Bochum. Nachdem eine zentrale Feier ausfiel, feierten viele Kurden ihr Neujahrsfest doch wieder am Ümminger See. Der Andrang war groß. So lief es ab.

Mehr als 1000 Menschen haben offiziellen Schätzungen zufolge am Wochenende am Ümminger See das kurdische Neujahrsfest Newroz gefeiert. Im Vorfeld hatte die Stadt betont, dass dieser wegen der Bauarbeiten an der Uferpromenade nicht für private Feiern zur Verfügung stehe, und Kontrollen angekündigt. Dennoch hatten sich am Sonntag knapp 1200 Feiernde mit Grills und Musik am Ufer des Sees versammelt.

Ordnungskräfte der Stadt sperrten gemeinsam mit der Polizei vorsorglich die Zufahrt zum Parkplatz. Anwohnerinnen und Anwohner beschwerten sich über Park-Chaos in den Nebenstraßen, über Geruchsbelästigung durch zahlreiche Grills und über hupende Autos. Bereits am Samstag hatte es eine – allerdings etwas kleinere – Neujahrsfeier am See gebeben.

Ümminger See: Tumultartige Szenen im Jahr 2022

Im vergangenen Jahr war es an derselben Stelle zum Neujahrsfest zu tumultartigen Szenen gekommen. Tausende Menschen waren am See versammelt, hatten gegen das Grillverbot verstoßen und waren mit ihren Autos auf den Rasen gefahren. Um das zu verhindern, hatte die Stadt Bochum eigentlich für Sonntag, 19. März, ein offizielles Fest an der Zeche Hannover geplant. Das jedoch wurde kurzfristig abgesagt.

Die Begründung blieb vage: „Aufgrund der Erdbebenkatastrophe in der Türkei und Syrien konzentrieren viele ehrenamtliche Akteure ihre Kräfte auf Hilfe für die Opfer. Die Stadt Bochum bedauert, dass es in diesem Jahr nicht zu einem gemeinsam organisierten Frühlings- und Neujahrsfest kommt“, so hieß es in der Mitteilung.

Viele Feiernde hatte eigene Grills mitgebracht. Dabei ist das eigentlich nur an den ausgewiesenen Flächen erlaubt.
Viele Feiernde hatte eigene Grills mitgebracht. Dabei ist das eigentlich nur an den ausgewiesenen Flächen erlaubt. © Karoline Poll

Die Feiernden zeigen sich zufrieden mit „ihrem Platz“ am Ümminger See. Über Facebook hätten sich die Familien und Freunde organisiert. Der „Ümmi“ sei vor allem wegen seiner Grillplätze prädestiniert für die Feier des Newroz, heißt es. Das Grillen ist dort eigentlich nur an zwei offiziellen Grillflächen erlaubt.

Stadt und Polizei zeigen sich besser vorbereitet

Stadt Bochum und Polizei seien am Wochenende besser vorbereitet gewesen als im Vorjahr, schildert eine direkte Anwohnerin. Ein Park-Chaos direkt am See sei ausgeblieben. Das sehen manche ihrer Nachbarn anders. Die Nebenstraßen sind zugeparkt, auch am späten Abend fahren noch Autokolonnen an der Absperrung vorbei.

Oberbürgermeister Eiskirch grüßt

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) hatte sich im Vorfeld mit einem Grußwort an die Kurdinnen und Kurden gewandt. „Zum Neujahrs- und Frühlingsfest 2023 sende ich Ihnen meine besten Glückwünsche“, heißt es dort.

„Meine Gedanken sind in diesem Jahr besonders bei all denjenigen von Ihnen, die durch das Erdbeben Angehörige und Freunde verloren haben, oder deren Verwandte und Bekannte keine Bleibe mehr haben und die letzten Wochen unter unvorstellbaren Bedingungen zubringen mussten und müssen.“

Weiter heißt es: „In unserem Land leben Menschen, die die unterschiedlichsten Feste feiern. Das ist Ausdruck einer lebendigen Vielfalt und eines guten Miteinanders zwischen Kulturen und Religionen. (...) Ich hoffe, dass das Newroz-Fest dazu beiträgt, uns über geographische, kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zu verbinden.“

Das Newroz ist der Name des Neujahrs- und Frühlingsfestes, das vor allem im persischen Kulturraum mit dem Frühlingsbeginn gefeiert wird. Der Tag fällt auf den 20. oder 21. März. Viele Kurdinnen und Kurden haben in diesem Jahr am Wochenende zuvor gefeiert.

Schon früh am Sonntagmorgen waren die Einsatzkräfte am Ümminger See um die Besucher frühzeitig in Empfang zu nehmen, über Verhaltensregeln aufzuklären und den Verkehr zu regeln. Das habe gut geklappt, sagt die Polizei am Sonntagnachmittag. „Es ist zwar gut was los, aber alles ruhig, alles friedlich.“ Platzverweise seien nicht ausgesprochen und auch keine Bußgelder verhängt worden. Polizei und Ordnungsamt setzen am Sonntag auf Deeskalation – und beobachten vor allem die Szenerie aus Musik, Tanz, fußballspielenden Kindern und Grills.

Die Zufahrt zum Ümminger See in Bochum wurde abgesperrt, als der Andrang zu groß wurde – überwacht von der Polizei.
Die Zufahrt zum Ümminger See in Bochum wurde abgesperrt, als der Andrang zu groß wurde – überwacht von der Polizei. © Karoline Poll

Die örtliche Politik zeigt sich erfreut über den friedlichen und gesitteten Verlauf der Feier. „Es war ja absehbar, dass nach der Absage des zentralen Festes dennoch gefeiert wird“, sagt Dirk Meyer (SPD), Bezirksbürgermeister Ost. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag sei am „Ümmi“ viel los gewesen. „Aber es hat wirklich gut geklappt, weil alle auch gut vorbereitet waren.“

Ein großes Lob spricht Meyer deshalb den Einsatzkräften von Stadt und Polizei aus. „Die waren an beiden Tagen ganz früh da und haben die Leute in Empfang genommen. Das war wichtig.“ Ebenso, die Zufahrt zu sperren, als der Andrang am Nachmittag immer größer wurde. Das habe die Lage direkt am See deutlich entspannt, den Druck in den Nebenstraßen dafür aber erhöht.