Bochum. Den umfassenden Glasfaserausbau in Bochum begrüßt die Verbraucherzentrale. Aber es häufen sich Beschwerden. Was Betroffene tun können.
Beim Glasfaserausbau hinkt Deutschland hinterher. Auch in Bochum sind gerade einmal knapp ein Drittel aller Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Nun soll der Ausbau zügig vorangehen. Das allerdings ist mit einigen Tücken verbunden, hat die Verbraucherzentrale Bochum festgestellt.
Wie nimmt die Verbraucherzentrale den Glasfaserausbau in Bochum wahr?
„Es gibt viel Verwirrung bei den Verbrauchern“, sagt Andrea Thume, die Leiterin der Verbraucherzentrale Bochum. Häufig würden Kunden darüber im Unklaren gelassen, auf welchem Weg eine Wohnung bislang versorgt wird oder künftig versorgt werden soll; ob über DSL, Koaxialkabel oder eben über Glasfaser. „Uns erreichen immer wieder Beschwerden in Wellen“, so Thume; die jüngste erst Anfang März.
Wer braucht überhaupt einen Glasfaseranschluss?
Wer im Internet surft, Online-Dienste nutzt und auf Social-Media-Plattformen unterwegs ist, der benötigt eine möglichst hohe Bandbreite – in Zukunft mehr noch als heute. „Zukunftssicher sind daher nur Glasfaseranschlüsse“, so die Verbraucherzentrale. Und: „Wer die Möglichkeit hat, sich einen Anschluss kostengünstig ins Haus legen zu lassen, sollte dies tun. Ein späterer Entschluss führt oft zu höheren Kosten.“ Die Faustregel ist, dass ein Anschluss etwa 1000 Euro kostet. Anbieter werben häufig damit, diesen kostenfrei zu legen und hoffen, Hauseigentümer ebenso wie Mieter als Nutzer der Leitungen zu gewinnen. Über die unterschiedlichen Kostenmodelle sollten sich Verbraucher genau informieren; etwa darüber, ob es Anschlusskosten gibt, wie hoch die monatliche Nutzungsgebühr ist, ob diese nach einer gewissen Zeit steigt und falls ja, in welcher Höhe.
Was sollten Verbaucher auf jeden Fall wissen?
„Echte Glasfaseranschlüsse werden bis in die Wohnung gelegt“, so die Verbraucherzentrale. Dafür stehe die Abkürzung „FTTH“ (Fiber to the home). Leitungen, die lediglich in den Keller gelegt werden (FTTB) oder gar nur bis zum Bordstein (FTTC) „greifen auf den letzten Metern weiterhin auf Kupferkabel zurück, was die schnelle Glasfaser-Geschwindigkeit ausbremst“.
Und: Wer als Eigentümer eine Grundstücksnutzungsvereinbarung unterzeichnet, hat noch keinen Nutzungsvertrag abgeschlossen, sondern die Bereitschaft signalisiert, dass sein Haus an das Glasfasernetz angeschlossen wird. Netzanbieter klopfen in begrenzten Gebieten erst einmal ab, ob sich ein Aubau wirtschaftlich überhaupt rechnet.
Wer einen Glasfaseranschluss bestellt, geht eine Bindung ein. Wenn der Anbieter den Ausbau beschließt und eine Auftragsbestätigung versendet, „in dem Moment ist der Vertrag zwischen Verbraucher und Anbieter fest“, so Andrea Thuma. „Und ab da kann man noch widerrufen.“
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Wer baut das Glasfasernetz in Bochum aus?
„Es gibt einen großen, grundlegenden Ausbau, der von der Stadtwerke-Tochter Glasfaser Ruhr vorangetrieben wird“, sagt Guido Gallenkamp, Breitbandkoordinator der Stadt. „Und dann gibt es weitere Interessenten, die an die Stadt herantreten und sagen, sie würden gerne große Gebiete ausbauen.“ Außerdem gebe es viele Kleinmaßnahmen.
Glasfaser Ruhr hat einen Vertrag mit der Deutschen Telekom geschlossen. Bis 2032 will Bochum ein flächendeckendes Glasfasernetz aufbauen. Mehr als 134.000 Glasfaseranschlüsse könnte das Unternehmen schaffen und will dafür 185 Millionen Euro ausgeben. Die Telekom hat sich vertraglich verpflichtet, dieses Netz für mindestens 30 Jahre zu mieten. Auch die Eon-Tochter Westconnect plant den Aufbau eines Netzes; vorerst in Langendreer.
„Dadurch, dass Glasfaser Ruhr einen Gesamtausbau plant, ist das Interesse von anderen nicht mehr ganz so groß“, so Guido Gallenkamp. „In Düsseldorf bauen gerade sieben unterschiedliche Anbieter aus.“
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Können Verbraucher bei jedem Anbieter einen Glasfaseranschluss buchen?
Grundsätzlich ja. Denn: Jeder Anbieter kann theoretisch das Netz eines ausbauenden Mitbewerbers nutzen und dafür eine Gebühr bezahlen, die er bei seiner Preiskalkulation berücksichtigt. Der sogenannte Open-Access-Ausbau, eben der freie Zugang zur Infrastruktur, hat allerdings seine Tücken. Denn: Nutzen dürfen andere Anbieter das Glasfasernetz nur, wenn sie Verträge mit dem Netzinhaber abschließen. Diese wiederum haben in der Regel aber eine begrenzte Zahl an Vertragspartnern. Große Wohnungsunternehmen in Bochum haben derweil oft Verträge mit Netzanbietern geschlossen, die ihre Immobilien mit Anschlüssen versorgen; so etwa mit Vodafone.
Häufig werben Vertriebsmitarbeiter an der Haustür für Glasfaserangebote. Worauf sollten Verbraucher achten?
„Wir hören immer wieder von aufdringlichen Vertretern“, so die Leiterin der Verbraucherzentrale. Ein Kunde habe etwa geschildert, er sei „eine halbe Stunde lang permanent besprochen worden, sodass er keinen klaren Gedanken fassen konnte und dann auch unterschrieben“ habe. „Das sind uralte Methoden. Wir empfehlen, sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Besser ist es, sich ein Angebot nach dem Gespräch schriftlich zuschicken zu lassen, um in Ruhe Vertragsbedingungen und Preis zu vergleichen.“ Auch Lügen würden verbreitet. Wenn etwa behauptet wird, der bisherige Internetanschluss werde abgeschaltet, „ist das falsch“. Diese Mitteilungen erhalten Kunden schriftlich und nicht an der Haustür. Verträge, die an der Haustür, am Telefon oder im Internet geschlossen werden, können binnen 14 Tagen widerrufen werden. „Wurde der Vertrag hingegen im Ladengeschäfts des Anbieters geschlossen, kann er nicht widerrufen werden“, so die Verbraucherzentrale. Sie fordert von der Politik die Einführung einer Einwilligungslösung. Diese soll möglichst einen Besuch an der Haustür ohne Einwilligung verhindern.
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