Bochum. Popstar Herbert Grönemeyer rockt das Ruhrstadion Bochum, da blicken seine alten Kameraden zurück. Sie drückten mit ihm die Schulbank am Ostring.
Kaum ein Künstler hat es in Deutschland so weit gebracht wie Herbert Grönemeyer, der Megastar aus Bochum. Doch auch der größte Sänger fing mal klein an: So gibt es in seiner alten Heimat noch einige, die mit Grönemeyer die Schulbank drückten. „Der Herbert war ein prima Kerl“, sagt Christoph Hellenthal, einer seiner früheren Schulkollegen.
Erinnerungen an die Schulzeit von Herbert Grönemeyer in Bochum
Zur Legendenbildung gehört, dass Herbert Grönemeyer (68) nicht in Bochum, sondern in Göttingen geboren wurde, aber im Alter von wenigen Monaten ins Ruhrgebiet kam. Mit seinen älteren Brüdern Dietrich (71) und Wilhelm, der 1998 starb, wuchs er in seinem Elternhaus an der Arnikastraße im Ehrenfeld auf. Er besuchte das Gymnasium am Ostring, wo er 1975 Abitur machte und auf drei gute Kameraden traf: Martin Oldengott, Michael Hauschopp und Christoph Hellenthal (alle 68) gingen mit ihm über viele Jahre in eine Klasse.
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„Er war schon damals sehr präsent, ein echter Tausendsassa“, erinnert sich Martin Oldengott. Egal ob Fußball, Schwimmen oder Musik: Grönemeyer hatte viele Talente. „Er war ein super Tennisspieler und hatte ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein“, sagt Michael Hauschopp.
Erste Auftritte als Sänger hatte Grönemeyer mit einer Band, die aus lauter Schulfreunden bestand. Geprobt wurde in der fünften Etage des ehemaligen Savoy-Hotels in der Innenstadt, ein Konzert führte die Band in die Pilgerhalle der St.-Marien-Kirche in Stiepel (dem heutigen Zisterzienserkloster). „Der Eintritt kostete 50 Pfennig, ich habe am Eingang die Karten abgerissen“, lächelt Oldengott.
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Schon damals seien Grönemeyers gesangliche Talente überschaubar gewesen. „Er konnte kaum Englisch und hat die Texte immer nur lautmalerisch vor sich her genuschelt“, sagt Hellenthal. „Fast wie heute.“ Dafür sei Herbert ein ungleich besserer Fußballer gewesen: An ein Spiel der Ostring-Mannschaft gegen die Goethe-Schule erinnert sich Oldengott besonders gern: „Das erste Spiel ging 8:1 verloren, das Rückspiel haben wir dann 2:1 gewonnen.“ Mittendrin: Herbert, der Libero. „Als Freigeist in der Mitte spielte er immer am besten.“ Sein Heimatverein war Victoria Bochum.
Gemeinsam mit Grönemeyer erlebten die drei so manche Klassenfahrt: etwa 1973 für eine Woche an den Rursee in der Eifel. „Da hatte Herbert immer seine Gitarre dabei“, sagt Hauschopp. „Wir saßen dann abends am Lagerfeuer und Herbert spielte.“ Songs wie „Morning has broken“ und „Sittin on the dock of the bay“ seien seine liebsten gewesen.
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Erste Erfolge auf der Theaterbühne
Nach dem Abitur ging Grönemeyer ans Schauspielhaus, wo er schon als Schüler arbeitete. Seine erste Band hieß „Ocean“, in dem Beatles-Musical „John, Paul, George, Ringo and Bert” zur Ära von Intendant Peter Zadek stand er erstmals auf der Bühne. 1976 wurde er am Schauspielhaus musikalischer Leiter. Sein Erfolgsalbum „4630 Bochum“ erschien 1984.
Weil Martin Oldengott am Schauspielhaus lange als Statist tätig war, riss der Kontakt zwischen ihnen nicht ab. „1988 waren wir zusammen im Ski-Urlaub in der Schweiz, da war Herbert schon richtig bekannt“, sagt er. „Er zog sich dann die Skimütze bis tief ins Gesicht, damit er auf der Piste nicht dauernd verfolgt wird.“
„Der Eintritt kostete 50 Pfennig, ich habe am Eingang die Karten abgerissen.“
Auch das gemeinsame Fußballtraining wurde mit Grönemeyers steigender Popularität schwieriger: „Er trainierte mal mit uns auf der Anlage des SV Phoenix in Hofstede“, erinnert sich Christoph Hellenthal. „Da wurde der Platz immer voller, weil sich herumgesprochen hatte, dass Herbert da ist.“ Statt Fußball zu spielen, gab er dann Autogramme: „Auf Currywurstdeckeln.“ Mit Grönemeyers Umzug nach London sei der Kontakt dann abgebrochen.
Und heute? Während Grönemeyer weiterhin im Ruhrstadion rockt, sind seine drei Freunde schon eine Weile in Rente. Christoph Hellenthal war Zahntechniker, Michael Hauschopp führte lange eine Hausarztpraxis, Martin Oldengott arbeitete als Landschaftsarchitekt.
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Eines der vier Bochum-Konzerte möchte sich Hellenthal gerne ansehen und seinem alten Schulfreund dann aus der Ferne zujubeln. „Ich werde aber bestimmt nicht ausflippen, nur weil ich mit Herbert früher mal zusammen auf dem Sofa gesessen habe.“