Bochum. Ein paar Tage noch, dann wird das umgestaltete Nordufer am Ümminger See freigegeben. Doch gearbeitet wird noch weiter. Die Kosten sind immens.
Es sah schon heftig aus, das Bild, das sich den Besuchern in den vergangenen Monaten am Ümminger See im Bochumer Osten bot. Das ganze Nordufer wurde weggebaggert, neu modelliert und umgestaltet. Herausgekommen ist eine u-förmige Uferpromenade mit Sitztreppen, die ins Wasser ragen – und die jetzt bald freigegeben wird. In der Woche vor Weihnachten, so die Stadt Bochum, sollen die Bauzäune entfernt werden.
„Sieht mega aus“: Bochumer See hat jetzt eine Uferpromenade
Zunächst muss die Baumaßnahme noch abgenommen werden, das soll in den kommenden Tagen erfolgen. Danach darf die Promenade schon benutzt werden. Die offizielle Einweihung soll Mitte April 2024 durchgeführt werden, wenn die Flächen und Bäume wieder grün sind.
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Die Pflanz- und Rasenflächen bleiben noch einige Zeit abgesperrt. „Kleinere Restarbeiten, die aufgrund der Witterung oder von Krankenständen nicht mehr durchgeführt werden konnten, werden Anfang Januar noch erledigt“, teilt Stadtsprecher Peter van Dyk auf WAZ-Anfrage mit. So würden die Natursteinarbeiten im Eingangsbereich an der Straße noch ergänzt. Die Uferpromenade sei aber fertig, „Baum- und Strauchpflanzungen, Bänke, Abfallbehälter, Zäune, Wege und der Gewässerverlauf sind komplett“.
Auch die Fontäne sei fertig montiert. „Sie wird witterungsbedingt aber erst im Frühjahr in Betrieb genommen“, so Peter van Dyk. Das Entfernen des Schlamms im See unter dem Standort der Fontäne sei zum Schluss noch mal eine Herausforderung gewesen. Da sich das Wasser unter der Pumpe der Fontäne als nicht tief genug herausgestellt hatte, habe hier der Schlamm zusätzlich entfernt werden müssen.
Boden am Ümminger See in Bochum machte Planern zu schaffen
Nicht das einzige Problem, das im Laufe der Umgestaltung auftrat. Vor allem der aufgrund der industriellen Vorgeschichte instabile Boden hatte den Planern im Vorfeld zu schaffen gemacht. Betonsäulen mussten eingebaut werden, die für die nötige Tragfähigkeit der Treppenanlagen sorgen. „Hier wurde früher alles zusammengeschüttet“, hatte Andrea Baltussen vom Umwelt- und Grünflächenamt im Laufe der Arbeiten erklärt. Der „unruhige“ Untergrund hatte auch dafür gesorgt, dass die Uferpromenade erst mit ordentlich Verzug angegangen werden konnte.
Und so kam man am Ende noch mal ins Schwitzen, denn aufgrund der Förderrichtlinien musste die Umgestaltung noch in diesem Jahr fertig werden. Gut, dass man letztlich im Zeitplan blieb und eine Punktlandung hinlegte.
Nicht alle Besucher zeigen sich von der neuen Uferpromenade angetan. Es gibt kritische Stimmen, die von einem zu starken Eingriff in die Natur sprechen und das Nordufer nun als Betonwüste sehen. Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD) hingegen ist begeistert. „Sieht mega aus“, schrieb er bei Facebook in freudiger Erwartung der baldigen Freigabe.
Meyer war nicht müde geworden, immer wieder auf die Hintergründe der Baumaßnahme am Ümminger See (und darüber hinaus) hinzuweisen. Denn es gehe dabei nicht allein darum, die in die Jahre gekommene Infrastruktur am „Ümmi“ zu erneuern. Zugleich sei auch der Überflutungsschutz durch Regenrückhaltung bei Starkregen verbessert worden. Und das Ganze müsse auch in Zusammenhang mit der Renaturierung des Harpener Bachs gesehen werden.
Harpener Bach wird am Ümminger See vorbeigeleitet
Um diesen komplett vom Grubenwasser, das den Ümminger See zu großen Teilen speist, zu befreien, wird im nächsten Jahr noch ein separater Bachlauf neben dem See ausgehoben. Die Arbeiten gehen also weiter. Im Sommer sollen sie abgeschlossen sein. Bis dahin muss der Weg auf der Seite vom Suntums Hof aufgrund der Bautätigkeit gesperrt werden. „Im Bereich des Weges wird der neue Gewässerverlauf liegen, der Weg wird neu gebaut“, so Peter van Dyk.
Die Kosten allein für den Bau der Uferpromenade sind üppig. „Nur für die Freianlage der Promenade, ohne die Wassertechnik (unter dem Entreebereich) und den neuen Gewässerverlauf des Harpener Bachs, belaufen sie sich auf 6,22 Millionen Euro“, teilt Peter van Dyk mit. Darin seien auch die Kampfmittelsondierungen und Bodenverbesserungen enthalten, die man im Vorfeld unternehmen musste. 2,65 Millionen Euro fließen laut Stadt durch eine Förderung über das Programm „Grüne Infrastruktur“ zurück in den städtischen Haushalt.
Ohne Grubenwasser kein See
Der Harpener Bach wird an der Westseite des Sees (Suntums Hof) vorbeigeführt, das Grubenwasser weiter über eine eigene Leitung von den Harpener Teichen in den See eingeleitet. Für den guten ökologischen Zustand des Bachs ist es wichtig, dass das Fließgewässer nicht in ein stehendes Gewässer eingeleitet wird. Des Weiteren führt der Harpener Bach, insbesondere in regenarmen Zeiten, nicht genügend Wasser, um den Ümminger See zu speisen. Es wäre ein zeitweises Austrocknen des Sees sehr wahrscheinlich. Heißt: Ohne das Grubenwasser gäbe es den Ümminger See (und auch die Harpener Teiche) gar nicht.
Hinzu komme laut Bezirksbürgermeister Dirk Meyer (SPD), dass im Bereich des heutigen Ümminger Sees ursprünglich ein Setzbecken der Großschachtanlage Robert Müser verortet war. Der Boden des Sees ist seither in unterschiedlichen Tiefen mit Rückständen aus der Zeit des Kohleabbaus belastet. „Um es deutlich zu sagen: Der Ümminger See war niemals ein ökologisch hochwertiges Gewässer und wird es aus den vorgenannten Gründen auch niemals sein können. In den letzten Jahrzehnten haben sich dort aber trotzdem Pflanzen- und Tierarten angesiedelt, die mit der Zusammensetzung des Wassers durchaus zurechtkommen.“