Mülheim. 200 Mülheimer haben geholfen, die Ruhr von Unrat zu befreien – am und im Wasser. Sie konnten kaum glauben, was alles in der Natur entsorgt wird.

Wer am Samstag an der Ruhr spazieren ging, dürfte einige Menschen, bepackt mit gelben Handschuhen, pinken Mülltüten und langen Greifzangen, wahrgenommen haben. Grund dafür war der Ruhr Clean Up, welcher in Mülheim bereits zum zweiten Mal veranstaltet wurde. Rund 200 Mülheimer haben ehrenamtlich geholfen, Fluss, Ufer und Ruhrauen von Müll zu befreien.

Mit dieser Aktion hat sich Mülheim erneut dem so genannten Rhine Clean Up angeschlossen, welcher seit 2018 in mehreren europäischen Ländern stattfindet.

Rotaract Club hat die 13 Mülheimer Aufräumgruppen begleitet

„Vom Baldeneysee bis nach Styrum wird die Ruhr heute komplett gereinigt“, freute sich Michael Schüring, Geschäftsführer des Centrums für bürgerschaftliches Engagement. Die 200 Helfer wurden in 13 Gruppen aufgeteilt und suchten zwischen 10 und 13 Uhr in verschiedenen Gebieten nach Müll. Jede Gruppe wurde dabei begleitet von einem Mitglied vom Rotaract Club Mülheim/Oberhausen.

Auch die Naturschutzgebiete wurden von Abfall befreit. „Um dort jedoch nicht mehr kaputt zu machen als aufzuräumen, waren einige Gruppen in Begleitung von Landschaftswächtern unterwegs“, so Schüring. Der Müll wurde in Tüten gesammelt, anschließend an Sammelpunkten zusammengetragen und am Abend von der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft abgeholt.

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Gehören nicht in die Landschaft: Bierflaschen, Wäschekörbe und Bojen

Auch wenn es auf den ersten Blick oft nicht auffällt: Büsche, Wegesränder und Ruhrufer sind voll von Müll, weiß Schüring: „Bei so viel Müll könnte man eigentlich jeden Monat so eine Aktion machen.“ Er ist froh über die hohe Nachfrage – von Kindern bis Senioren wollten viele mithelfen, die Ruhr zu säubern. Besonders Familien waren in diesem Jahr viele mit dabei, ebenso der Mülheimer Angelverein und 35 Mitarbeiter von Siemens.

Auch einige Messdiener der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt haben bei der Aufräumaktion geholfen und die Gegend rund um das Kloster Saarn von Unrat befreit. Alte Zigaretten und Bierflaschen, aber auch Bojen, ein Planschbecken und einen Wäschekorb haben sie aus den Büschen gezerrt. Zehn ganze Müllsäcke haben die 14 Messdiener so zusammengetragen. „Es ist ein gutes Gefühl, etwas für die Umwelt getan zu haben“, findet Tobias Graef.

„Es geht mir total auf den Keks, dass immer so viel Müll rumliegt“

Besondere Funde hat auch Niclas Giesen vom Rotaract Club gemacht: einen Liegestuhl, eine Gießkanne und Blumenkübel. „Irgendwie komisch, so etwas einfach in der Natur zu finden. Ich habe mich gefragt, wie das überhaupt dahin kommt“, erzählt er. Thorsten Aust von Greenpeace Mülheim-Oberhausen deutet auf ein großes altes Fass: „Das hing oben in einem Baum. Wahrscheinlich sogar noch von der Flut im Juli.“

Aktion soll Weltmeere von Müll befreien

Der „Ruhr Clean Up“ ist als Pendant zum „Rhine Clean Up“ entstanden. Dieser findet seit 2018 in mehreren europäischen Ländern statt. Seit 2020 gibt es auch den „Mosel Clean Up“ und den „Ruhr Clean Up“, bei welchem auch Mülheim mitmacht. Ziel der Aufräumaktionen an den Flüssen ist es, die Weltmeere vom Müll zu befreien und die Natur vom Plastik zu entlasten. Ein Großteil des Mülls gelangt nämlich über die Flüsse in die Meere – das will die Aktion verhindern.Im letzten Jahr wurden beim Clean-Up-Tag am 17. September 2020 insgesamt rund 320 Tonnen Müll an Rhein, Ruhr und Mosel eingesammelt.

Auch Andrea Winkler hat beim Ruhr Clean Up mitgeholfen und volle Tüten zur Müll-Sammelstelle geschleppt. „Ich jogge an der Ruhr und mir geht es total auf den Keks, dass da immer so viel Müll herumliegt. Außerdem muss ich aufpassen, dass mein Hund beim Gassigehen nicht in Scherben tritt.“ Deshalb findet sie die Aktion sehr sinnvoll und wollte unbedingt beim Aufräumen dabei sein.

Acht Taucher haben den Grund der Ruhr von Müll befreit

Nicht nur die Umgebung der Ruhr wurde am Samstag gesäubert, auch der Fluss selbst wurde nicht vergessen. Dieses Jahr hat der Mülheimer Tauchsport Club beim Clean Up mitgemacht. Acht Taucher sind 500 Meter den Grund der Ruhr entlanggetaucht und haben neben Chipstüten und Autoreifen auch einen Grill und einen Stahlschrank aus dem Wasser gezogen. „Das war heute durchaus eine gelungene Aktion. Die Ruhr ist jetzt um ein paar Dinge leerer“, sagt Uwe Nehrig, Vorsitzender vom Tauchsport Club.

Michael Schüring hofft, mit dem Ruhr Clean Up möglichst viele Menschen erreicht und sensibilisiert zu haben: „Die Leute müssen endlich aufhören, ständig ihren Abfall in die Landschaft zu werfen.“