Bochum. Der Massenandrang an schönen Tagen am Ümminger See in Bochum sorgt weiter für Unmut. Online werden Unterschriften gesammelt, um etwas zu ändern.
Viel geändert hat sich nicht: Bei schönem Wetter herrscht am Ümminger See in Bochum regelmäßig großer Andrang, der mitunter zu chaotischen Verhältnissen im Naherholungsgebiet führt. Alle Versuche, das Ganze in geordnete Bahnen zu lenken, sind bislang gescheitert. Dies sei zuletzt auch wieder am 1. Mai, dem Feiertag, zu spüren gewesen, räumt Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD) ein. Wohl auch deswegen sei nur wenige Tage später eine Onlinepetition gestartet worden, in der ein Grillverbot für den Ümminger See gefordert wird, vermutet er.
Online-Petition: Grillen am Ümminger See in Bochum verbieten
Der Initiator nennt sich „Bo Jung“ und gibt sich als Anwohner des Stadtteils Langendreer aus, für den es wichtig sei, „dass unser Stadtteil weiterhin Orte für Erholung und Ruhe beibehält, um nach einem anstrengenden Tag, die Möglichkeit zu haben, sich an einem schönen und ruhigen Ort dem Alltag zu entfliehen“.
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Viele Jahre sei der Ümminger See bei Spaziergängern und sportbegeisterten Mitbürgern beliebt gewesen, heißt es in der Petition weiter. Er solle nicht nur den Menschen dienen, sondern auch einen Lebensraum für Tiere und Vögel bieten. Doch leider werde „die Atmosphäre durch den vorhandenen Grillplatz immer mehr zerstört“, kritisiert „Bo Jung“. Dieser werde zur Feier von internationalen und religiösen Festtagen genutzt, „ohne Rücksicht auf Mitbürger, Spaziergänger und am Ümminger See angesiedelte Vögel“, und es komme zu „jeglicher Art von Belästigungen“. Das könne so nicht weitergehen, meint „Bo Jung“.
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Mit der Online-Petition werde daher die Stadtverwaltung aufgefordert, „das Grillen am Ümminger See zu verbieten und somit das hohe Aufkommen von Menschen, die sich nicht benehmen können, zu unterbinden“. Damit wolle man „dazu beitragen, dass der Ümminger See ein Ort bleibt, an dem alle Bürgerinnen und Bürger in Ruhe entspannen können“.
Gestartet wurde die Petition am 9. Mai. Bis Mittwochnachmittag, 22. Mai, hatten schon 755 Menschen unterschrieben und zum Teil auch Bemerkungen hinterlegt. „Die Situation läuft aus dem Ruder und der Freizeitwert des Sees leidet“, schreibt ein User. „Ich bin schockiert über die Ausmaße. Mit Naherholung hat das nichts mehr zu tun“, ein anderer. Auch wird betont, dass es sich bei dem Ümminger See um ein Naherholungsgebiet handelt. „Die Tierwelt wird in erheblichem Maß gestört.“
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In der Bezirksvertretung Bochum-Ost, in der sich vor allem SPD und Grüne seit vielen Jahren um ein geregeltes und friedliches Miteinander am „Ümmi“ bemühen, sieht man die Probleme auch. „Ich habe das Thema schon vor zwei Wochen auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Bezirksältestenrates gesetzt“, sagt Bezirksbürgermeister Dirk Meyer. Die Situation vor Ort mache ihm „graue Haare“, zuletzt am 1. Mai sei es wieder sehr chaotisch gewesen.
