Oberhausen. Die Fronleichnamskirmes in Oberhausen benötigt lange Planungszeit. Was Kirmes-Fans nach zwei Corona-Ausfällen in Folge bereits Hoffnung macht.

Es ist kein gutes Zeichen, wenn man lange überlegen muss, von welchem Karussell einem auf der Fronleichnamskirmes zuletzt schlecht geworden ist. Die Offride-Schaukel „Avenger Royal“ des Münchner Schaustellers Manuel Zinnecker hatte sich 2019 den letzten Bauchkrampf-Titel redlich verdient. 2019, wohl bemerkt! Nach zweijähriger Flaute kribbelt es in diesen Tagen bei Anhängern des Rummels aber wieder in der Magengegend - aus angenehmer Vorfreude.

Von Frühlingsgefühlen zu sprechen, wäre sicher noch zu früh. Aber bei Schaustellern und Stammpublikum sind die Hoffnungen auf eine Rumps-Rückkehr nach zwei Corona-Totalausfällen hintereinander spürbar.

„Der Ausblick ist aus unserer Sicht gut - sogar sehr gut“, sagt Kristoffer Krenz von der Werbegemeinschaft Oberhausener Kirmessen. Auch bei Schausteller-Chef Ronny Schütze hebt sich die Stimmlage wieder: „Wir sind guter Dinge!“ Und das, obwohl die Corona-Inzidenz derzeit von Höchstwert zu Höchstwert eilt.

Fronleichnamskirmes 2022: Stadt verschickt bereits Verträge

Nun haben beide Herren sicher keine Kirmes-Kollegin besucht, die in düsteren Wohnwagen mit der Glaskugel in die Zukunft gaukelt. Für eine Rückkehr der Fronleichnamskirmes sprechen nicht nur Virologen-Prognosen auf einen entspannteren Corona-Sommer. Knapp vier Monate vorher gibt es schon deutliche Anzeichen - vor und hinter den Kulissen.

Nach unseren Informationen sollen von der Stadt bereits Verträge an Karussell- und Budenbesitzer verschickt worden sein. Das war im vergangenen Jahr, als man zu Jahresbeginn letztlich vergebens auf eine Fronleichnamskirmes hoffte, nicht der Fall.

Auch wenn die offizielle Facebook-Seite der Fronleichnamskirmes noch auf die zurückliegende Wottelkirmes in Königshardt aus dem Herbst 2021 aufmerksam macht, ist es ein Zeichen dafür, dass an einer Kirmes zwischen Mittwoch, 15. Juni und Montag, 20. Juni 2022, ohne Bremse gearbeitet wird.

Eine spontane Kirmes-Architektur wäre auch kaum praktikabel. 380 Schausteller müssen auf knapp drei Kilometer Wegstrecke verteilt werden. Vor drei Jahren pilgerten gut 750.000 Besucher an sechs Tagen nach Sterkrade. 

Fronleichnamskirmes 2022: Soester Allerheiligenkirmes gilt als Modell

Weiterer Treibstoff fürs Hoffnungskarussell: Gemeinsam mit der Kröößkirmes in Schmachtendorf gehörte der Stadtteil-Rummel der Wottelkirmes in Königshardt im vergangenen Herbst bundesweit zu den ersten Kirmessen, die nach den Corona-Beschränkungen wieder starten konnten. 3G-Regeln wurden durch Stichproben überprüft.

Es geht noch größer: Als Muster-Modell für die Schausteller-Branche gilt die Soester Allerheiligenkirmes, die Anfang November 2021 als eine der wenigen Großkirmessen starten durfte - ebenfalls mit 3G-Stichproben. Besucherzahl und Beschickerquote sind dort mit der Fronleichnamskirmes vergleichbar. Und: Große Weihnachtsmärkte wie am Centro Oberhausen sowie der Weihnachtszauber in Crange durften im Winter ebenfalls starten.

Bei den Oberhausener Schaustellern wird in den Wagenhallen darum geschraubt. „Viele Kollegen bereiten ihre Karussells und Fahrzeuge auf die Kirmessaison vor“, sagt Kristoffer Krenz. „Wir gehen davon aus, dass wir herausfahren können.“ Das gelte auch für die Großplätze der Cranger Kirmes und Rheinkirmes in Düsseldorf, die erst nach Sterkrade anstehen.

Fronleichnamskirmes 2022: Schulden bei Schaustellerbetrieben wachsen

Bislang hätten die Oberhausener Kirmesbuden-Besitzer die Corona-Krise mit einem blauen Auge überstanden. „Dass jemand sein Gewerbe aufgeben musste, ist uns nicht bekannt.“ Die temporären Standplätze, etwa vor dem Technischen Rathaus, hätten gut geholfen, Verluste zumindest abzufedern.

Zugleich reiße jeder Monat ohne Kirmes weiter ein dickes Minus ins Portemonnaie, verursacht durch laufende Kredite, Mieten, Personal, Instandsetzung und zuvor eingekaufte Großgeräte. Krenz: „Der Schuldenberg wächst. Wir müssen einiges aufholen.“

>>> Kirmes-Ersatz auf dem Sterkrader Hirschberg

Die Fronleichnamskirmes in Sterkrade ist durch die Corona-Pandemie im Sommer 2020 und 2021 ausgefallen.

In beiden Jahren öffneten dafür auf dem Sterkrader Hirschberg temporäre Freizeitparks. 2020 als "Herbstvergnügen" und 2021 als "Sommervergnügen". Bis zu 1000 Personen durften zeitgleich auf das umzäunte Gelände.