Bochum. Von 11.000 Stahlmitarbeitern will sich der Konzern trennen. Muss Bochum bangen? Am Donnerstag sind 2000 Beschäftigte zur Versammlung geladen.
Die Ankündigung von Thyssenkrupp, sich von 11.000 seiner 27.000 Beschäftigten in der Stahlsparte trennen zu wollen, hat bei der Belegschaft von Thyssenkrupp Steel Europe an der Essener Straße in Bochum Entsetzen hervorgerufen. Von einer „Schocksituation“ spricht Betriebsvorsitzender Engin Karakurt. Hart ins Gericht mit dem Konzern geht Ulrike Hölter, die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ruhrgebiet Mitte.
11.000 Thyssenkrupp-Beschäftigte müssen gehen – Bangen in Bochum
Daher dürfte es am Donnerstag bei der turnusmäßigen Belegschaftsversammlung im Ruhrcongress Bochum hoch hergehen. Damit alle der etwa 2000 Beschäftigten des Werks daran teilnehmen können, sind zwei Versammlungen anberaumt: eine am Vormittag und eine am Nachmittag.
+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++
Schockiert sei die Belegschaft, weil das Unternehmen zum ersten Mal selbst davon spricht, sich von einer fünfstelligen Mitarbeiterzahl trennen zu wollen. „Wir haben ja immer davon gesprochen, dass durch die künftige Produktionsmenge 10.000 Stellen in Gefahr sind. Das wurde immer verneint“, so Karakurt. Jetzt liege die Zahl schwarz auf weiß auf dem Tisch.
+++ Folgen Sie der WAZ-Lokalredaktion Bochum auf Instagram! +++
Was sie für das Werk an der Essener Straße bedeutet, sei noch ungewiss. Zumal: „Der Konzern hat kein Konzept vorgelegt, wie die Abbaumaßnahmen für die 11.000 Menschen aussehen sollen“, so der Betriebsratschef; abgesehen von der Ankündigung, zehn Prozent des Lohns kürzen zu wollen.
Zwei Werke stehen auf der Kippe
Fest steht offenbar, dass sich Thyssenkrupp von seiner 50-prozentigen Beteiligung an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg trennen und den Standort in Kreuztal im Siegerland schließen möchte.
„Eine solche Härte der Arbeitgeberseite, wie wir sie momentan erfahren, habe ich noch nie erlebt.“
In den vergangenen Wochen und Monaten hatten alle Stahlstandorten von Thyssenkrupp gemeinsam mit der IG Metall demonstrativ den Schulterschluss gesucht. Im Sommer ließen sie dazu in einer gemeinsamen Aktion die „Flamme der Solidarität“ von Standort zu Standort wandern; auch zu den beiden Bochumer Werken an der Essener Straße und an der Castroper Straße.
- Thyssenkrupp in der Krise: Wie Bochum davon profitieren will
- Thyssenkrupp wieder in der Krise – „noch eine Stufe höher“
- Stahl im Kampfmodus: Flamme der Solidarität brennt in Bochum
- Bangen um Thyssenkrupp-Werk – trotz 250-Millionen-Invest
- 100 Millionen Euro sichern Bochums Zukunft als Stahlstadt
Entsetzen herrscht auch bei der IG Metall Ruhrgebiet Mitte. „Thyssenkrupp hat mehrere rote Linien überschritten“, sagt die Erste Bevollmächtige Ulrike Hölter. Betriebsbedingte Kündigungen werden nicht ausgeschlossen. Die Schließung eines Standorts wird angekündigt. „Und dass denen auch noch einfällt, zehn Prozent Kürzung des Entgelts einzufordern, haben sie wahrscheinlich bei VW abgeguckt.“ Die IGM-Chefin sieht schwarz für die nächste Zeit. „Im Moment habe ich nicht den Eindruck, dass mit den Arbeitgebern vernünftig etwas zu klären ist. Eine solche Härte der Arbeitgeberseite, wie wir sie momentan erfahren, habe ich noch nie erlebt. Da sind Thyssenkrupp und VW weit vorne.“