An schönen Tagen müsse der Zustrom schon früh kontrolliert und kanalisiert werden. „Das ist am 1. Mai nicht geschehen. Und wenn es dann einmal zu voll ist, regelt man da gar nichts mehr.“ Ein generelles Grillverbot sieht Meyer nicht als Heilsbringer. „Auch das müsste ja kontrolliert werden. Das ist alles mit viel Aufwand und Stress verbunden.“
„Auf Knopfdruck lässt sich das nicht lösen. Da müssen wir wohlüberlegt handeln.“
Man habe schon so viel versucht, aber bisher leider kein Patentrezept gefunden, gibt Meyer, schon leicht resigniert klingend, zu. „Doch es hilft ja nichts, wir müssen Lösungen finden.“ Wie diese aussehen könnten, da will er dem Austausch im Bezirksältestenrat nicht vorgreifen. Die Online-Petition sieht er als Stimmungs- und Meinungsbild, das sicher mit in die Beratung einfließe. Aber man werde sich da nicht treiben lassen. „Auf Knopfdruck lässt sich das nicht lösen. Da müssen wir wohlüberlegt handeln.“
Ansturm auf den Ümminger See: Für die Grünen liegt das Problem nicht allein in Bochum
Handlungsbedarf sieht auch Sandra Schulze vom Koalitionspartner Grüne. „Ich kann den allgemeinen Unmut verstehen, wir müssen uns da was überlegen.“ Sie selbst sei aktuell „ein bisschen ratlos“ und sehe die ganze Angelegenheit ohnehin zwiegespalten: „Zum einen finde ich den sozialen Aspekt des Ümminger Sees als Ort des Zusammenseins sehr positiv. Auf der anderen Seite aber muss ich zugeben, dass es hier oft zu viele Menschen für die Fläche sind.“
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Darauf sei die Infrastruktur am „Ümmi“ einfach nicht ausgelegt. „Und selbst wenn man die sanitären Anlagen ausbaut, würde das für 1500 Menschen nicht reichen.“ Als eines der Hauptprobleme sieht Sandra Schulze, dass in den Nachbarstädten das Grillen in öffentlichen Anlagen sehr stark eingeschränkt sei. „Deshalb verlagert sich vieles nach Bochum und eben an den Ümminger See.“ Gebe es eine bessere Verteilung, wäre die Lage entspannter.
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Die CDU sieht sich in ihrem Bestreben nach einem strikten Grillverbot bestätigt. „Das fordern wir ja schon seit Jahren“, sagt Yannick Theis aus der Bezirksvertretung. Kontrollen seien vor Ort nicht zu bewerkstelligen, „da ist der Ordnungsdienst überfordert“. Aus seiner Sicht sei die Situation zwar besser geworden, „aber der Zustand immer noch nicht naherholungsreif“. In Rat und Bezirksvertretung wolle man nun über das weitere Vorgehen beraten.
Ordnungskräfte jedes Wochenende im Einsatz
Außergewöhnlich voll sei es am Ümminger See in diesem Jahr bisher nicht gewesen, teilt die Stadt Bochum auf WAZ-Anfrage mit. Die Grillregeln würden auch überwiegend eingehalten. „Alle Grillgeräte standen auf den befestigten Flächen“, so Stadtsprecher Peter van Dyk. „Wurden Abstände nicht eingehalten oder Abfälle unsachgemäß entsorgt, wurden von Juni bis August 2023 in 47 Fällen Verwarnungsgelder erhoben.“
Der Kommunale Ordnungsdienst sei an jedem Wochenende, einschließlich der Feiertage, während der Saison am Ümminger See und in anderen Grünanlagen im Einsatz. „Teilweise sind bis zu 15 Kräfte im Dienst“, so van Dyk, jeweils in der Zeit von 8 bis 22 Uhr. Bei den Kontrollen in 2023 wurden laut Stadt 107 Ordnungswidrigkeiten wegen Befahren von Grünanlagen angezeigt und 14 wegen Parkens in Grünanlagen. 22 Belehrungen seien in Bezug auf die geltende Bochumer Sicherheitsverordnung einschließlich der Grillregeln ausgesprochen worden. „Für 2024 liegen noch keine Zahlen vor“, sagt van Dyk. Zusätzlich zum Ordnungsdienst seien derzeit auch vier Scouts im Einsatz, die über die Grillregeln informieren.
Die Grillregeln, so van Dyk, seien Bestandteil der Bochumer Sicherheitsverordnung, die vom Rat der Stadt Bochum mit Beschluss im März 2012 beschlossen wurden.
Die Polizei habe den Ümminger See im Blick, rede da aber nicht von einem Einsatzschwerpunkt, teilt Sprecher Marco Bischoff auf WAZ-Anfrage mit. Übers Jahr gesehen rücke man 40 bis 60 Mal dorthin aus. Da gehe es aber um alle möglichen Delikte. Ansonsten unterstütze man die Stadt bei Kontrollen.