräben vom Verteilerpunkt zu den einzelnen Adressen gezogen, die Technik installiert und vor allem die Leitungen gelegt werden.

Am Donnerstag hat die Telekom vor Ort demonstriert, was das bedeutet. Faser für Faser, jeweils zwölf für eine Verbindung, muss vor Ort Nanometer genau miteinander verbunden werden, um den uneingeschränkten Datenfluss im Hochgeschwindigkeitstempo zu ermöglichen. Wenn die Leitungen stehen, dann sollen Übertragungen von 100 Megabit bis 100 Gigabit pro Sekunde möglich sein.

>> Auch weiße Flecken werden abgedeckt

  • In Bochum deckt Unitymedia 170 000 von 194 000 Haushalten ab. Zu den von der VBW mit Glasfasertechnik erschlossenen 16 000 Wohneinheiten des Akademischen Förderungswerks und Wohnungen der VBW sollen weitere 10 000 VBW-Wohnungen schnelles Internet erhalten.
  • Die 3,8 Prozent weiße Flecken in der Stadt – 3000 Haushalte und 800 Unternehmen – die sich wirtschaftlich nicht erschließen lassen, sollen mit Fördermitteln angeschlossen werden.