Mülheim. Mülheims Centrum für bürgerschaftliches Engagement wird 20 Jahre alt. Zwei Ehrenamtliche erzählen, warum sie sich engagieren.
Der ehemalige Versicherungsmanager Manfred Zabelberg und die dreifache Mutter Saadia Ibaoune kommen aus unterschiedlichen Lebenswelten. Doch den 69-Jährigen und die 34-Jährige verbindet ihre Freude am ehrenamtlichen Engagement für ihre Mitmenschen. Beide kamen durch das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) zu ihrem Ehrenamt, das aktuell sein 20-jähriges Bestehen feiert. Wie die Freiwilligenagentur ihnen die Tür zu einer Welt voller interessanter und engagierter Menschen geöffnet hat.
Zabelberg engagiert sich seit sechs Jahren zusammen mit seiner Co-Moderatorin Brigitte Reuß für die Mülheimer Zeitzeugenbörse. Saadia Ibaoune gehört ebenso lang zu den Mülheimer Familienfreunden. Warum engagieren sie sich ehrenamtlich und welche Rolle spielt die CBE-Familie in ihrem Leben?
Zabelberg: Wer sich ehrenamtlich engagiert, bekommt viel zurück
„Es macht mir einfach Spaß mich für andere Menschen zu engagieren und durch mein Engagement andere Menschen kennenzulernen“, sagt Saadia Ibaoune, die seit einigen Monaten auch dem Integrationsrat angehört und beruflich als pädagogische Integrationshelferin aktiv ist.
Auch Manfred Zabelberg möchte den regelmäßigen Austausch mit seinen ehrenamtlichen Gesinnungsgenossen, die sich in ganz unterschiedlichen Projekten, je nach ihrer persönlichen Neigung einbringen, nicht missen.
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„Wir sind ein harter Kern von 20 bis 30 Personen, die gemeinsam mit Hilfe des CBE und seiner Schulungen ein gutes Fundament für unser ehrenamtliches Engagement bekommen haben. Ich genieße die sozialen Kontakte, die ich durch mein Ehrenamt bekomme. Und sie zeigen mir: Wer sich ehrenamtlich engagiert, bekommt viel zurück und tut sich mit seinem Engagement immer auch selbst etwas Gutes. So merke ich zum Beispiel, dass mich die Arbeit mit und für die Zeitzeugenbörse geistig und körperlich fordert und fit hält, weil sie mich auch viel menschliche Wertschätzung erleben lässt“, sagt der Pensionär.
Individueller Zuschnitt des ehrenamtlichen Engagements
„Es ist einfach schön, wenn man mit Menschen in Kontakt kommt, die sich in vergleichbaren oder auch in ganz anderes Lebenszusammenhängen befinden. Das Gute an den Ehrenämtern, die das CBE vermittelt ist, dass man, trotz einer notwendigen Verlässlichkeit, immer selbst bestimmt, wie viel Zeit man einsetzen möchte. Wenn ich mal etwa aus familiären Gründen keine Zeit für die Familien habe, die ich als Tandempartnerin durch ihren Alltag begleite, ist es eben auch kein Problem, anzurufen und zu sagen: Heute funktioniert es nicht. Lass uns den Behördengang oder das gemeinsame Eisessen auf die nächste Woche verschieben“, schildert Saadia Ibaoune den individuellen Zuschnitt ihres ehrenamtlichen Engagements.
„Es macht keinen Sinn und wäre kontraproduktiv, wenn man an seinem Ehrenamt keine Freude hätte, sondern damit unter Stress geraten würde. Damit wäre dann niemandem gedient“, sagt Manfred Zabelberg. Und so freut er sich auf die monatlichen Treffen der Zeitzeugenbörse im Sommerhof am Tourainer Ring oder auf die Lesungen in der Buchhandlung Fehst am Löhberg oder auch auf die gemeinsamen Schulbesuche, bei denen er die Zeitzeugen in Schulklassen begleitet.
