Mülheim. Beim ersten Ruhr-Cleanup haben über 300 Mülheimer mitgemacht. Viele Jugendliche waren dabei und räumten Müll in Parks und am Ruhrufer auf.
Chipstüten, Flaschen, Dosen und jede Menge Zigarettenkippen. Die rund 300 Freiwilligen, die sich am Samstag am ersten Ruhr-Cleanup beteiligten, hatten alle Hände voll zu tun. Entlang des Ruhrufers, aber auch in der Müga und anderen Parks und Spazierwegen füllten sich die roten Müllsäcke, die von der Initiative Rhine-Cleanup in Zusammenarbeit mit dem Mülheimer Nabu und dem Centrum für bürgerliches Engagement (CBE) zur Verfügung gestellt wurden, schneller, als die meisten freiwilligen Müllsammler gedacht hätten.
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Erster Ruhr-Cleanup: „Hätte mir weniger Müll gewünscht“
„Tatsächlich hätte ich mir ein bisschen weniger Müll gewünscht, aber wenn man ehrlich ist, konnte man es schon in dieser Größenordnung erwarten“, resümiert Kamil Kopel den Einsatz entlang des Ruhrufers zwischen Schleuseninsel und Schlossbrücke. Der IT-Leiter gehört zum Siemens Nachwuchsförderkreis, der sich mit rund 30 Mitarbeitern an der Müllsammelaktion beteiligt hat.
„Was ich absolut nicht verstehen kann, ist, dass egal ob direkt an den Sitzbänken ein Mülleimer steht oder nicht, der Müll auf dem Boden und auch die Menge ist gleich“, ärgert sich Kopel und befördert mit der Greifzange die nächste Plastiktüte aus dem Gebüsch an einem Spielplatz in seinen Müllbeutel. Ein Fahrradfahrer fährt an der Gruppe vorbei und ruft: „Absolute Klasse! Danke!“ Nicht jeder sage etwas, aber anerkennende Blicke habe es schon einige gegeben, so der Siemensmitarbeiter, der sich als Familienvater seiner Vorbildfunktion bewusst ist und mit gutem Beispiel vorangehen möchte.
„Mülheim räumt auf“ wegen Corona ausgefallen
Dass es genau solche Menschen brauche, um etwas zu verändern und in Gang zu bringen, weiß Michael Schüring. „Wenn Einzelne etwas initiieren, sich zusammenschließen und etwas auf die Beine stellen, dann ziehen andere nach“, erklärt der CBE-Chef den gewünschten Effekt, den solche Aktionen bewirken sollen. „Und egal, wie viele Tonnen Müll heute zusammenkommen, die Helfer bewirken alleine schon dadurch etwas, dass andere darauf aufmerksam werden und sich Gedanken machen.“
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2018 gab es das erste Rhine-Cleanup. Als Anfang des Jahres die Initiatoren auf das CBE zugekommen seien und gefragt hätten, ob man sich vorstellen könne, in diesem Jahr mitzumachen, musste das Team um Michael Schüring nicht lange überlegen. Insbesondere, da die alljährliche Aktion „Mülheim räumt auf“ wegen Corona gestrichen werden musste.
17 Mülheimer Gruppen machten beim Ruhr-Cleanup mit
Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich freiwillige Helfer beim CBE und beim Nabu. Sportvereine, Familien, Freundeskreise: Insgesamt 17 Gruppen machten offiziell beim ersten Ruhr-Cleanup mit und waren in ganz Mülheim verteilt unterwegs. Hinzu kamen noch Freiwillige, die sich spontan an der Aktion beteiligten. In den Naturschutzgebieten wurden den engagierten Sammlern Experten an die Seite gestellt, die noch etwas über die Flora und Fauna in den unterschiedlichen Habitaten erzählen konnten.
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Dass die „Fridays for Future“-Bewegung bei weitem keine Gruppe von Schulschwänzern ist, wie böse Zungen des Öfteren behaupten, zeigte sich alleine daran, dass sich an der Aktion viele Kinder und Jugendliche beteiligten. So wie Leander, der gemeinsam mit Mutter Marion und Vater Christian Ropertz, den Müll entlang des Ruhrufers am Wasserbahnhof einsammelte.
Mülheimer Familie: Alter für Wahlrecht weiter senken
35.000 Säuberer an Rhein, Ruhr und Mosel
Rund 35.000 Menschen haben am Samstag nach Angaben der Initiatoren an den die Ufern von Rhein, Mosel und Ruhr insgesamt 320 Tonnen Müll gesammelt.
Das Rheinufer wurde beim großen „Cleanup“ – von der Quelle in der Schweiz bis zur Mündung bei Rotterdam – bereits zum dritten Mal gesäubert.
Entlang der Rhein-Mündungsflüsse Ruhr und Mosel war es das erste „Cleanup“ dieser Art.
„Es ärgert mich schon, dass die Leute ihren Müll einfach so liegen lassen und sich keine Gedanken darüber machen, wie sie die Natur damit schädigen“, sagt der elfjährige Schüler, der auch regelmäßig an „Fridays for Future“ Demos teilnimmt. „Außerdem zeigt sich auch heute wieder, dass es eben nicht, wie gerne behauptet, immer die Jugendlichen, sondern überwiegend Erwachsene sind, die ihren Müll einfach in die Natur werfen.“
Wenn es nach Leander und seinen Eltern ginge, sollte das Alter für das Wahlrecht noch weiter runter gesetzt werden. Nur so könnten sich Kinder und Jugendliche für ihre Rechte wirklich demokratisch einsetzen und die zukünftige Politik mitbestimmen. Eine Zukunft mitgestalten, in der sie den Erwachsenen den Müll nicht mehr hinterher räumen müssen.