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„Es ist immer wieder beeindruckend, mit wie viel Interesse und gegenseitigem Respekt sich die Zeitzeugen und die Jugendlichen begegnen, wenn die Zeitzeugen zum Beispiel über ihre Kriegs- und Nachkriegserlebnisse berichten. Unsere Zeitzeugenbörse ist auf jeden Fall ein sehr guter Beitrag zum Dialog und zum gegenseitigen Verständnis zwischen den Generationen und damit auch zur Stärkung unseres demokratischen Zusammenlebens“, schildert Zabelberg seine Erfahrung.
Projekt Familienfreunde: Menschen begegnen sich auf Augenhöhe
Das Ehrenamt macht ihm Freude, weil er weiß, dass es auch ein Leben neben dem Ehrenamt gibt. So plant er aktuell mit seiner Frau einen Urlaub in Südafrika und dann wieder mit seiner Zeitzeugen-Börsen-Kollegin Brigitte Reuß die nächste Lesung in der Buchhandlung Fehst. Diesmal lesen Zeitzeugen autobiografische Texte, in denen es um das Thema Ausbildung und Berufswahl in der Nachkriegszeit gehen wird.
Saadia Ibaoune kam vor sechs Jahren über die vom Stadtteilmanagement Eppinghofen organisierten Mut-mach-Cafés für Eltern mit Migrationshintergrund zu den Familienfreunden. Der Name ist Programm. Tandems aus Familien mit und ohne Zuwanderungshintergrund begleiten sich regelmäßig durch ihren Alltag, um sich gegenseitig zu stärken. „Dieses Projekt ist wirklich eine gelungene Sache, weil es den Beteiligten, die sich hier als Menschen auf Augenhöhe begegnen, zeigt, dass man in unserer Stadt bei verschiedenen Anlaufstellen Hilfe bekommen kann“, betont Ibaoune.
Bürokratie stellt Menschen mit Migrationshintergrund vor Herausforderungen
Dabei stellt sie immer wieder fest, dass es vor allem Behördengänge und Fragen rund um die Bürokratie sind, bei denen Zuwanderer und Menschen mit Migrationshintergrund besonders häufig Unterstützung brauchen. Für die Integrationsrätin steht fest, „dass das CBE mit seinem Projekt Familienfreunde einen wichtigen Beitrag zur Integrationsförderung und zum sozialen Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft leistet.“
Das Grundprinzip, dass Menschen, die sich in ehrenamtlich getragenen Projekten des CBE begegnen und gegenseitig bereichern, erkennen Zabelberg und Ibaoune auch in vielen anderen Projekten der Freiwilligenagentur, sei es bei den Ausbildungspaten, bei den Lesepaten, bei den Heinzelwerkern, bei den Mülheimern, die einen Tag lang gemeinsam die Ruhrufer vom Müll befreien oder bei den Workshops, Konferenzen, Kulturveranstaltungen und Nachbarschaftstreffen.
Geburtstagswünsche: Alles Gute für die nächsten 20 Jahre
Zabelberg und Ibaoune sind sich einig, was sie dem Centrum für bürgerschaftliches Engagement zu seinem 20. Geburtstag wünschen: Mindestens noch einmal 20 erfolgreiche Jahre oder mehr, und vor allem „weiterhin gute Ideen, engagierte Menschen und große Wertschätzung“, die sie selbst als ehrenamtlich Aktive aus der CBE-Familie in der Mülheimer Öffentlichkeit immer wieder erfahren.
Beide weisen darauf hin, dass das freiwillige ehrenamtliche Engagement der Bürger durch das CBE verstetigt und gestärkt wird. Sie sind davon überzeugt, dass dieses gemeinsame haupt- und ehrenamtliche Engagement von Bürgern für Bürger unsere Gesellschaft lebendig, solidarisch und stark macht, wie es kein steuerfinanzierter und gut organisierter Staat kann. „Wir leben alle davon,“ so Manfred Zabelberg, „dass nicht jeder Mensch immer gleich danach fragt: ‚Was bekomme ich dafür, sondern dass wir Dinge gemeinsam und füreinander tun, weil sie uns Freude machen und uns persönliche Befriedigung und Lebenssinn geben.“